DAS BUCH DER MEDIEN oder WEGWEISER FÜR MEDIEN UND ANRUFER

Allan Kardec

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VIERUNDZWANZIGSTES KAPITEL
Identität der Geister


• Mögliche Beweise der Identität • Unterscheidung der guten und bösen Geister • Fragen über die Natur und Identität der Geister



Mögliche Beweise der Identität

255. Die Frage der Identität ist eine selbst unter den Anhängern des Spiritismus eine der umstrittensten, denn die Geister bringen uns in der Tat keinen Identitätsausweis, und man weiß, mit welcher Leichtigkeit einige unter ihnen fremde Namen führen. Auch liegt hier nach der Besessenheit eine der größten Schwierigkeiten des praktischen Spiritismus. Übrigens ist die absolute Identität in vielen Fällen eine Nebensache und ohne wirkliche Bedeutung.

Die Identität von Personen des Altertums ist am schwierigsten festzustellen, oft ist es sogar unmöglich, und man ist auf rein moralische Beurteilung angewiesen. Man beurteilt die Geister wie die Menschen nach ihrer Sprache; wenn sich ein Geist z.B. unter dem Namen Fenelon vorstellt und Gemeinheiten und Kindereien sagt, so ist es wohl gewiss, dass er es nicht sein kann. Aber wenn er uns Dinge sagt, die Fenelon‘s Charakter würdig sind und die dieser nicht bestreiten würde, so hat man, wenn auch nicht einen materiellen Beweis, wenigstens alle moralische Wahrscheinlichkeit dafür, dass er es sein muss. Besonders in diesem Fall ist die reelle Identität eine Nebensache; sobald der Geist nur gute Dinge kundgibt, liegt wenig daran, unter wessen Namen sie gegeben werden.

Man wird ohne Zweifel einwenden, dass ein Geist, der einen verborgten Namen annimmt, selbst dann, wenn er nur Gutes sagt, dessen ungeachtet einen Betrug begeht und folglich kein guter Geist sein kann. Gerade hier sind ziemlich schwierige, feine Unterschiede zu verstehen, und wir wollen versuchen, sie zu erklären.

256. In dem Maß, wie sich die Geister stufenweise vervollkommnen, verschmelzen die verschiedenen Charaktere ihrer Persönlichkeit in einer Art Einheit der Vollendung, und demnach behalten sie trotzdem ihre Individualität; so geschieht es bei den höheren und reinen Geistern. In dieser Stellung ist der Name, welchen sie auf der Erde führten in einer der tausend körperlichen, vergänglichen Existenzen, durch die sie gegangen sind, völlig unbedeutend. Man beachte noch, dass die Geister durch die Ähnlichkeit ihrer Eigenschaften voneinander angezogen werden, dass sie also sympathische Gruppen oder Familien bilden. Andererseits, wenn man die unermessliche Anzahl von Geistern betrachtet, welche seit Beginn der Zeiten in die ersten Ränge im Jenseits emporgestiegen sein müssen, und sie mit der geringen Anzahl Menschen vergleicht, welche auf der Erde einen großen Namen hinterlassen haben, wird man begreifen, dass unter den höheren Geistern, die sich uns mitteilen können, die Mehrzahl für uns keine Namen haben müssen. Da wir aber Namen hören wollen, um unseren Ideen einen Stützpunkt zu geben, können sie jene bekannter Personen annehmen, deren Natur sich am besten mit ihrigen identifiziert. Daher kommt es, dass sich unsere Schutzengel am häufigsten unter dem Namen eines Heiligen zu erkennen geben, den wir verehren und im Allgemeinen unter dem Namen dessen, für den wir die meiste Sympathie haben. Daraus folgt, dass wenn der Schutzengel eines Menschen sich für den heiligen Petrus ausgibt, dies kein materieller Beweis ist, dass es genau der Apostel dieses Namens ist. Er kann es sein, so wie es ein anderer ganz unbekannter Geist sein kann, der aber zu der Familie der Geister gehört, dem der heilige Petrus angehört. Daraus folgt ferner, dass der Schutzengel, unter welchem Namen man ihn auch anruft, auf den Ruf kommten wird, weil er durch den Gedanken angezogen wird und der Name ihm gleichgültig ist.

Ebenso verhält es sich jedes Mal, wenn ein höherer Geist sich spontan unter dem Namen einer bekannten Person offenbart. Nichts beweist, dass es gerade der Geist dieser Person ist, aber wenn er nichts sagt, was die Erhabenheit des Charakters dieser Person verleugnet, so spricht die Vermutung dafür, dass er es ist, und auf alle Fälle kann man sich sagen, dass wenn er es nicht ist, es ein Geist desselben Grades sein muss oder vielleicht sogar von ihm gesandt. Zusammenfassend ist die Frage des Namens von sekundärer Bedeutung. Der Name kann als ein einfacher Hinweis auf den Rang betrachtet werden, den der Geist auf der geistigen Stufenleiter innehat.

Die Lage ist eine ganz andere, wenn ein Geist von niederem Rang sich mit einem ehrenvollen Namen schmückt, um seinen Worten Glauben zu verschaffen, und dieser Fall kommt so häufig vor, dass man sich vor dieser Art Austausch nicht genug hüten kann. Denn im Schutz dieser verborgten Namen, vor allem durch Verblendung, versuchen bestimmte hartnäckige Geister, die mehr hochmütig als weise sind, die lächerlichsten Ideen glaubwürdig erscheinen zu lassen.

Die Frage der Identität ist also, wie wir gesagt haben, fast gleichgültig, wenn es sich um allgemeine Belehrungen handelt, weil sich die besten Geister immer untereinander austauschen können, ohne dass dieses irgendeine Folge hätte. Die höheren Geister bilden sozusagen ein kollektives Ganzes, dass Individualitäten uns mit wenigen Ausnahmen beinahe gänzlich unbekannt sind. Was uns interessiert, ist nicht die Person, sondern ihre Lehre. Nun denn, ist dieser Unterricht gut, so liegt wenig daran, ob derjenige, welcher ihn erteilt, Peter oder Paul heißt, man beurteilt ihn nach seinen Eigenschaften und nach seinem Unterricht. Wenn ein Wein schlecht ist, so macht das Etikett ihn nicht besser. Ganz anders ist es bei den vertraulichen Mitteilungen, weil uns hier das Individuum, seine Person selbst interessiert, und mit Recht besteht man in diesem Fall darauf, sich zu überzeugen, ob der Geist, der auf unsern Anruf kommt, wohl wirklich der ist, den man wünscht.

257. Viel leichter ist die Identität festzustellen, wenn es sich um heutige Geister handelt, deren Charakter und Gewohnheiten man kennt, denn das sind dieselben Gewohnheiten, die abzulegen sie noch nicht die Zeit gehabt haben, durch die sie sich erkennbar machen, und sagen wir es gleich, dass dies eines der sichersten Zeichen ihrer Identität ist. Der Geist kann ohne Zweifel davon Beweise geben, wenn man ihn darum bittet, aber immer nur dann, wenn er es angemessen findet, und im allgemeinen beleidigt ihn eine solche Frage. Deshalb soll man sie vermeiden. Wenn der Geist den Körper verlässt, so verliert er nicht seine Empfänglichkeit, es kränkt ihn jede Frage, die das Ziel verfolgt ihn auf die Probe zu stellen. Es ist so eine Frage, die man nicht zu stellen wagen würde, wenn er uns lebend begegnet, aus Furcht, den Anstand zu verletzen. Warum sollte man nach seinem Tod weniger Rücksicht nehmen? Wer möchte, wenn ein Mensch sich unter Nennung seines Namens in einem Salon vorstellt, ihm gerade ins Gesicht sagen, er solle es beweisen, dass er es ist indem er seine Urkunden vorweist, unter dem Vorwand, dass es Betrüger gibt? Dieser Mensch hätte gewiss das Recht, dem Fragesteller die Regeln des guten Benehmens ins Gedächtnis zu rufen. Das tun auch die Geister, indem sie entweder nicht antworten oder sich zurückziehen. Zum Vergleich lasst uns ein Beispiel anführen: nehmen wir an der Astronom Arago wäre bei seinen Lebzeiten in einem Haus erschienen, wo seine Person nicht bekannt war, und man hätte ihn so angesprochen: “Sie sagen, Sie sind Arago, aber da wir Sie nicht kennen, beweisen Sie es uns bitte, indem Sie auf unsere Fragen antworten. Lösen Sie dieses oder jenes astronomische Problem. Sagen Sie uns Ihre Namen, Ihre Zunamen, die Namen Ihrer Kinder, was Sie an diesem oder jenem Tage zu jener Uhrzeit getan haben“, usw. Was würde er geantwortet haben? Nun denn, als Geist wird er dasselbe tun, wie im Leben, und die andern Geister machen dasselbe.

258. Während es die Geister verweigern auf kindische und ungereimte Fragen zu antworten, welche Bedeutung gehabt hätte, zu ihren Lebzeiten an sie zu richten, geben sie oft spontan unwiderlegbare Beweise ihrer Identität durch ihren Charakter, welcher sich in ihrer Sprache verrät, durch den Gebrauch von Worten, welche jenen geläufig waren, durch die Anführung gewisser Tatsachen, durch besondere, den Anwesenden manchmal unbekannte Umstände, deren Richtigkeit bezeugt werden konnte. Die Beweise der Identität gehen überdies aus einer Menge unvorhergesehener Umstände hervor, die sich nicht immer auf den ersten Blick, sondern erst infolge der Unterredungen zeigen. Man soll sie daher abwarten, ohne sie hervorzurufen, indem man mit aller Sorgfalt jene beobachtet, welche aus der Natur der Mitteilungen selbst fließen können. (Man sehe das in Nr. 70 erzählte Geschehen)

259. Ein Mittel, das man zuweilen mit Erfolg anwendet um sich von der Identität zu überzeugen, wenn der sich mitteilende Geist verdächtig ist, besteht darin, ihn im Namen des allmächtigen Gottes bestätigen zu lassen, dass er wirklich der ist, für den er sich ausgibt. Es ereignet sich oft, dass derjenige, der einen widerrechtlich angenommenen Namen angenommen hat, vor einer Entweihung zurückschreckt, und nachdem er angefangen hat zu schreiben: Ich bestätige im Namen des ...“ stehen bleibt und dann im Zorn bedeutungslose Striche macht, oder den Bleistift zerbricht. Wenn er mehr Heuchler ist, umgeht er die Frage durch einen Vorbehalt in Gedanken, indem er z.B. schreibt: „Ich versichere euch, dass ich die Wahrheit sage”, oder auch, “Ich versichere euch, im Namen Gottes, dass ich es bin, der mit euch redet“, usw.

Aber es gibt auch welche, die nicht so gewissenhaft sind und alles beschwören, was man will. Einer teilte sich einem Medium mit und behauptete, dass er Gott sei, und das Medium, welches sich durch eine so hohe Gunst sehr geehrt fühlte, hat nicht gezögert, es zu glauben. Als er von uns zitiert wurde, wagte er nicht, seinen Betrug aufrechtzuerhalten und sagte: „Ich bin nicht Gott, aber sein Sohn.“

„Du bist also Jesus? Das ist aber nicht wahrscheinlich; denn Jesus ist zu hochgestellt, um eine Ausflucht anzuwenden. Wage es also zu behaupten, im Namen Gottes, dass du Christus bist!“ „Ich sage nicht, dass ich Jesus bin; ich sage, dass ich der Sohn Gottes bin, weil ich eines seiner Geschöpfe bin.“

Man muss daraus schließen, dass die Verweigerung eines Geistes, seine Identität im Namen Gottes zu bestätigen, ein offener Beweis dafür ist, dass sein angenommener Name ein Betrug ist, die Bekräftigung aber nur eine Vermutung und kein sicherer Beweis.

260. Man kann unter die Beweise der Identität auch die Ähnlichkeit der Schrift und Unterschrift einreihen, aber abgesehen davon, dass es nicht jedem Medium gegeben ist, dieses Resultat zu erhalten, so ist es nicht immer eine hinreichende Garantie. Es gibt Betrüger in der Geisterwelt, wie in unserer. Es ist daher nur eine Mutmaßung der Identität, welche nur durch die Umstände, die sie begleiten, Gültigkeit erhält. So verhält es sich mit allen materiellen Zeichen, die einige als Talisman ausgeben, den die lügenhaften Geister nicht nachnahmen können. Für die, welche es wagen, im Namen Gottes falsch zu schwören oder eine Unterschrift zu fälschen, kann ein sonst wie geartetes materielles Zeichen ihnen kein größeres Hindernis bieten. Der beste unter allen Beweisen der Identität besteht in der Sprache und in den zufälligen Umständen.

261. Man wird ohne Zweifel sagen: Wenn ein Geist die Unterschrift fälschen kann, kann er ebenso gut die Sprache nachahmen. Das ist wahr. Wir haben solche gesehen, die den Namen Christus keck angenommen haben, und um zu täuschen, ahmten sie den evangelischen Stil nach, und verschwendeten rechts und links die wohlbekannten Worte: „Wahrlich, wahrlich! Ich sage Euch!“ Aber, als man das ganze ohne Voreingenommenheit studierte, als man den Grund der Gedanken und die Tragweite der Ausdrücke erforschte, als man an der Seite von schönen Grundsätzen der Nächstenliebe kindische und lächerliches Ratschläge sah, hätte man verblendet sein müssen, um sich täuschen zu lassen. Ja, gewisse Bestandteile der materiellen Form der Sprache können nachgeahmt werden, aber nicht der Gedanke. Niemals wird die Unwissenheit das wahre Wissen und nie das Laster die wahre Tugend nachahmen. Immer wird ein Teil die wahre Absicht verraten, deshalb hat sowohl das Medium als auch der Anrufer seinen ganzen Scharfsinn und seine ganze Urteilskraft nötig, um die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden. Sie müssen von der Überzeugung ausgehen, dass die verdorbenen Geister jeder Art Hinterlist fähig sind, und dass, je erhabener der Name ist, unter dem sich ein Geist ankündigt, er desto mehr Misstrauen einflössen muss. Wie viele Medien haben unechte Mitteilungen erhalten, welche von Jesus, Maria oder von einem verehrten Heiligen unterzeichnet waren!

Unterscheidung der guten und bösen Geister

262. Wenn die absolute Identität der Geister in vielen Fällen eine Nebenfrage und ohne Bedeutung ist, verhält es sich nicht so mit der Unterscheidung von guten und bösen Geistern. Ihre Individualität kann uns gleichgültig sein, ihr Charakter ist es niemals. Bei allen belehrenden Mitteilungen muss man daher die ganze Aufmerksamkeit auf diesen Punkt richten, denn nur er kann uns den Maßstab für das Vertrauen geben, das wir dem Geist schenken dürfen, der sich uns unter irgendeinem Namen kundgibt. Ist der Geist, der sich offenbart, gut oder böse? Zu welcher Klasse der geistigen Stufenleiter gehört er? Das ist die Hauptfrage. (Man sehe: Die geistige Stufenleiter im Buche der Geister, Nr. 100)

263. Wir haben gesagt, man beurteilt die Geister wie man die Menschen beurteilt, -nach ihrer Sprache. Nehmen wir an, ein Mensch erhält zwanzig Briefe von Personen, die ihm unbekannt sind. Am Stil, an den Gedanken und schließlich an einer Menge von Zeichen wird er beurteilen können, welche gebildet oder unwissend, höflich oder schlecht erzogen, oberflächlich, tiefsinnig, leichtfertig, stolz, ernst, leichtsinnig oder sentimental sind usw. Ebenso ist es bei den Geistern, man muss sie als Brieffreunde betrachten, die man noch nie gesehen hat, und soll sich fragen, was man von dem Wissen und dem Charakter eines Menschen denken würde, der solche Sachen sagt oder schreibt. Man kann es als eine unabänderliche Regel ohne Ausnahme betrachten, dass die Sprache der Geister immer dem Grad ihrer Reinheit angemessen ist. Nicht nur sagen die wahrhaft erhabenen Geister nur Gutes, sondern sagen es auch in Worten, welche mit absoluter Sicherheit jede Banalität ausschließt. Und so gut auch die Sachen sein mögen, wenn sie durch einen einzigen Ausdruck getrübt würden, welcher Gemeinheit andeutet, ist es ein unzweifelhaftes Zeichen von Niedrigkeit, und dies umso mehr, wenn der Gesamtinhalt der Mitteilung durch seine Grobheit den Anstand verletzt. Die Sprache verrät immer ihren Ursprung, sei es durch den mitgeteilten Gedanken, oder sei es durch die Form oder selbst dann, wenn uns ein Geist über seine angemaßte Erhabenheit täuschen wollte, genügt es, einige Zeit sich mit ihm zu unterhalten, um ihn beurteilen zu können.

264. Güte und Wohlwollen sind auch noch wesentliche Eigenschaften der reinen Geister. Sie hegen keinen Hass, weder gegen Menschen, noch gegen andere Geister. Sie bedauern die Schwächen, sie tadeln die Fehler, aber stets mit Mäßigung, ohne Erbitterung und ohne Feindseligkeit. Wenn man zugeben muss, dass die wahrhaft guten Geister nur Gutes wollen und nur Gutes sagen können, so wird man daraus schließen, dass alles, was in der Rede der Geister einen Mangel an Güte und Wohlwollen verrät, von keinem guten Geist kommen kann.

265. Intelligenz ist weit davon entfernt ein sicheres Zeichen von Erhabenheit zu sein, denn Intelligenz und Moral gehen nicht immer nebeneinander. Ein Geist kann gut und wohlwollend sein und beschränkte Kenntnisse haben, während ein intelligenter und gebildeter Geist moralisch sehr schlecht sein kann.

Man glaubt für gewöhnlich, dass, wenn man den Geist eines Menschen fragt, der auf Erden auf einem Fachgebiet wissend war, man sicherer die Wahrheit erhalten werde. Das ist logisch, aber dennoch nicht immer wahr. Die Erfahrung lehrt, dass die Gelehrten ebenso wie die anderen Menschen, besonders jene, welche die Erde vor kurzem verlassen haben, noch unter dem Einfluss der Vorurteile des irdischen Lebens stehen, sie entledigen sich nicht sofort von ihrer Lebensmeinung. Es kann also sein, dass sie unter dem Einfluss der Ideen, welchen sie im Leben nachgehangen und mit denen sie Ehrentitel erworben haben, weniger klar sehen, als wir meinen.

Wir stellen diese Behauptung nicht als eine Regel auf, weit gefehlt. Wir sagen nur, dass dies vorkommt und dass folglich ihr menschliches Wissen nicht immer einen Beweis ihrer Unfehlbarkeit als Geist ist.

266. Wenn man alle Mitteilungen einer strengen Prüfung unterzieht, wenn man die Denkweise und die Ausdrücke prüft und analysiert, wie man es tut, wenn es darum geht ein literarisches Werk zu beurteilen, wenn man alles verwirft was gegen die Logik und den gesunden Menschenverstand verstößt, was dem Charakter des Geistes widerspricht von dem man annimmt, das er sich manifestiert, dann entmutigt man die trügerischen Geister, die sich schließlich zurückziehen, ein für alle Mal überzeugt, dass sie uns nicht täuschen können. Wir wiederholen, dieses Mittel ist das einzige und es ist unfehlbar, denn es gibt keine schlechte Kundgebung, die einer strengen Kritik standhalten könnte. Die guten Geister fühlen sich dadurch nie beleidigt, weil sie es selbst raten, und weil sie von einer Prüfung nichts zu fürchten haben. Nur die schlechten Geister stoßen sich daran und raten davon ab, weil sie alles zu verlieren haben, und das eben beweist, wer sie sind.

Hier folgt der vom heiligen Ludwig zu diesem Thema erteilte Rat:

„So sehr euer Vertrauen gerechtfertigt ist, welches euch die Geister einflössen, die eure Arbeiten überwachen, so ist es eine Ermahnung, die wir euch nicht genug wiederholen können, und die ihr stets in Gedanken haben sollt, wenn ihr eure Studien betreibt, nämlich alle Mitteilungen, welche ihr bekommt, abzuwägen und reiflich zu überlegen, alle der strengsten Kontrolle der Vernunft zu unterwerfen und es ja nicht zu vernachlässigen, sobald euch ein Punkt verdächtig, zweifelhaft oder dunkel erscheint, die nötigen Klärungen zu verlangen, um euch zu festzulegen.“

267. Man kann die Mittel, die Qualität der Geister erkennen, in den nachfolgenden Grundsätzen zusammenfassen:

1) Es gibt keinen anderen Maßstab, um den Wert der Geister zu unterscheiden, als den gesunden Verstand. Eine jede zu die sem Zweck, selbst von den Geistern gegebene Formel ist absurd und kann nicht von höheren Geistern kommen.

2) Man beurteilt die Geister nach ihrer Sprache und nach ihren Handlungen. Die Handlungen der Geister sind die Gefühle, welche sie einflössen und die Ratschläge, welche sie erteilen. 3) Da man zugeben muss, dass die guten Geister nur Gutes sagen und tun können, kann alles Minderwertige nicht von einem guten Geiste kommen.

4) Die erhabenen Geister benutzen immer eine würdige, edle und erhabene Sprache ohne Beimischung von Plattitüden. Sie sagen alles mit Einfachheit und Bescheidenheit, rühmen sich nie, brüsten sich nie mit ihrem Wissen, noch mit ihrer Stellung unter den übrigen. Die Sprache der niederen oder gemeinen Geister hat immer einen Anstrich menschlicher Leidenschaften. Jeder Ausdruck welcher Selbstgefälligkeit, Arroganz, Prahlerei und Bissigkeit verrät, ist ein charakteristisches Zeichen der Niedrigkeit oder des Betruges, wenn sich der Geist unter einem geachteten und verehrten Namen präsentiert.

5) Man kann die Geister nicht nach materiellen Formen und nicht nach der Korrektheit des Stiles beurteilen, sondern muss den inneren Sinn ergründen, ihre Worte prüfen, sie kalt, reiflich und ohne Vorurteil abwägen. Jede Abweichung von der Logik, der Vernunft und der Weisheit kann über ihren Ursprung keinen Zweifel lassen, mit welch hohem Namen sich auch der Geist aufputzt. (224)

6) Die Sprache der erhabenen Geister ist immer gleich, wenn nicht der Form, wenigstens dem Kern nach. Die Gedanken sind dieselben, ohne Unterschiede der Zeit und des Ortes. Sie können nach den Umständen, den Bedürfnissen und nach den Möglichkeiten der Mitteilung mehr oder weniger entwickelt sein, aber sie werden sich nicht widersprechen. Wenn zwei Mitteilungen, die einander widersprechen, denselben Namen tragen, so ist eine offenbar falsch, und die wahrhafte wird die sein, wo dem bekannten Charakter der Person nichts widerspricht. Bei zwei Mitteilungen z.B., welche beide vom heiligen Vincenz de Paula gezeichnet sind und von denen die eine Eintracht und Nächstenliebe predigt, die andere aber Zwietracht zu säen versucht, kann sich wohl kein Mensch von gesundem Verstand täuschen.

7) Die guten Geister sagen nur, was sie wissen; sie schweigen oder bekennen ihre Unkenntnis über das, was sie nicht wissen. Die Schlechten reden über alles mit Bestimmtheit, ohne sich um die Wahrheit zu kümmern. Jede offenkundige, wissenschaftliche Irrlehre, jeder Grundsatz, welcher den gesunden Menschenverstand verletzt, zeigt den Betrug, obgleich sich der Geist für einen aufgeklärten Geist ausgibt.

8) Man erkennt die leichtfertigen Geister an der Leichtigkeit, mit der sie die Zukunft enthüllen und die materiellen Fakten präzisieren, die zu wissen uns nicht gegeben sind. Die guten Geister können die Zukunft fühlen lassen, wenn diese Kenntnis nützlich sein kann, aber sie geben die Daten nie genau an. Jede Ankündigung eines Ereignisses mit einer bestimmten Zeitangabe ist das Zeichen einer Mystifikation.

9) Die höheren Geister drücken sich einfach aus ohne Weitschweifigkeit. Ihr Stil ist bündig, ohne die Poesie der Gedanken und der Ausdrücke auszuschließen, für alle klar verständlich und kann ohne Anstrengung verstanden werden. Sie besitzen die Kunst, mit wenig Worten viel zu sagen, weil jedes Wort seine weittragende Bedeutung hat. Die niederen Geister oder Pseudogelehrten verbergen die Leere der Gedanken unter hochtrabendem Wortschwall. Ihre Sprache ist oft anmaßend, lächerlich oder dunkel durch das Bestreben tiefgründig zu erscheinen.

10) Die guten Geister befehlen niemals, sie drängen sich nie auf, sie raten nur, und wenn man ihnen nicht folgt, ziehen sie sich zurück. Die bösen sind hitzig, sie erteilen Befehle, sie wollen, dass man ihnen gehorcht, und bleiben allen zum Trotz. Jeder Geist, der sich aufdrängt, verrät seinen Ursprung. Sie sind in ihren Meinungen unduldsam und absolut und behaupten allein das Privileg für die Wahrheit zu haben. Sie fordern blinden Glauben und appellieren nicht an die Vernunft, weil sie wissen, dass die Vernunft sie entlarven würde.

11) Die guten Geister schmeicheln nie, sie begrüßen es, wenn man Gutes tut, aber immer mit Zurückhaltung. Die bösen Geister erteilen übertriebenes Lob, reizen zum Stolz und zur Eitelkeit während sie die Demut predigen und suchen die persönliche Wichtigkeit derer zu übertreiben, die sie zu fangen verstehen.

12) Die hohen Geister sind über die Kinderei der Form in allen Dingen erhaben. Die niederen Geister allein pflegen kleinlichen Einzelheiten Wichtigkeit beizulegen, die mit wahrhaft erhabenen Ideen unverträglich sind. Jede kleinliche Vorschrift ist ein sicheres Zeichen der Niedrigkeit und der Täuschung eines Geistes, der einen imposanten Namen annimmt.

13) Man muss den sonderbaren und lächerlichen Namen misstrauen, die gewisse Geister annehmen, die damit der Leichtgläubigkeit imponieren wollen. Es wäre im höchsten Grad unsinnig, diese Namen ernst zu nehmen.

14) Man muss auch jenen Geistern misstrauen, die sich zu leicht unter verehrten Namen vorstellen und ihre Worte nur mit der größten Zurückhaltung annehmen. Hier ist nämlich eine strenge Kontrolle unerlässlich, denn oft ist es nur eine Maske, die sie annehmen, um ihre angeblich innigen Beziehungen zu außergewöhnlichen Geistern glaubhaft zu machen. Durch dieses Mittel schmeicheln sie der Eitelkeit des Mediums und benützen es, um es oft zu bedauerlichen oder lächerlichen Schritten zu verleiten.

15) Die guten Geister sind sehr gewissenhaft in Bezug auf Dinge, die sie anraten können. Sie haben auf jeden Fall nur ein ernstes und höchst nützliches Ziel. Man muss daher alle als verdächtig betrachten, die diesen Charakter nicht haben oder von der Vernunft verurteilt werden, und reiflich überlegen, bevor man Dinge in Angriff nimmt, denn man würde sich sonst unangenehmen Mystifikationen aussetzen.

16) Man erkennt die guten Geister auch an der klugen Zurückhaltung all dessen, was jemanden bloßstellen könnte. Sie vermeiden Böses zu enthüllen. Die leichtfertigen oder übelwollenden Geister freuen sich, es aufzudecken. Während die guten Geister Unrecht zu mildern suchen und Nachsicht predigen, übertreiben es die Bösen und entfachen durch hinterhältige Einflüsterungen Zwietracht.

17) Die guten Geister schreiben nur Gutes vor. Jeder Grundsatz, jeder Ratschlag, der mit der reinen christlichen Nächstenliebe nicht vollständig im Einklang steht, kann kein Werk guter Geister sein.

18) Die guten Geister raten nur vollkommen vernünftige Sachen an. Jede Empfehlung, die vom geraden Weg, des gesunden Menschenverstandes und den unabänderlichen Naturgesetzen abweicht, deutet auf einen beschränkten Geist, und ist folglich des Vertrauens unwürdig.

19) Die bösen oder doch noch unvollkommenen Geister verraten sich auch noch durch materielle Zeichen, über die man sich nicht täuschen kann. Ihre Einwirkung auf das Medium ist manchmal gewalttätig und bringt bei diesen ungestümen und stoßweisen Bewegungen, eine fieberhafte und krampfhafte Hektik hervor, die von der Ruhe und Sanftmut der guten Geister absticht.

20) Die unvollkommenen Geister nutzen die Mittel, über welche sie verfügen, oft zum Erteilen trügerischer Ratschläge. Sie erregen Misstrauen, und Feindseligkeit gegen diejenigen, die ihnen widerwärtig sind, die ihre Betrügereien aufdecken können, sind besonders Gegenstand ihrer tiefen Abneigung. Die schwachen Menschen sind ihre Zielscheibe, um sie zum Bösen zu verleiten. Indem sie abwechselnd Scheinbeweise, bitteren Hohn, Verleumdungen bis hin zu materiellen Zeichen ihrer verborgenen Kraft benutzen, um besser zu überzeugen, trachten sie dieselben vom Pfad der Wahrheit abzulenken.

21) Die Geister der Menschen, welche auf dieser Erde eine bestimmte körperliche oder geistige Beschäftigung hatten, stehen noch unter der Herrschaft der irdischen Ideen und nehmen einen Teil der Vorurteile, Neigungen und selbst der Manien, welche sie hier unten hatten, mit sich, was man an ihrer Sprache leicht erkennen kann.

22) Die Kenntnisse, womit sich manche Geister oft brüsten, sind keine Zeichen ihrer Erhabenheit. Die unveränderliche Reinheit der moralischen Gefühle ist in dieser Beziehung der wahre Prüfstein.

23) Es genügt nicht einen Geist zu fragen, um die Wahrheit zu erfahren. Man muss vor allem wissen, an wen man sich wendet, denn die niederen und selbst unwissenden Geister beantworten leichtfertig die ernsthaftesten Fragen.

Es ist auch nicht genug, dass ein Geist auf der Erde ein großer Mann gewesen ist um in der geistigen Welt das höchste Wissen zu besitzen. Die Tugend allein kann, durch ihre Läuterung ihn Gott annähern und seine Kenntnisse erweitern.

24) Der Scherz von Seiten der höheren Geister ist oft fein und spitz, aber nie gemein. Bei den Spott-Geistern die nicht grob sind, ist der beissende Witz oft sehr treffend.

25) Wenn man den Charakter der Geister, die sich präsentieren, mit Sorgfalt studiert, besonders unter dem Gesichtspunkt der Moral, wird man ihre Natur und den Grad des Vertrauens, das man ihnen schenken darf, erkennen. Der gesunde Menschenverstand kann nicht irreführen.

26) Um die Geister so wie die Menschen beurteilen zu können, muss man zuerst sich selbst beurteilen können. Es gibt unglücklicherweise viele Menschen, welche ihre persönliche Meinung für den ausschließlichen Maßstab des Guten und Bösen oder des Wahren und Falschen annehmen. Alles, was ihrer Anschauungsweise, ihren Ideen widerspricht, ist in ihren Augen schlecht. Solche Leute besitzen offensichtlich nicht die erste Eigenschaft für eine gesunde Beurteilung, nämlich der Richtigkeit des Urteils, was sie aber nicht ahnen. Das ist ein Fehler, über welchen man sich nur zu oft täuscht.

Alle diese Belehrungen fließen aus der Erfahrung und dem von den Geistern erteilten Unterricht. Wir vervollständigen sie durch die Antworten, welche von ihnen selbst über die wichtigsten Punkte gegeben wurden.

268. Fragen über die Natur und Identität der Geister

1) Woran kann man die Erhabenheit oder Niedrigkeit der Geister erkennen?
„An ihrer Sprache, so wie ihr einen gedankenlosen von einem vernünftigen Menschen unterscheidet. Wir haben bereits gesagt, die höheren Geister widersprechen sich nie und sagen nur gute Dinge, sie wollen nur das Gute, das ist ihre Sorge.

Die niederen Geister sind noch unter der Herrschaft der weltlichen Ideen, ihre Gespräche zeigen noch ihre Unwissenheit und ihre Unvollkommenheit. Es ist nur den höheren Geistern gegeben, alle Dinge zu kennen und sie ohne Leidenschaft zu beurteilen.“

2) Ist die Wissenschaft bei einem Geist immer ein sicheres Zeichen seiner Erhabenheit?
„Nein, denn wenn er noch unter dem Einfluss der Materie steht, kann er noch eure Schwächen und Vorurteile besitzen. Es gibt Leute, die in dieser Welt außerordentlich neidisch und hochmütig sind. Glaubt ihr, dass sie diese Fehler verlieren, wenn sie die Erde verlassen? Es bleibt nach dem Scheiden von hier, besonders bei denen, die stark ausgeprägte Leidenschaften gehabt haben, eine Art Atmosphäre, welche sie einhüllt und ihnen all die schlechten Eigenschaften lässt.

Diese halb unvollkommenen Geister sind mehr zu fürchten als die bösen, weil die meisten Raffinesse und Hochmut mit Intelligenz verbinden. Durch ihr vorgeschütztes Wissen imponieren sie den einfachen, unwissenden Menschen, welche ihre absurden und lügenhaften Lehren ohne Kontrolle annehmen. Obwohl diese Lehren gegen die Wahrheit nichts vermögen, verursachen sie nicht weniger vorübergehenden Schaden, denn sie verhindern die Verbreitung des Spiritismus, und die Medien täuschen sich gerne über den Wert dessen hinweg, was ihnen mitgeteilt wird. Das eben verlangt ein dem aufgeklärten Spiritisten und Medien ein umfang reiches Studium, denn man muss seine ganze Aufmerksamkeit darauf verwenden das Wahre vom Falschen zu unterscheiden.

3) Viele Schutzgeister bezeichnen sich mit dem Namen eines Heiligen oder bekannten Persönlichkeiten. Was soll man von dieser Tatsache halten?
„Alle Namen von Heiligen und bekannten Persönlichkeiten würden nicht reichen, um für jeden Menschen einen Schutzgeist zu liefern. Unter den Geistern gibt es wenige, die einen auf der Erde bekannten Namen haben, deshalb legen sie sich sehr oft keinen Namen zu. Aber ihr verlangt ja meistens einen Namen. Um euch zufrieden zu stellen, nehmen sie ihn also von einem Menschen an, den ihr kennt und hoch achtet.“

4) Kann dieser geborgte Name nicht als ein Betrug betrachtet werden?
„Es wäre ein Betrug, wenn ein böser Geist dadurch betrügen wollte; aber wenn ein Geist das Gute bezweckt, erlaubt Gott, dass es unter Geistern ein und desselben Grades so ist, weil unter ihnen eine Solidarität und Ähnlichkeit der Gedanken herrscht.“

5) Wenn sich daher ein Schutzgeist z.B. heiliger Paul nennt, ist es nicht gewiss, dass es der Geist selber oder die Seele des Apostels dieses Namens ist?
„Nein, denn ihr werdet Tausende von Personen finden, denen gesagt wurde, dass ihr Schutzengel der heilige Paul sei oder ein anderer. Aber was liegt euch daran, ob der Geist, der euch beschützt, so erhaben ist, wie der heilige Paul? Ich habe es euch gesagt, ihr wünscht einen Namen, darum nehmen die Geister irgend einen Namen an, um gerufen und erkannt zu werden, so wie ihr einen Taufnamen annehmt, um euch von anderen Mitgliedern der Familie zu unterscheiden. Sie können ebenso gut die Namen vom Erzengel Raphael, heiligen Michael usw. annehmen, ohne dass es Folgen hätte.

Schließlich, je erhabener ein Geist ist, desto vielfältiger ist sein Strahlenglanz. Glaubt also, dass ein Schutzgeist von einer höheren Ordnung Hunderte von Inkarnierten unter seinem Schutz haben kann. Bei euch auf Erden habt ihr Notare, welche sich um die Angelegenheiten von 100 bis 200 Familien kümmern, warum wollt ihr, dass wir, spirituell gesprochen, zur moralisch Leitung der Menschen weniger geeignet sein sollen, als jene zur Führung ihrer weltlichen Geschäfte.“

6) Warum nehmen die Geister, die sich kundgeben, so oft den Namen eines Heiligen an?
„Sie identifizieren sich mit den Gewohnheiten derjenigen, zu denen sie reden und nehmen jene Namen an, welche auf den Menschen wegen seines Glaubens den größten Eindruck machen.“

7) Kommen gewisse höhere Geister wenn man sie ruft, persönlich, oder kommen sie, wie es einige glauben, nur durch Bevollmächtigte, welche beauftragt sind, ihre Gedanken zu übertragen?
„Warum sollen sie nicht persönlich kommen, wenn sie können? Aber wenn der Geist nicht kommen kann, sendet er notwendigerweise einen Stellvertreter.“

8) Ist der Stellvertreter immer genügend aufgeklärt, um so zu antworten, wie es der Geist selbst getan hätte der ihn schickt?
„Die höheren Geister wissen, wem sie die Sorge, sie zu ersetzen, anvertrauen können. Übrigens, je erhabener die Geister sind, desto mehr vereinigen sie sich in gemeinschaftlichem Denken derart, dass für sie die Persönlichkeit gleichgültig ist, und ebenso muss es auch für euch sein. Glaubt ihr denn, dass in der Welt der höheren Geister es nur die gibt, welche ihr auf der Erde für fähig erkannt habt, euch zu unterrichten? Ihr seid so geneigt, euch für die Vertreter des Universums zu halten, dass ihr immer glaubt, außerhalb eurer Welt gäbe es nichts mehr. Ihr gleicht wahrlich jenen einfachen Menschen, die von ihrer Insel nie herunter gekommen sind und glauben, dass die Welt nicht darüber hinausgeht.“

9) Wir begreifen, dass es so ist, wenn es sich um einen ernsthaften Unterricht handelt, aber wie können erhabene Geister es zulassen, dass Geister niederer Klasse sich mit achtungsvollen Namen schmücken, um durch oft verkehrte Grundsätze irrezuleiten?
„Es geschieht nicht mit ihrer Erlaubnis, dass sie so handeln. Gibt es so etwas nicht auch bei euch? Diejenigen, welche auf solche Art betrügen, werden dafür gestraft werden, glaubt das wohl, und ihre Strafe wird der Größe des Betruges angemessen sein. Übrigens, wenn ihr nicht unvollkommen wäret, hättet ihr nur gute Geister um euch, und werdet ihr betrogen, so habt ihr es nur euch selbst zuzuschreiben. Gott erlaubt es, um eure Ausdauer und euer Urteil zu prüfen und euch zu lehren, die Wahrheit vom Irrtum zu unterscheiden. Wenn ihr es nicht tut, liegt es daran, dass ihr noch nicht erhaben genug seid und noch Unterricht und Erfahrung benötigt.“

10) Werden wenig fortgeschrittene Geister, die von guten Grundsätzen und vom Wunsch nach Fortschritt beseelt sind, nicht manchmal abgeordnet, um einen höheren Geist zu ersetzen, um ihnen die Gelegenheit zu geben, sich im Unterrichten zu üben?
„Niemals in großen Zentren, will sagen, in den ernsten spiritistischen Kreisen und für eine allgemeine Belehrung. Die sich zu diesem Zwecke bei euch einfinden, tun es immer aus eigenem Antrieb, und wie ihr sagt, um sich zu üben; deshalb tragen auch ihre Mitteilungen, obwohl gut, immer Spuren ihrer Niedrigkeit. Wenn sie abgeordnet werden, geschieht es nur zu Mitteilungen von geringer Wichtigkeit und solchen, die man persönliche Mitteilungen nennen kann.“

11) Die lächerlichen geistigen Mitteilungen sind zuweilen mit guten Grundsätzen untermischt. Wie soll man sich diese Anomalie erklären, welche eine gleichzeitige Anwesenheit von guten und bösen Geistern anzudeuten scheint?
„Die bösen oder leichtfertigen Geister mischen sich auch ein, um Urteile abzugeben, ohne ihre Tragweite und Bedeutung zu sehen. Sind unter euch alle diejenigen, die das tun, höhere Menschen? Nein! Gute und böse Geister passen sich nicht gut zusammen. An der konstanten Gleichförmigkeit guter Mitteilungen werdet ihr die Gegenwart guter Geister erkennen.“

12) Tun Geister, die zu Irrtümern verleiten, dies immer wissentlich?
„Nein, es gibt gute Geister, die aber unwissend sind und sich im guten Glauben täuschen können. Wenn sie zum Bewusstsein ihrer Untüchtigkeit gelangen, so gestehen sie es ein und sagen nur das, was sie wissen.“

13) Wenn ein Geist uns Falsches mitteilt, tut er es immer in böser Absicht?
„Nein, wenn es ein leichtsinniger Geist ist, vergnügt er sich mit Mystifizieren und hat auch kein anderes Ziel.“

14) Da gewisse Geister durch ihre Sprache täuschen können, können sie nicht auch in den Augen eines sehenden Mediums eine falsche Gestalt annehmen?
„Das kann geschehen, ist aber viel schwieriger. Auf jeden Fall hat dies nur einen Zweck, den die bösen Geister selbst nicht kennen. Sie dienen als Werkzeug, um eine Lehre zu erteilen. Ein sehendes Medium kann die leichtsinnigen und lügenhaften Geister sehen, so wie andere sie hören oder unter ihrem Einfluss schreiben. Die leichtsinnigen Geister können von dieser Anlage Gebrauch machen, um das Medium durch trügerischen Schein zu täuschen. Das hängt von den Eigenschaften seines eigenen Geistes ab.“

15) Um nicht getäuscht zu werden, genügt es, von guten Vorsätzen beseelt zu sein und sind die vollkommen ernsthaften Menschen, die ihren Studien kein Gefühl eitler Neugier beimischen, auch der Gefahr ausgesetzt, getäuscht zu werden?
„Weniger als andere, das ist einleuchtend, aber jeder Mensch hat irgend eine Schwäche, welche Spottgeister anzieht; er glaubt stark zu sein, aber oft ist er es nicht. Er soll daher seiner Schwäche misstrauen, die aus Hochmut und Vorurteilen entsteht. Man berücksichtigt diese zwei Ursachen genug, von denen die Geister profitieren. Indem sie den Lieblingsschwächen schmeicheln, sind sie sicher, Erfolg zu haben.“

16) Warum erlaubt Gott, dass sich böse Geister mitteilen und schlechte Dinge sagen?
„Selbst in dem Schlechtesten liegt eine Lehre. Es ist eure Aufgabe, sie daraus zu ziehen. Es muss Mitteilungen aller Art geben, um euch die guten von den bösen Geistern unterscheiden zu lehren und euch als Spiegel für euch selbst zu dienen.“

17) Können die Geister mittels geschriebener Mitteilungen ungerechtfertigtes Misstrauen gegen gewisse Personen einflössen und Freunde entzweien?
„Die verkehrten und eifersüchtigen Geister können alles in Böses verkehren was die Menschen tun, deshalb muss man Acht geben. Die höheren Geister sind immer verständig und rücksichtsvoll, wenn sie zu tadeln haben. Sie sagen nichts Böses, sie warnen schonend. Wenn sie wollen, dass zwei Personen sich in ihrem Interesse sich nicht mehr sehen sollen, lassen sie Ereignisse eintreten, die sie auf eine natürliche Weise trennen. Eine Sprache, die geeignet ist, Zwietracht und Misstrauen zu säen, ist stets das Werk eines bösen Geistes, gleichgültig mit welchem Namen er sich schmück. Deshalb nimmt das Böse, was ein Geist über einen von euch sagen kann, mit großer Vorsicht auf, besonders wenn ein guter Geist euch von ihm Gutes gesagt hat, und misstraut euch selbst auch und euren eigenen vorgefassten Meinungen. Von den Mitteilungen der Geister nehmt nur das Gute, das Große, das Vernünftige an, das was euer Gewissen billigt.“

18) Wegen der Leichtigkeit, mit welcher sich die bösen Geister in die Mitteilungen mischen, scheint es, dass man nie sicher ist, die Wahrheit zu erhalten?
„Doch! Denn ihr seid mit Urteilskraft ausgerüstet, um sie beurteilen zu können. Beim Lesen eines Briefes wisst ihr genau, ob es ein grober Flegel oder ein wohlerzogener Mensch, ein einfältiger Mensch oder ein Weiser ist, der an euch schreibt. Warum könnt ihr es nicht, wenn es Geister sind, die euch schreiben? Wenn ihr einen Brief von einem entfernten Freund erhaltet, wer bürgt euch dafür, dass er von ihm ist? Seine Schrift, werdet ihr sagen. Aber gibt es nicht Schriftfälscher, welche alle Schriften nachahmen, Schelme die eure Angelegenheiten wissen können? Und doch gibt es Zeichen, bei denen ihr euch nicht täuschen könnt, so ist es auch bei den Geistern. Stellt euch vor, dass es ein Freund ist, der euch schreibt, oder dass ihr ein Werk von einem Schriftsteller lest, und urteilt mit demselben Mitteln.“

19) Könnten die höheren Geister die bösen hindern, falsche Namen anzunehmen?
„Gewiss vermögen sie es, aber je schlechter die Geister sind, desto eigensinniger sind sie, und oft widerstehen sie den ausdrück lichen Befehlen. Auch müsst ihr wissen, dass es Personen gibt, um welche sich die höheren Geister mehr als um andere kümmern, und wenn sie es für nötig erachten, wissen sie sie gegen die Lüge zu schützen. Gegen diese Personen sind die Truggeister machtlos.“

20) Was ist der Grund dieser Begünstigung?
„Es ist keine Begünstigung, es ist Gerechtigkeit. Die guten Geister kümmern sich um diejenigen, die sich ihre Belehrungen zu Nutzen machen und ernsthaft an ihrer eigenen Besserung arbeiten. Das sind ihre Begünstigten, und sie unterstützen sie, aber sie kümmern sich wenig um die, bei denen alle Zeit und guten Worte vergeblich sind.“

21) Warum erlaubt Gott den Geistern, die Entweihung zu begehen, verehrte Namen fälschlich anzunehmen?
„Ihr könnt auch fragen, warum erlaubt Gott den Menschen, zu lügen und Gott zu lästern? Die Geister haben, wie die Menschen, ihren freien Willen zum Guten wie zum Bösen. Jedoch wird die Gerechtigkeit Gottes den einen wie den anderen widerfahren.“

22) Gibt es wirksame Formeln, um Truggeister zu vertreiben?
„Eine Formel ist Materie, ein an Gott gerichteter Gedanke ist besser.“

23) Einige Geister haben behauptet, unnachahmliche Schriftzeichen zu haben, eine Art Embleme, durch welche sie sich erkennbar machen und ihre Identität beweisen können. Ist das wahr?
„Die höheren Geister haben kein anderes Zeichen, sich zu erkennen zu geben, als die Erhabenheit ihrer Gedanken und ihrer Sprache. Alle Geister können ein materielles Zeichen nachahmen. Was die niederen Geister betrifft, so verraten sie sich auf so viele Arten, dass man blind sein müsste, um sich betrügen zu lassen;“

24) Können Truggeister nicht auch den Gedanken nachahmen?
„Sie ahmen den Gedanken nach wie die Theaterdekorationen die Natur nachahmt.“

25) Es scheint also, dass es auf diese Weise immer leicht ist, den Betrug durch ein aufmerksames Studium zu entdecken?
„Zweifelt nicht daran. Die Geister betrügen nur die, welche sich gutwillig betrügen lassen. Aber man muss die Augen eines Diamanthändlers haben, um den echten Stein vom falschen unterscheiden zu können. Wer den echten Stein vom falschen nicht zu unterscheiden versteht, wende sich an einen Steinschneider.“

26) Es gibt Menschen, die sich durch eine hochtrabende Sprache verleiten lassen, die auf Worte ein größeres Gewicht legen, als auf Gedanken, die selbst falsche und gemeine Ideen für erhaben halten. Wie können solche Leute, die nicht einmal geeignet sind, menschliche Werke zu beurteilen, die Werke der Geister beurteilen?
„Wenn diese Personen Bescheidenheit genug besitzen, ihre Unzulänglichkeit zu erkennen, verlassen sie sich hierin nicht auf sich selbst. Wenn sie sich aber aus Stolz für begabter halten, als sie sind, tragen sie das Leid ihrer dummen Eitelkeit. Die Truggeister wissen sehr wohl, an wen sie sich wenden. Es gibt einfache und wenig unterrichtete Leute, welche schwerer zu täuschen sind als andere, die Geist und Wissen besitzen. Wenn sie den Leidenschaften schmeicheln, können sie mit dem Menschen alles machen, was sie wollen.“

27) Verraten sich die bösen Geister in der Schrift durch unwillkürliche materielle Zeichen?
„Die Geschickten nicht, die Ungeschickten irren sich. Jedes unnütze und kindische Zeichen ist ein sicheres Merkmal der Niedrigkeit. Die erhabenen Geister machen nichts Unnützes.“

28) Viele Medien erkennen die guten und bösen Geister an dem angenehmen oder widrigen Eindruck, welchen sie bei ihrer Annäherung empfinden. Wir fragen, ob der unangenehme Eindruck, die krampfhafte Bewegung, mit einem Worte das Übel immer ein Anzeichen der schlechten Natur der Geister bildet, die sich kundgeben?
„Das Medium empfängt die Gefühle des Zustandes, in dem sich der Geist befindet, der zu ihm kommt. Wenn der Geist glücklich ist, so ist er ruhig, gelassen und gesetzt. Ist er Unglücklich, so ist er bewegt, fieberhaft, und diese Gemütsbewegungen gehen natürlich in das Nervensystem des Mediums über. Übrigens ist es so, seit der Mensch auf der Erde ist. Wer gut ist, ist gelassen und ruhig, wer aber schlecht ist, ist in beständiger Aufregung.“

Anmerkung: Es gibt Medien von größerer oder geringerer Empfänglichkeit der Nerven und deshalb kann die Aufregung nicht als ausnahmslose Regel betrachtet werden. Man muss hier wie bei allem den Umständen Rechnung tragen. Die unangenehme und schmerzliche Beschaffenheit des Eindruckes ist eine Folge des Kontrastes. Denn wenn der Geist des Mediums mit dem bösen Geist sympathisiert, der sich manifestiert, wird er wenig oder gar nicht davon berührt. Schließlich darf man die Schnelligkeit der Schrift, welche von einer außerordentlichen Flexibilität gewisser Medien herrührt, nicht mit der krampfhaften Unruhe verwechseln, welche selbst die langsamsten Medien bei dem Kontakt mit unvollkommenen Geistern erfahren können.