DAS BUCH DER MEDIEN oder WEGWEISER FÜR MEDIEN UND ANRUFER

Allan Kardec

Zurück zum Menü
XXVIII.



Die falschen Propheten sind nicht nur unter den Inkarnierten, sondern auch in viel größerer Anzahl unter den hochmütigen Geistern, welche unter dem falschen Schein der Liebe und Nächstenliebe den Samen der Uneinigkeit ausstreuen, und das Werk der Emanzipation der Menschheit verzögern, indem sie ihr ihre absurden Theorien in den Weg legen, welche sie ihre Medien annehmen lassen. Und um die, welche sie missbrauchen wollen, besser zu blenden und ihren Theorien ein größeres Gewicht zu verschaffen, schmücken sie sich ohne Skrupel mit Namen, die die Menschheit nur mit Ehrfurcht ausspricht, nämlich jenen von verehrten Heiligen, von Jesus, Maria und von Gott selber.



Sie sind es, die den Anlass zu Gegnerschaft in den Gruppen ausstreuen, welcher sie zwingt, sich voneinander zu trennen und sich mit Neid anzusehen. Das allein sollte genügen, sie zu entlarven; denn indem sie so handeln, sind sie das genaue Gegenteil von dem, was sie zu sein behaupten. Blind sind die Menschen, die sich in einer so groben Falle fangen lassen.



Aber es gibt noch andere Mittel, sie zu erkennen. Die Geister jener Ordnung, welcher sie anzugehören vorgeben, müssen nicht nur sehr gut, sondern auch noch ausgezeichnet logisch und rationell sein. Nun denn! Unterwerft ihre Systeme einer strengen Prüfung der Vernunft und des gesunden Menschenverstandes, und ihr werdet sehen, was davon übrig bleibt. Stimmt mir daher bei, dass, so oft ein Geist als Mittel gegen menschliche Schwächen, oder um zur Veredelung zu gelangen, utopische und unpraktische Dinge, kindische und lächerliche Maßnahmen angibt, wenn er ein System aufstellt, welches den einfachsten Begriffen der Wissenschaft widerspricht: so kann dies nur ein unwissender und lügenhafter Geist sein.



Andererseits glaubt wohl, dass, wenn die Wahrheit nicht immer von einzelnen Menschen geschätzt wird, dann immer durch den gesunden Menschenverstand der Massen, und darin liegt ein Beweisstück mehr. Wenn zwei Grundsätze sich widersprechen, so werdet ihr einen Maßstab ihres inneren Wertes haben, indem ihr den sucht, der den meisten Anklang und die meiste Sympathie findet. Es wäre in der Tat unlogisch, anzunehmen, dass eine Lehre, die die Anzahl ihrer Anhänger sich vermindern sehen würde, mehr wahr sei, als jene, deren Bekenner sich vermehren. Gott will, dass die Wahrheit zu allen gelangt, er beschränkt sie nicht auf einen engen und begrenzten Bereich. Er lässt sie an verschiedenen Orten auftauchen, damit das Licht überall neben der Finsternis aufleuchte. (Erastus)



Anmerkung: Die beste Gewährleistung, dass ein Grundsatz der Ausdruck einer Wahrheit ist, besteht wenn er durch an verschiedenen Orten verschiedene Geister von einander durch fremde Medien gelehrt und enthüllt wird und überdies durch die Vernunft gebilligt und durch die größte Anhängerschaft sanktioniert wird. Nur die Wahrheit allein kann einer Lehre die Wurzeln geben. Ein irriges System kann wohl einige Anhänger anwerben, aber da ihm die Grundbedingung der Lebensfähigkeit fehlt, hat es nur eine kurze Existenz. Deshalb braucht man sich nicht zu beunruhigen, es wird sich durch seine eigenen Irrtümer umbringen und vor der mächtigen Waffe der Logik unvermeidlich fallen.