• Allgemeine Betrachtungen • Geistwesen, die man anrufen kann • Wie man mit den Geistern sprechen soll • Nutzen besonderer Anrufungen • Fragen zu den Anrufungen • Anrufung von Tieren • Anrufung von lebenden Personen • Menschliche Telegraphie
Allgemeine Betrachtungen
269. Die Geister können sich entweder spontan mitteilen oder sie können auf unsere Aufforderung, d.h. auf unser Hervorrufen kommen. Manche Menschen denken, dass man Abstand nehmen müsse, diesen oder jenen Geist zu rufen, und dass es vorzuziehen sei, abzuwarten, welcher sich mitteilen will. Sie stützen sich auf diese Meinung, dass man, wenn man einen bestimmten Geist ruft, nicht sicher ist, dass er es ist, der sich einfindet, während derjenige, welcher spontan und aus eigenem Antrieb kommt, seine Identität besser beweist, weil er auf diese Art seinen Wunsch ankündigt, sich mit uns zu unterhalten. Nach unserer Ansicht liegt hier ein Irrtum vor, erstens weil wir immer von Geistern umgeben sind, am häufigsten von solchen niederen Grades, die nichts mehr wünschen, als sich mitzuteilen. Wenn man keinen besonderen Geist ruft, öffnet man das Tor für alle, welche eintreten wollen. In einer Sammlung niemandem das Wort zu erteilen, heißt, es jedermann überlassen, und man weiß, was das zur Folge hat. Der unmittelbar an einen bestimmten Geist gelangte Anruf ist ein Band zwischen ihm und uns. Wir rufen ihn durch unseren Wunsch und setzen auf die Art den Eindringlingen eine Schranke entgegen. Ohne direkten Anruf hätte ein Geist oft keinen Beweggrund, zu uns zu kommen, wenn es nicht unser Schutzgeist ist.
Diese beiden Verfahrensarten haben jede ihre Vorteile, und ein Nachteil würde nur in der unbeschränkten Ausschließung einer von beiden liegen. Die spontanen Mitteilungen bringen keine negativen Folgen, wenn man Herr der Geister und entschlossen ist, die bösen Geister keine Herrschaft gewinnen zu lassen. Dann ist es oft nützlich, den Wunsch derer abzuwarten, die sich kundgeben wollen, weil ihr Gedanke keinem Zwang unterliegt, und man kann auf diese Art wunderbare Resultate erhalten; während dessen ist es nicht gewiss, ob der Geist, den ihr ruft, zum Reden aufgelegt ist und fähig, es so zu tun wie man es wünscht. Eine sorgsame Prüfung, welche wir angeraten haben, ist eine Garantie gegen schlechte Mitteilungen. In den regelmäßigen Versammlungen, besonders in jenen, wo man sich mit einer fortgesetzten Arbeit beschäftigt, gibt es immer Stammgeister, welche sich wie zum Stelldichein einfinden, ohne dass man sie ruft, eben weil sie durch die Regelmäßigkeit der Sitzungen im Voraus unterrichtet sind. Sie ergreifen oft spontan das Wort, um irgend einen Gegenstand zu behandeln, eine Aufgabe zu erörtern, oder vorzuschreiben, was man tun soll, und da erkennt man sie leicht, sei es an ihrer Sprache, welche stets dieselbe bleibt, sei es an ihrer Schrift oder an Gewohnheiten, die ihnen eigentümlich sind.
270. Wenn man mit einem bestimmten Geist verkehren will, so muss man ihn unbedingt rufen. (Nr. 203) Wenn er kommen kann, so bekommt man gewöhnlich zur Antwort: Ja, oder: Ich bin da, oder aber auch: Was wollt ihr von mir? Manchmal kommt er direkt zur Sache, indem er im Voraus die Fragen beantwortet, welche man sich vornimmt, an ihn zu stellen.
Wenn ein Geist das erste Mal angerufen wird, sollte man ihn etwas genauer benennen. In den Fragen, die man ihm stellt, muss man die trockene, gebietende Art vermeiden, die ihn veranlassen würde, sich zu entfernen. Diese Fragen müssen je nach dem Geist liebevoll oder ehrerbietig sein, und auf jeden Fall vom Wohlwollen des Anrufenden Zeugnis geben.
271. Man ist oft überrascht über die Schnelligkeit, mit der sich der angerufene Geist einfindet, selbst das erste Mal. Man könnte sagen, er ist benachrichtigt worden, und dies geschieht in der Tat, wenn man sich im Voraus mit seiner Anrufung beschäftigt. Diese Vorausbeschäftigung ist eine Art vorbereiteter Anrufung, und da wir unsere Schutzgeister immer um uns haben, die sich mit unseren Gedanken vereinigen, bereiten sie die Wege vor in der Art, dass wenn nichts im Weg steht, der Geist, den man rufen will, schon gegenwärtig ist. Im entgegengesetzten Fall ist es der Schutzgeist des Mediums oder jener des Fragenden oder einer der Stammgeister, welcher ihn suchen geht, und dazu braucht er nicht viel Zeit. Wenn der gerufene Geist nicht gleich kommen kann, kündigt der Bote (die Heiden hätten gesagt Merkur), einen Aufschub von zuweilen fünf Minuten, einer viertel oder ganzen Stunde, und selbst mehreren Tagen an. Ist er angekommen, sagt er: „Er ist da“, und alsdann kann man mit den Fragen beginnen, die man an ihn stellen will.
Der Bote ist nicht immer ein notwendiger Vermittler, denn der Ruf des Anrufenden kann vom Geist unmittelbar gehört werden, wie es weiter unter Nr. 282 zur 5. Frage über die Art der Übertragung des Gedankens gesagt wird.
Wenn wir sagen, dass man die Anrufung im Namen Gottes machen soll, so verstehen wir darunter, dass unsere Empfehlung ernst und nicht leicht zu nehmen ist. Die, welche darin nur eine bloße Formel ohne Folge sehen, täten besser, auf sie zu verzichten.
272. Die Anrufungen bieten den Medien oft mehr Schwierigkeiten, als die spontanen Kundgebungen, besonders wenn es sich um eine genaue Beantwortung eingehender Fragen handelt. Dazu braucht man spezielle Medien, die zugleich flexibel und realistisch sind und man hat in Nr. 193 gesehen, dass die letzteren sehr selten sind, denn wie wir gesagt haben, stellen sich die fluidischen Beziehungen nicht immer augenblicklich mit dem erst besten Geist ein. Deshalb ist es nützlich, dass sich die Medien nicht erst auf detaillierte Anrufungen einlassen, wenn sie sich von der Entwicklung ihrer Fähigkeit und von der Natur der sie unterstützenden Geister überzeugt haben, denn bei denen, die schlechte Ratgeber haben, können die Durchsagen keinerlei authentischen Charakter haben.
273. Die Medien werden gewöhnlich mehr aus Privatinteressen, als zu Kundgebungen für private statt allgemeinen Interessen aufgesucht. Dies lässt sich wohl durch den natürlichen Wunsch erklären, sich mit jenen Wesen zu unterhalten, die uns teuer waren. Wir glauben diesbezüglich den Medien mehrere wichtige Empfehlungen geben zu müssen. Zuerst ist diesem Wunsch nur mit Zurückhaltung Folge zu leisten, bei Personen, von deren Aufrichtigkeit sie nicht vollkommen überzeugt sind, und darum sollten sie sich vor den Fallstricken in Acht nehmen, welche ihnen übelwollende Menschen legen könnten. Zweitens ist sich dazu unter keinem Vorwand herzugeben, wenn sie sehen, dass es nur zum Zweck der Befriedigung der Neugierde und des Interesses und nicht aus einer ernsthaften Absicht des Anrufers geschehen soll. Jede müßige Frage oder solche, welche den Kreis derjenigen, die man vernünftigerweise an die Geister stellen kann, überschreiten würde, ist zu verwerfen. Die Fragen müssen klar, unmissverständlich und ohne Hintergedanken gestellt werden, wenn man entschiedene Antworten erhalten will. Man muss daher alle jene verwerfen, welche einen heuchlerischen Charakter tragen, denn man weiß, dass die Geister solche Fragen nicht lieben, welche sie auf die Probe stellen sollen. Auf solchen Fragen bestehen zu wollen, heißt betrogen werden zu wollen. Der Anrufer muss frei und offen zu Werke gehen, ohne Hinterlist und Schleichwege. Wenn er sich nicht deutlich erklären kann; täte er besser, die Frage nicht zu stellen.
Auch soll man Anrufungen nur mit Vorbehalt in Abwesenheit der Personen halten, die darum bitten, und oft ist es sogar vorzuziehen, davon ganz Abstand zu nehmen, da diese Leute allein die Antworten kontrollieren, über die Identität urteilen, die Aufklärungen, wenn nötig, veranlassen und durch die Umstände herbeigeführte Zwischenfragen stellen können. Übrigens ist ihre Anwesenheit ein Band, welches den Geist anzieht, der oft wenig geneigt ist, sich fremden Menschen kundzugeben, für die er keine Sympathie empfindet. Mit einem Wort, das Medium muss alles vermeiden, was es in einen Beratungsagenten verwandeln würde, denn dieses ist in den Augen vieler Menschen gleichbedeutend mit einem Wahrsager.
Geistwesen, die man anrufen kann
274. Man kann alle Geister anrufen, welcher Stufe sie auch angehören, die guten wie die bösen. Jene, welche das Leben erst vor kurzem verlassen haben, wie jene, welche in den ältesten Zeiten gelebt haben, Berühmtheiten wie auch die Unbekanntesten, unsere Eltern, unsere Freunde, wie auch jene, die uns gleichgültig sind. Aber damit ist nicht gesagt, dass sie immer auf unseren Ruf erscheinen wollen oder können. Unabhängig von ihrem Willen oder von der Erlaubnis, welche ihnen von einer höheren Macht verweigert werden kann, können sie durch Gründe verhindert werden, welche zu erfahren uns nicht immer gestattet ist. Wir wollen damit sagen, dass es kein absolutes Hindernis gibt, das sich der Kommunikation entgegen-stellt, mit Ausnahme dessen, was hier später gesagt werden wird. Die Hindernisse, welche einen Geist hindern können, sich kundzugeben, sind fast immer individuell und hängen oft von den Umständen ab.
275. Unter den Ursachen, welche die Manifestation eines Geistes hindern können, sind einige persönlich und andere fremd. Zu den ersteren muss man seine Beschäftigungen oder die Missionen zählen, die er zu erfüllen hat und von denen er sich nicht abwenden kann, um unseren Wünschen nachzukommen; in diesem Fall ist sein Besuch nur aufgeschoben.
Da ist noch seine eigene Lage. Obwohl der Zustand der Inkarnation für den Geist kein absolutes Hindernis ist, kann er in gewissen gegebenen Momenten ein Hindernis bilden, besonders in den niederen Welten und wenn der Geist selbst erst wenig von der Materie befreit ist. In den höheren Welten, in jenen nämlich, wo die Bande des Geistes und der Materie sehr schwach sind, ist die Manifestation fast ebenso leicht wie im herumwandelnden Zustand, und jedenfalls leichter, als in Fällen, wo die körperliche Materie dichter ist.
Die dem angerufenen Geist fremden Ursachen hängen vor allem von der Natur des Mediums ab, von der Person, welche ihn ruft, ferner vom Umfeld, in dem die Anrufung geschieht und schließlich vom Zweck dem die Sitzung dienen soll. Manche Medien erhalten in erster Linie Mitteilungen von ihren Familiengeistern, welche mehr oder weniger erhaben sein können. Andere sind geeignet, allen Geistern als Vermittler zu dienen. Das hängt von der Sympathie oder Antipathie, von der Anziehung oder Abstoßung ab, welche der Geist des Mediums persönlich auf den fremden Geist ausübt, der ihn entweder mit Vergnügen oder mit Widerwillen zum Dolmetscher annehmen kann. Ferner hängt das Gelingen, abgesehen von den inneren Eigenschaften des Mediums, auch von der Entwicklung seiner medialen Fähigkeit ab. Die Geister kommen lieber und sind eindeutiger bei einem Medium, welches ihnen keine materiellen Hindernisse entgegenstellt. Bei sonst gleichen Umständen gilt bezüglich der moralischen Bedingungen der Grundsatz: Je leichter ein Medium schreiben oder sich ausdrücken kann, desto weitreichender werden seine Beziehungen mit der geistigen Welt.
276. Man muss auch noch der Leichtigkeit Rechnung tragen, mit diesem oder jenem Geist zu verkehren, welche die Gewohnheit mit sich bringt. Mit der Zeit identifiziert sich der fremde Geist mit jenem des Mediums und auch mit dem, der ihn ruft. Abgesehen von der Frage über die Sympathie stellen sich zwischen ihnen fluidische Beziehungen ein, welche die Mitteilungen begünstigen. Deshalb ist die erste Unterredung nicht immer so befriedigend, wie man wünscht, und darum fordern die Geister oft selbst, wieder gerufen zu werden. Ein Geist, der gewöhnlich kommt, ist wie zu Hause, er ist mit seinen Zuhörern und mit seinen Dolmetschern befreundet, er spricht und handelt viel freier.
277. Aus dem eben Gesagten geht zusammenfassend hervor, dass die Fähigkeit, einen Geist zu rufen, nicht die Verbindlichkeit für den Geist einschließt, uns auf Befehl zu Diensten zu stehen, dass er zu einem Zeitpunkt kommen kann und an einem andern nicht; dass er durch ein Medium und einen Anrufer, der ihm gefällt, verkehren kann, aber nicht mit einem anderen, dass er sagen kann, was er will, ohne gezwungen zu sein, das zu sagen, was er nicht will, zu gehen wann es ihm passt, und letzlich, dass er aus Ursachen, die teilweise von seinem Willen abhängen, plötzlich ganz aufhören kann zu kommen, obwohl er sich einige Zeit sehr emsig gezeigt hat.
Aus allen diesen Gründen folgt, wenn man einen neuen Geist rufen will, dass es nötig ist, seinen Schutzgeist zu befragen, ob diese Anrufung möglich ist. Falls sie es nicht sein sollte, gibt er sehr häufig die Gründe an, und dann ist es unnütz, darauf zu bestehen.
278. Hier wirft sich eine wichtige Frage auf, nämlich, ob es mit Gefahr verbunden ist oder nicht, böse Geister zu rufen? Das hängt vom Zweck ab, den man verfolgt und vom starken Einfluss, den man über sie hat. Die Gefahr ist gleich Null, wenn man sie zu einem ernsthaften belehrenden Zweck ruft und in der Absicht, sie zu bessern; dagegen ist die Gefahr sehr groß, wenn es nur aus Neugierde oder zur Unterhaltung geschieht, oder wenn man sich unter ihre Abhängigkeit begibt, indem man sie um irgendeinen Dienst bittet. Die guten Geister können ihnen in diesem Fall sehr wohl die Macht erteilen, das zu tun, was man von ihnen verlangt, mit dem Vorbehalt den Verwegenen, später zu bestrafen, der es gewagt hatte, ihre Hilfe anzurufen und ihnen mehr Macht zuzumuten, als Gott. Es ist umsonst, sich vorzunehmen, davon in der Folgezeit einen guten Gebrauch zu machen, und den Diener zu verabschieden, wenn er den Dienst geleistet hat. Dieser Dienst den man sich leisten ließ, so gering er auch sein mag, ist ein wahrhafter, mit dem bösen Geist geschlossener Pakt, und dieser lässt seine Leute nicht so leicht los. (Siehe Nr. 212)
279. Man übt auf die niederen Geister nur durch moralische Überlegenheit eine Herrschaft aus. Die geringen Geister erkennen ihre Meister in den guten Menschen. Gegen denjenigen, der ihnen nur die Energie seines Willens, eine Art roher Gewalt entgegensetzt, kämpfen sie an und oft sind sie die stärkeren. Jemand suchte auf diese Art einen widerspenstigen Geist durch seinen bloßen Willen zu bändigen, und der Geist gab ihm zur Antwort: „Lass mich doch in Ruhe mit deinem prahlerischen Wesen, du, der du nicht besser bist als ich“. Möchte man da nicht sagen: ein Dieb predigt einem anderen Dieb Moral?
Man wundert sich, dass der Name Gottes, den man gegen sie anruft, oft ohne Wirkung ist. Der heilige Ludwig hat den Grund davon in folgender Antwort gegeben:
„Der Name Gottes hat über die unvollkommenen Geister nur in dem Mund desjenigen einen Einfluss, der sich desselben mit Autorität vermöge seiner Tugenden bedienen kann. Im Mund eines Menschen, welcher über den Geist keine moralische Überlegenheit besitzt, ist es ein Wort wie jedes andere. Ebenso verhält es sich mit den heiligen Sachen, die man ihnen vorhält. Die furchtbarste Waffe ist unwirksam in ungeschickten Händen, die sich ihrer nicht zu bedienen wissen, oder unfähig sind, sie zu tragen.“
Wie man mit den Geistern sprechen soll.
280. Die Erhabenheit oder Niedrigkeit der Geister deutet uns den Ton an, welchen wir ihnen gegenüber anschlagen sollten. Es ist einleuchtend, dass, je erhabener sie sind, sie desto größere Ansprüche auf unsere Hochachtung, Rücksicht und Ehrerbietung haben. Wir dürfen ihnen nicht weniger Ehrerbietigkeit bezeugen, als wir es zu ihren Lebzeiten getan hätten, aber aus anderen Gründen. Auf der Erde würden wir ihren Rang und ihre soziale Stellung betrachtet haben, in der Geisterwelt gründet sich unsere Hochachtung nur auf ihre moralische Überlegenheit. Ihre Erhabenheit stellt sie über die Kindereien unserer unterwürfig schmeichelnden Form. Nicht durch Worte kann man sich ihr Wohlwollen erwerben, sondern durch die Reinheit unserer Gefühle. Es wäre daher lächerlich, ihnen Titel zu geben, welche unsere Sitten dem Rangunterschied widmen und welche ihrer Eitelkeit zu Lebzeiten hätten schmeicheln können. Wenn sie in der Tat erhaben sind, so halten sie nichts davon, es missfällt ihnen sogar. Ein guter Gedanke ist ihnen angenehmer, als die schmeichelhaftesten Beinamen. Wenn es anders wäre, ständen sie nicht über der Menschheit.
Der Geist eines ehrwürdigen Geistlichen, der auf Erden ein Kirchenfürst und ein rechtschaffener Mensch gewesen ist, der das Gesetz Jesu ausübte, antwortete eines Tages jemandem, der ihn anrief und ihm den Titel „Monseigneur“ beilegte: „Du solltest wenigstens Ex-Monseigneur sagen, denn hier gibt es nur einen Seigneur (Herrn), nämlich Gott. Wisse also, dass ich hier Wesen sehe, welche mir auf der Erde zu Füßen gefallen sind und vor denen ich mich nun selbst beuge.“
Was die niederen Geister betrifft, so gibt uns ihr Charakter die Richtlinien der Sprache, welche geeignet ist, an sie zu richten. Unter ihnen gibt es einige, obwohl harmlos und selbst wohlwollend, dennoch unwissend und unbesonnen. Diese ebenso zu behandeln, wie die ernsten Geister, wie es manche Personen tun, wäre ebenso, wie sich vor einem Schüler oder vor einem mit einem Doktorhut geschmückten Esel zu verneigen. Ein vertraulicher Ton wäre bei ihnen nicht am unrechten Ort, sie nehmen ihn auch nicht übel, sie geben dem im Gegenteil gern nach.
Unter den niederen Geister gibt es welche, die unglücklich sind. Ihre Leiden nehmen unser Mitleid umso mehr in Anspruch, als sich niemand schmeicheln kann, dem Ausspruch Christi zu entgehen: „Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“ Das Wohlwollen, welches wir ihnen beweisen, ist für sie eine Erleichterung. In Ermanglung von Sympathie sollen sie die Nachsicht finden, von der wir möchten, dass man sie mit uns hat.
Geister, welche ihre Niedrigkeit durch Zynismus in ihrer Sprache, durch Lügen, durch die Niedrigkeit ihrer Gefühle, durch die Unzuverlässigkeit ihrer Ratschläge verraten, sind unserer Teilnahme in der Tat weniger wert, als jene, deren Worte von Reue zeugen. Wir sind ihnen jenes Mitleid schuldig, welches wir selbst dem größten Verbrecher zugestehen, und das Mittel, sie zum Schweigen zu bringen ist, sich höher zu zeigen als sie sind. Sie geben sich nur den Leuten hin, von denen sie nichts zu fürchten glauben, denn die verdorbenen Geister finden in den rechtschaffenen Menschen ihre Meister, wie auch in den höheren Geistern.
Zusammenfassend: Wäre es ebenso respektlos, die höheren Geister wie seinesgleichen zu behandeln, als es lächerlich wäre, für alle ohne Ausnahme eine gleiche Verehrung zu hegen. Bewahren wir daher die Hochachtung für die, welche sie verdienen. Dankbarkeit für diejenigen, die uns beschützen und uns beistehen und für alle anderen ein Wohlwollen, welches wir einst vielleicht auch benötigen werden. Indem wir in die unkörperliche Welt eindringen, lernen wir sie kennen, und diese Kenntnis muss unsere Beziehungen zu jenen regeln, welche sie bewohnen. Die Vorfahren haben ihnen in ihrer Unwissenheit Altäre gebaut, für uns sind es nun mehr oder weniger vollkommene Wesen und wir errichten die Altäre nur für Gott.
Nutzen der privaten Anrufungen
281. Die Mitteilungen, welche man von sehr erhabenen Geistern oder von jenen erhält, welche große Persönlichkeiten des Altertums belebt haben, sind für uns durch die erhabenen Belehrungen, die sie enthalten, wertvoll. Diese Geister haben einen Grad der Vollkommenheit erreicht, der es ihnen gestattet, einen ausgedehnten Ideenbereich zu umfassen, Geheimnisse zu lösen, welche die gewöhnliche Sehweite der Menschen überschreiten, und infolge dessen uns besser als andere über viele Dinge zu belehren. Daraus folgt aber nicht, dass die Mitteilungen von Geistern einer niederen Ordnung ohne Nutzen wären. Der Beobachter zieht daraus mehr als eine Lehre. Um ein Volk kennen zu lernen, muss man es auf allen seinen Entwicklungsstufen studieren. Wer es immer nur von einer Seite gesehen hat, lernte es schlecht kennen. Die Geschichte eines Volkes ist nicht jene seiner Könige und sozialen Spitzen. Um es beurteilen zu können, muss man es in seinem inneren Leben, in seinen privaten Gewohnheiten sehen.
Nun sind die höheren Geister die Spitzen der geistigen Welt. Ihre Erhabenheit stellt sie so hoch über uns, dass wir über den Abstand erschrecken, der uns von ihnen trennt. Bürgerlichere Geister (man gestatte uns diesen Ausdruck) machen uns die Verhältnisse ihrer neuen Existenz greifbarer. Bei ihnen ist die Verbindung zwischen dem körperlichen Leben und dem geistigen Leben viel inniger, wir begreifen es besser, weil es uns viel näher berührt. Indem wir von ihnen selbst erfahren, was aus den Menschen aller Stände und aller Charaktere geworden ist, was sie denken, was sie fühlen, rechtschaffene sowohl als lasterhafte, große und kleine, glückliche und unglückliche des Jahrhunderts, mit einem Wort, was aus den Menschen wurde, welche unter uns gelebt haben, die wir gesehen und gekannt haben, deren wirkliches Leben, deren Tugenden und Laster wir kennen, - begreifen wir ihre Freuden und ihre Leiden, wir nehmen daran Anteil und schöpfen daraus einen moralischen Unterricht, der uns umso nützlicher ist, je intimer die Beziehungen zwischen ihnen und uns sind.
Wir stellen uns leichter an die Stelle dessen, der unseresgleichen gewesen ist, als an die Stelle dessen, den wir nur durch den Schimmer einer himmlischen Glorie sehen. Die gewöhnlichen Geister zeigen uns die praktische Anwendung der großen und erhabenen Wahrheiten, wovon uns die höheren Geister die Theorie lehren. Übrigens ist beim Studium einer Wissenschaft nichts unnütz. Newton hat das Gesetz der Kräfte des Universums in der einfachsten Erscheinung gefunden.
Die Anrufung der gewöhnlichen Geister hat überdies den Vorteil, uns mit den leidenden Geistern in Berührung zu bringen, welchen man eine Erleichterung verschaffen und deren Fortschritt man durch nützliche Ratschläge fördern kann. Man kann sich also nützlich machen, indem man sich selbst belehrt. Es liegt ein Egoismus darin, wenn man nur seine eigene Befriedigung im Umgang mit den Geistern sucht, und wer es verschmäht, seine hilfreiche Hand dem Unglücklichen zu reichen, der legt zugleich ein Beispiel des Hochmutes ab. Was nützt es ihm, schöne Empfehlungen von auserwählten Geistern zu erhalten, wenn es ihn selbst nicht besser, liebevoller, wohlwollender für seine Brüder in dieser und der anderen Welt macht? Was würde aus den armen Kranken werden, wenn sich die Ärzte sträubten, ihre Wunden zu berühren?
Fragen zu den Anrufungen
282. Fragen zu den Anrufungen
1) Kann man die Geister anrufen, ohne ein Medium zu sein?
„Jedermann kann die Geister anrufen, und wenn diejenigen, welche ihr ruft, sich nicht deutlich materiell manifestieren können, sind sie nicht weniger bei euch und hören euch zu.“
2) Kommt der gerufene Geist immer auf den Ruf, den man an ihn richtet?
„Das hängt von den Bedingungen ab, unter denen er sich befindet, denn es gibt Umstände, wo er es nicht kann.“
3) Welche Ursachen können einen Geist hindern, unserem Ruf zu folgen?
„Zunächst sein Wille, dann sein körperlicher Zustand, wenn er inkarniert ist, die Missionen, mit denen er beauftragt sein kann, oder wohl auch weil ihm die Erlaubnis versagt sein kann. Es gibt Geister, die sich nie mitteilen können, das sind jene, welche ihrer Natur nach noch niedrigeren Welten als die Erde angehören. Diejenigen, welche sich in den Sphären der Strafe befinden können es ebenso wenig, außer mit einer höheren Erlaubnis, welche nur zu einem Zweck des allgemeinen Nutzen erteilt wird. Damit ein Geist sich mitteilen kann, muss er den Grad des Fortschrittes jener Welt erreicht haben, wohin er gerufen wird, sonst ist er mit den Ideen dieser Welt fremd und hat keinen Vergleichspunkt. Nicht so verhält es sich mit jenen, welche in einer Mission oder Abbüßung in niedere Welten gesendet werden. Diese haben das nötige Wissen, um zu antworten.“
4) Aus welchen Gründen kann dem Geist die Erlaubnis versagt werden, sich kundzugeben?
„Es kann eine Prüfung oder Strafe für ihn und den sein, der ihn ruft.“
5) Wie können die im Weltraum und in den verschiedenen Welten zerstreuten Geister von allen Punkten des Universums die an sie getanen Anrufungen hören?
„Oft werden sie davon von den euch umgebenden vertrauten Geistern benachrichtigt. Aber es geht hier ein Phänomen vor, welches euch zu erklären schwer ist, denn ihr könnt die Art der Gedankenübertragung unter den Geistern noch nicht begreifen. Was ich sagen kann ist, dass der Geist, welchen ihr ruft, soweit er auch entfernt sein möge, sozusagen einen Gegenstoß des Gedankens erhält, wie eine Art elektrischer Strom, welcher seine Aufmerksamkeit in jene Richtung lenkt, woher der Gedanke kommt, der an ihn gerichtet ist. Man kann sagen, dass er den Gedanken hört, so wie ihr auf der Erde die Stimme hört.“
5a) Ist das universelle Fluidum der Vermittler des Gedankens, so wie die Luft jener des Schalls ist?
„Ja, nur mit dem Unterschied, dass sich der Schall nur in einem beschränkten Umkreis hören lassen kann, während der Gedanke die Unendlichkeit erreicht. Der Geist im Raum ist wie ein Wanderer in einer weiten Ebene, welcher plötzlich seinen Namen hörend, sich in die Richtung wendet, wo man ihn ruft.“
6) Wir wissen, dass die Entfernung für die Geistwesen wenig bedeuten, aber man ist doch erstaunt, sie manchmal genauso schnell auf den Ruf antworten zu sehen, als ob sie ganz in der Nähe gewesen wären.
“In der Tat sind sie es manchmal. Wenn die Anrufung gedanklich vorbereitet ist, ist das Geistwesen im Voraus informiert und ist oft vor dem Augenblick da, in dem es gerufen wird.”
7) Wird der Gedanke des Anrufens nach Umständen mehr oder weniger leicht verstanden?
„Ohne allen Zweifel, der durch ein sympathisches oder wohlwollendes Gefühl gerufene Geist ist stärker berührt, es ist wie eine Freundesstimme, die er erkennt, sonst bleibt die Anrufung oft ohne Erfolg. Der Gedanke, welcher aus der Anrufung entspringt, trifft den Geist. Wenn er aber nicht gut gesteuert ist, trifft er ins Leere. Es ist bei den Geistern, wie bei den Menschen, wenn derjenige, der sie ruft, ihnen gleichgültig oder unsympathisch ist, können sie ihn hören, aber oft hören sie ihm nicht zu.“
8) Kommt der gerufene Geist freiwillig oder ist er dazu gezwungen?
„Er gehorcht dem Willen Gottes, d.h. dem allgemeinen Gesetz, welches das Universum regiert, und doch kann man nicht sagen: gezwungen, denn er beurteilt, ob es nützlich ist zu kommen, und selbst dann hat er den freien Willen. Ein höherer Geist kommt immer, wenn er zu einem guten Zweck gerufen wird, er verweigert die Antwort nur in Kreisen wenig ernsthafter Leute, die die Sache als Unterhaltung betreiben.“
9) Kann der Geist auf den ergangenen Ruf das Kommen verweigern?
„Vollkommen. Wo wäre sonst sein freier Wille? Glaubt ihr, dass alle Wesen des Universums zu euren Diensten da sind? Und ihr selbst, haltet ihr euch für verpflichtet, allen zu antworten, die euren Namen aussprechen? Wenn ich sage, dass ein Geist sich weigern kann zu kommen, so beziehe ich es auf die Bitte des Anrufers, denn ein niederer Geist kann von einem höheren Geist gezwungen werden, zu kommen.“
10) Gibt es für den Anrufer ein Mittel, den Geist zu zwingen, gegen seinen Willen zu kommen?
„Keines, wenn dieser Geist euresgleichen ist oder in der Moral höher steht, als ihr - ich sage in der Moral und nicht in der Intelligenz - weil ihr gegen ihn keine Autorität habt. Wenn er aber unter euch steht, dann vermögt ihr es, wenn es zu seinem besten dient, denn dann werden euch andere Geister helfen.“ (Nr. 279)
11) Ist eine Gefahr dabei, niedere Geister zu rufen, und muss man nicht fürchten, sich unter ihre Herrschaft zu begeben, wenn man sie ruft?
„Sie beherrschen nur diejenigen, welche sich beherrschen lassen. Der, dem die guten Geister beistehen, hat nichts zu fürchten, er imponiert den niederen Geistern, nicht aber sie ihm. Als allein anrufende, sollen die Medien, besonders die Anfänger, von dieser Art Anrufung absehen.“ (Nr. 278)
12) Ist es notwendig, eine besondere Gemütsstimmung zu den Anrufungen mitzubringen?
„Die wesentlichste von allen Stimmungen ist die Andacht, wenn man mit ernsten Geistern verkehren will. Mit dem Glauben und mit dem Wunsch für das Gute, ist man mächtiger, die höheren Geister zu rufen. Indem man seine Seele durch einige Augenblicke der Andacht während der Anrufung erhebt, vereinigt man sich mit den guten Geistern und macht sie geneigt, zu kommen.“
13) Ist der Glaube zu den Anrufungen notwendig?
„Der Glaube an Gott ja; der Glaube wird ansonsten schon kommen, wenn ihr das Gute wollt und den Wunsch hegt, euch zu bilden.“
14) Haben die Menschen, welche sich zu einem gemeinschaftlichen Denken und einer gleichen Absicht vereinigt haben, mehr Macht, die Geister anzurufen?
„Wenn sie alle durch Nächstenliebe und zum Guten vereinigt sind, erhalten sie Großes. Nichts ist schädlicher für den Erfolg der Anrufungen die Gegensätzlichkeit der Gedanken.“
15) Ist die Vorsicht nützlich, eine Kette zu bilden, indem man sich zu Beginn der Versammlung einige Minuten die Hand reicht?
„Die Kette ist ein materielles Mittel, welches die Vereinigung zwischen euch nicht bewirkt, wenn sie nicht schon durch den Gedanken besteht. Nützlicher ist, sich in einem gemeinsamen Denken zu vereinigen, indem ein jeder seinerseits gute Geister anruft. Ihr wisst nicht, was eine ernste Vereinigung alles erhalten kann, aus deren Mitte jeder Stolz und jede Persönlichkeit verbannt ist, wo nur das erhabene Gefühl der gegenseitigen Herzlichkeit herrschte.“
16) Sind Anrufungen an bestimmten, fest definierten Tagen und zu bestimmten, fest definierten Stunden vorzuziehen?
„Ja, und wenn es möglich ist, an ein und demselben Ort. Die Geister kommen dahin viel lieber. Der beständige Wunsch, den ihr habt, hilft den Geistern zu kommen, um sich mit euch in Verbindung zu setzen. Die Geister haben ihre Beschäftigungen, welche sie eurem persönlichen Vergnügen zuliebe nicht plötzlich verlassen können. Ich sage zwar am selben Ort, aber glaubt nicht, dass das eine unumschränkte Bedingung sei, denn die Geister kommen überall hin. Ich will damit nur sagen, dass ein dazu bestimmter Ort vorzuziehen ist, weil die innere Sammlung dort ist.“
17) Haben gewisse Gegenstände, wie Medaillen und Talismane die Eigenschaft, die Geister anzuziehen, oder abzustoßen, wie es manche Menschen behaupten?
„Diese Frage ist unnütz, denn ihr wisst, dass die Materie auf die Geister keinerlei Einfluss hat. Seid überzeugt, dass kein guter Geist zu solchen Absurditäten rät. Die Macht der Talismane, wie immer sie beschaffen sein mögen, hat außer in der Einbildung der leichtgläubigen Leute nie bestanden.“
18) Was soll man von den Geistern denken, welche zu Verabredungen an düsteren Orten und zu ungewöhnlichen Zeiten einladen?
„Diese Geister unterhalten sich auf Kosten derjenigen, die ihnen folgen. Es ist immer unnütz und oft gefährlich, solchen Einflüsterungen Folge zu leisten. Unnütz, weil man dabei nichts gewinnt, außer mystifiziert zu werden, gefährlich, nicht wegen des Bösen, was die Geister verursachen können, sondern wegen des Einflusses, welchen es auf schwache Gehirne ausüben kann.“
19) Gibt es Tage und Stunden, welche für Anrufungen besonders günstig sind?
„Den Geistern ist es gänzlich gleichgültig, so wie alles Materielle, und es wäre ein Aberglaube, an den Einfluss der Tage und Stunden zu glauben, die günstigsten Augenblicke sind diejenigen, wo der Anrufer durch die gewohnten Beschäftigungen am wenigsten zerstreut ist, wo sein Körper und sein Geist am ruhigsten sind.“
20) Ist der Anruf für die Geister eine angenehme oder unerquickliche Sache? Kommen sie gern, wenn man sie ruft?
„Das hängt von ihrem Charakter und von dem Beweggrund ab, warum man sie ruft. Wenn das Ziel ein löbliches und das Medium ihnen sympathisch ist, so ist es für sie eine angenehme, sogar anziehende Sache, denn die Geister sind immer über die Zuneigung glücklich, welche man ihnen bezeugt. Es gibt einige, welche es als großes Glück ansehen, sich den Menschen offenbaren zu können, und die unter der Verlassenheit leiden, in welcher man sie lässt. Aber wie ich gesagt habe, es hängt auch von ihrem Charakter ab. Unter den Geistern gibt es auch Menschenverächter, welche nicht gestört werden wollen, und deren Antworten von ihrer üblen Laune zeugen, besonders wenn sie von gleichgültigen Menschen gerufen werden, um welche sie sich nicht kümmern. Ein Geist hat oft gar keinen Grund, auf den Ruf eines Unbekannten zu kommen, der ihm gleichgültig ist und fast immer nur von der Neugierde angetrieben wird. Wenn er kommt, so macht er gewöhnlich nur kurze Besuche, es wäre denn, dass die Anrufung ein ernstes und lehrreiches Ziel verfolgt.“
Anmerkung: Man sieht Menschen, die ihre Eltern nur rufen, um sie über die gewöhnlichsten Sachen des materiellen Lebens zu befragen, zum Beispiel der Eine, ob er sein Haus vermieten oder verkaufen werde, ein Zweiter, um den Gewinn kennen zu lernen, welchen er von seiner Ware ziehen wird, um den Ort, wo ein Schatz verborgen liegt, ob irgend ein Geschäft glücklich oder unglücklich ausfallen werde. Unsere Eltern jenseits des Grabes kümmern sich um uns nur aufgrund der Liebe, die wir ihnen für sie empfinden. Wenn sich unser Denken an sie darauf beschränkt, sie für Zauberer zu halten, wenn wir an sie nur denken, um von ihnen Ratschläge zu erhalten, können sie für uns keine große Sympathie haben, und man kann sich über das geringe Wohlwollen nicht wundern, welches sie uns zeigen.
21) Gibt es unter den guten und bösen Geistern einen Unterschied in Bezug auf ihre Bereitwilligkeit, unserem Ruf zu folgen?
„Ja, es gibt einen großen Unterschied. Die bösen Geister kommen nur dann gern, wenn sie herrschen oder zu betrügen hoffen; aber sie haben einen großen Widerwillen, wenn sie gezwungen sind, ihre Fehler zu gestehen, und sie bitten dann nur, weggehen zu dürfen, wie ein Schüler, den man ruft, um ihn zu züchtigen. Sie können dazu von den höheren Geistern zur Strafe und zur Belehrung der Inkarnierten gezwungen werden.
Die Anrufung ist für die guten Geister unerquicklich, wenn sie sinnlos für Nichtigkeiten gerufen werden. Dann erscheinen sie gar nicht oder sie ziehen sich zurück. Ihr könnt sagen, dass die Geister es in der Regel ebenso wenig gern sehen wie ihr, dass sie Neugierigen zur Unterhaltung dienen sollen. Oft habt ihr beim Anrufen eines Geistes kein anderes Ziel, als zu hören, was er euch wohl sagen werde, oder ihn über besondere Umstände aus seinem Leben zu befragen, die er auch nicht gern mitteilen will, weil er keinen Grund hat, euch sein Vertrauen zu schenken, und ihr glaubt, dass er sich zu eurem Vergnügen auf den Sünderstuhl setzen wird. Erkennt euren Irrtum, was er zu seinen Lebzeiten nicht getan hätte, wird er als Geist umso weniger tun.“
Anmerkung: Die Erfahrung lehrt in der Tat, dass die Anrufung der Geister immer angenehm ist, wenn es in ernster und nützlicher Absicht geschieht. Die Guten kommen mit Vergnügen, uns zu unterrichten. Diejenigen, welche leiden, finden eine Erleichterung in der Sympathie, welche man ihnen bezeugt, diejenigen, welche wir gekannt haben, finden eine Befriedigung in unserer Erinnerung. Die leichtfertigen Geister lieben es, von leichtsinnigen Personen gerufen zu werden, weil ihnen das eine Gelegenheit verschafft, sich auf deren Kosten zu belustigen. Sie fühlen sich aber bei ernsten Menschen nicht wohl.
22) Müssen die Geister immer erst gerufen werden, um sich kund zu tun?
„Nein, sie stellen sich oft ungerufen ein, und das beweist, dass sie gern kommen.“
23) Wenn sich ein Geist von selbst einfindet, ist man bezüglich seiner Identität sicherer?
„Auf keinen Fall, denn die Trug-Geister wenden dieses Mittel oft an, um besser hinters Licht führen zu können.
24) Wenn man den Geist einer Person in Gedanken ruft, kommt er selbst dann zu uns, wenn es weder eine schriftliche noch eine andere Kundgebung gibt?
„Die Schrift ist ein materielles Mittel für das Geistwesen seine Gegenwart anzukündigen, aber es ist der Gedanke, der ihn anzieht, nicht die Schrift.“
25) Wenn sich ein niedriger Geist offenbart, kann man ihn zwingen, sich zurückzuziehen?
„Ja, wenn man ihn nicht anhört. Aber wie wollt ihr, dass er sich zurückzieht, wenn ihr an seinen Schandtaten Vergnügen findet? Die niedrigen Geister hängen sich an diejenigen, die sie mit Vergnügen anhören, so wie die Toren unter euch.“
26) Ist die Anrufung im Namen Gottes eine Garantie gegen die Einmischung böser Geister?
„Der Name Gottes ist nicht für alle boshaften Geister eine Garantie, aber er hält viele zurück. Mit diesem Mittel entfernt ihr immer einige und ihr werdet ihrer noch mehr entfernen, wenn die Anrufung Gottes aus dem Grund des Herzens und nicht als eine bloße Formel erfolgt.“
27) Könnte man mehrere Geister zu gleicher Zeit namentlich anrufen?
„Es gibt dabei keine Schwierigkeit, und wenn ihr drei oder vier Hände zum Schreiben hättet, so würden euch drei oder vier Geister zur selben Zeit antworten, das passiert, wenn man mehrere Medien hat.”
28) Wenn mehrere Geister gleichzeitig gerufen werden, und es nur ein Medium gibt, welcher antworten kann?
„Einer antwortet für alle, und drückt ihr gemeinsames Denken aus.“
29) Könnte sich derselbe Geist zugleich in ein und derselben Sitzung durch zwei verschiedene Medien kundgeben?
„Genauso, wie es Menschen gibt, die zugleich mehrere Briefe diktieren.“
Anmerkung: Wir haben einen Geist zu gleicher Zeit durch zwei Medien auf die an ihn gestellten Fragen antworten gesehen, dem einen auf Englisch und dem andern auf Französisch, und die Antworten waren dem Sinn nach gleichlautend, einige waren sogar die wörtliche Übersetzung der einen von der anderen.
Zwei zu gleicher Zeit durch zwei Medien angerufene Geister können eine Unterredung unter sich vornehmen. Obwohl diese Art der Mitteilung für sie nicht notwendig ist, weil sie ihre Gedanken lesen, lassen sie sich dazu manchmal zu unserer Belehrung herab. Wenn es niedere Geister sind, welche von irdischen Leidenschaften und sinnlichen Ideen noch eingenommen sind, kann es ihnen passieren, dass sie sich streiten und mit groben Worten anreden, sich gegenseitig ihre Fehler vorwerfen, und selbst mit Bleistiften, Körbchen usw. bewerfen.