DAS BUCH DER MEDIEN oder WEGWEISER FÜR MEDIEN UND ANRUFER

Allan Kardec

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Wie man mit den Geistern sprechen soll


280. Die Erhabenheit oder Niedrigkeit der Geister deutet uns den Ton an, welchen wir ihnen gegenüber anschlagen sollten. Es ist einleuchtend, dass, je erhabener sie sind, sie desto größere Ansprüche auf unsere Hochachtung, Rücksicht und Ehrerbietung haben. Wir dürfen ihnen nicht weniger Ehrerbietigkeit bezeugen, als wir es zu ihren Lebzeiten getan hätten, aber aus anderen Gründen. Auf der Erde würden wir ihren Rang und ihre soziale Stellung betrachtet haben, in der Geisterwelt gründet sich unsere Hochachtung nur auf ihre moralische Überlegenheit. Ihre Erhabenheit stellt sie über die Kindereien unserer unterwürfig schmeichelnden Form. Nicht durch Worte kann man sich ihr Wohlwollen erwerben, sondern durch die Reinheit unserer Gefühle. Es wäre daher lächerlich, ihnen Titel zu geben, welche unsere Sitten dem Rangunterschied widmen und welche ihrer Eitelkeit zu Lebzeiten hätten schmeicheln können. Wenn sie in der Tat erhaben sind, so halten sie nichts davon, es missfällt ihnen sogar. Ein guter Gedanke ist ihnen angenehmer, als die schmeichelhaftesten Beinamen. Wenn es anders wäre, ständen sie nicht über der Menschheit.



Der Geist eines ehrwürdigen Geistlichen, der auf Erden ein Kirchenfürst und ein rechtschaffener Mensch gewesen ist, der das Gesetz Jesu ausübte, antwortete eines Tages jemandem, der ihn anrief und ihm den Titel „Monseigneur“ beilegte: „Du solltest wenigstens Ex-Monseigneur sagen, denn hier gibt es nur einen Seigneur (Herrn), nämlich Gott. Wisse also, dass ich hier Wesen sehe, welche mir auf der Erde zu Füßen gefallen sind und vor denen ich mich nun selbst beuge.“


Was die niederen Geister betrifft, so gibt uns ihr Charakter die Richtlinien der Sprache, welche geeignet ist, an sie zu richten. Unter ihnen gibt es einige, obwohl harmlos und selbst wohlwollend, dennoch unwissend und unbesonnen. Diese ebenso zu behandeln, wie die ernsten Geister, wie es manche Personen tun, wäre ebenso, wie sich vor einem Schüler oder vor einem mit einem Doktorhut geschmückten Esel zu verneigen. Ein vertraulicher Ton wäre bei ihnen nicht am unrechten Ort, sie nehmen ihn auch nicht übel, sie geben dem im Gegenteil gern nach.


Unter den niederen Geister gibt es welche, die unglücklich sind. Ihre Leiden nehmen unser Mitleid umso mehr in Anspruch, als sich niemand schmeicheln kann, dem Ausspruch Christi zu entgehen: „Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“ Das Wohlwollen, welches wir ihnen beweisen, ist für sie eine Erleichterung. In Ermanglung von Sympathie sollen sie die Nachsicht finden, von der wir möchten, dass man sie mit uns hat.


Geister, welche ihre Niedrigkeit durch Zynismus in ihrer Sprache, durch Lügen, durch die Niedrigkeit ihrer Gefühle, durch die Unzuverlässigkeit ihrer Ratschläge verraten, sind unserer Teilnahme in der Tat weniger wert, als jene, deren Worte von Reue zeugen. Wir sind ihnen jenes Mitleid schuldig, welches wir selbst dem größten Verbrecher zugestehen, und das Mittel, sie zum Schweigen zu bringen ist, sich höher zu zeigen als sie sind. Sie geben sich nur den Leuten hin, von denen sie nichts zu fürchten glauben, denn die verdorbenen Geister finden in den rechtschaffenen Menschen ihre Meister, wie auch in den höheren Geistern.


Zusammenfassend: Wäre es ebenso respektlos, die höheren Geister wie seinesgleichen zu behandeln, als es lächerlich wäre, für alle ohne Ausnahme eine gleiche Verehrung zu hegen. Bewahren wir daher die Hochachtung für die, welche sie verdienen. Dankbarkeit für diejenigen, die uns beschützen und uns beistehen und für alle anderen ein Wohlwollen, welches wir einst vielleicht auch benötigen werden. Indem wir in die unkörperliche Welt eindringen, lernen wir sie kennen, und diese Kenntnis muss unsere Beziehungen zu jenen regeln, welche sie bewohnen. Die Vorfahren haben ihnen in ihrer Unwissenheit Altäre gebaut, für uns sind es nun mehr oder weniger vollkommene Wesen und wir errichten die Altäre nur für Gott.