Medien für physische Effekte 160. Medien für physische Effekte sind mehr darauf spezialisiert, materielle Phänomene hervorzubringen, wie die Bewegung lebloser Körper, Geräusche usw. Man kann sie einteilen in freiwillige und unfreiwillige Medien. (Siehe 2., Teil II. und IV. Kap)
Die freiwilligen Medien sind die, die von ihrer Kraft Kenntnis haben und die spiritistischen Phänomene durch einen Akt ihres Willens hervorbringen. Obwohl diese Gabe dem Menschen angeboren ist, wie wir bereits gesagt haben, ist sie bei weitem nicht bei allen in ein und demselben Grad vorhanden; aber wenn es wenige Personen gibt, bei welchen sie absolut nicht vorhanden sind, so sind diejenigen noch seltener, welche fähig sind große Effekte wie das Hochheben schwerer Körper in die Luft, die Übertragung eines Gegenstandes durch die Luft und insbesondere die Erscheinungen der Geister hervorzubringen. Die einfachsten Wirkungen sind die der Drehung eines Gegenstandes, Schläge, welche entweder durch das Heben dieses Gegenstandes oder in ihm bewirkt werden. Ohne diesen Erscheinungen eine wesentliche Wichtigkeit zuzuschreiben, raten wir sie dennoch nicht zu vernachlässigen, sie können zu interessanten Beobachtungen Anlass bieten und zur Überzeugung verhelfen. Aber es ist noch zu bemerken, dass die Fähigkeit, materielle Effekte hervorzubringen, nur selten bei jenen Medien besteht, welchen bessere Mittel für Mitteilungen haben, wie die Schrift und das Wort. Gewöhnlich vermindert sich die Begabung in die eine Richtung in dem Masse, wie sie in einer anderen zunimmt.
161. Die unfreiwilligen oder natürlichen Medien sind solche, deren mediale Begabung ohne ihr Wissen zustande kommt oder besteht. Sie haben keine Kenntnis von ihrer Fähigkeit und oft erscheint ihnen das, was um sie Ungewöhnliches geschieht, gar nicht merkwürdig; es bildet einen Teil ihrer selbst, genau wie bei Personen, die hellsichtig sind und daran nicht zweifeln. Diese Dinge sind sehr beobachtenswert, und man darf nicht versäumen, die Tatsachen dieser Art, welche zu unserer Kenntnis gelangen, zu sammeln und zu studieren. Sie zeigen sich in jedem Alter und oft bei sehr jungen Kindern. (Siehe V. Kapitel: physische spontane Manifestationen)
Diese Gabe ist an sich nicht das Zeichen eines Krankheitszustandes, denn sie ist nicht mit einer vollkommenen Gesundheit unvereinbar. Wenn derjenige, der sie besitzt, krank ist, rührt das von einer anderen Ursache her; deshalb bleiben therapeutische Massnahmen ohne Wirkung und lassen sie nicht verschwinden. Man braucht daher vernunftgemäß vom gesundheitlichen Standpunkt keine Sorge zu haben; sie könnte nur nachteilige Folgen haben, wenn die Person als freiwilliges Medium damit Missbrauch treiben würde, denn dann würde bei ihr eine zu starke Ausströmung des Lebens-Fluidums und infolgedessen eine Schwächung der Organe erfolgen.
162. Die Vernunft empört sich bei dem Gedanken an die moralischen und körperlichen Torturen, denen die Wissenschaft schwache und zarte Medien unterworfen hat, um sicher zu gehen, dass von ihrer Seite kein Betrug vorliegt. Diese meistens mit Findigkeit angestellten Experimente sind immer schädlich für empfindlich Naturen; es könnten daraus schwere Störungen in der körperlichen Verfassung entstehen; solche Versuche anzustellen, heißt mit dem Leben spielen. Ein Beobachter guten Glaubens hat die Anwendung solcher Mittel nicht nötig. Derjenige, welcher mit solchen Erscheinungen vertraut ist, weiß übrigens, dass sie mehr der moralischen als der physischen Ordnung angehören und dass man ihre Lösung vergeblich in unseren exakten Wissenschaften suchen würde.
Gerade darum, weil sich diese Phänomene zur moralischen Ordnung gehören, muss man mit einer nicht geringen Sorgfalt alles vermeiden, was die Einbildungskraft anregen kann. Man kennt die Folgen, welche die Furcht verursachen kann, und man wäre weniger unvorsichtig, wenn man alle Fälle der Verrücktheit und der Epilepsie kennen würde, welche ihr Entstehen den Erzählungen vom Werwolf und vom schwarzen Mann zu danken haben; was nun, wenn man davon überzeugt ist, dass es der Teufel ist? Diejenigen, die solche Ideen bestätigen, kennen nicht die Verantwortlichkeit, die sie übernehmen; sie können töten. Nun aber ist die Gefahr nicht für den Betreffenden allein da, sie besteht auch für die, welche ihn umgeben, und die durch den Gedanken, dass ihr Haus ein Aufenthaltsort von Dämonen ist, erschreckt werden können. Das ist der unglückselige Glaube, der in der Zeit der Unwissenheit so viele grausame Taten verschuldet hat. Mit etwas mehr Überlegung hätte man doch denken müssen, dass, wenn man den vom Teufel besessenen Körper verbrennt, man den Teufel selbst dennoch nicht verbrennt.
Da man sich dem Teufel entledigen wollte, so hätte man ihn töten müssen; indem die spiritistische Lehre uns über die wahre Ursache aller Erscheinungen aufklärt, gibt sie dem Aberglauben den Gnadenstoß. Weit entfernt daher, solche Vorstellungen entstehen zu lassen, muss man, und es ist eine moralische und menschliche Pflicht sie zu bekämpfen, wenn sie da ist.
Wenn sich eine vergleichbare mediale Fähigkeit bei einem Menschen von selbst entwickelt, so ist nichts anderes zu tun, als das Phänomen seinen natürlichen Lauf nehmen zu lassen: Die Natur ist klüger als die Menschen. Übrigens hat die Vorsehung ihre Absichten, und das einfachste Geschöpf kann das Werkzeug einer Wirkung von der größten Tragweite werden. Aber man muss sich gestehen, dass diese Erscheinung manchmal für jeden ermüdende und belästigende Ausmaße annimmt* . Nun denn, hier folgt was man in einem jeden solchen Fall zu tun hat. Im fünften Kapitel von den spontanen physischen Manifestationen haben wir schon einige Ratschläge zu diesem Thema erteilt, indem wir sagten, dass man versuchen müsse, mit dem Geistwesen in Verkehr zu treten, um von ihm zu erfahren, was es will. Das nachfolgende Mittel ist ebenfalls auf Erfahrung begründet.
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* Eine der außerordentlichsten Tatsachen dieser Art ist ohne zweifellos die, welche im Jahre 1852 in der Rheinpfalz (Rheinbayern, zu Bergzabern, nahe bei Weissenburg) stattgefunden hat. Sie ist umso merkwürdiger, als sie beinahe und zwar bei einer einzigen Person, alle Gattungen der Manifestationen spontaner Art vereinigt. Ein Gepolter bis zur Erschütterung des Hauses, Umstoßen von Möbeln, durch eine unsichtbare Hand von weither geschleuderte Sachen, Visionen und Geistererscheinungen, Somnambulismus, Ekstase, Katalepsie, elektrische Anziehung, Geschrei und Gesangstöne, spielende Instrumente ohne Berührung, intelligente Kommunikationen usw. und was von einer nicht geringeren Wichtigkeit ist, die Erhärtung dieser Tatsachen beinahe zwei Jahre lang durch unbestechliche Augenzeugen, welche vermöge ihres Wissens und vermöge ihrer sozialen Stellung glaubwürdig sind. Die authentische Darstellung derselben ist zu jener Zeit in mehreren deutschen Zeitungen veröffentlicht worden; und namentlich in einer heutzutage vergriffenen und sehr seltenen Broschüre. Man findet die vollständige Übersetzung in der „Revue Spirite“ vom Jahre 1858 mit dem nötigen Kommentare und den nötigen Erklärungen. Nach unserem Wissen ist das die einzige französische Zeitungsnotiz, welche hierüber erschien. Ausser dem anziehenden Interesse, welches sich an diese Phänomene knüpft, sind sie sehr lehrreich in Bezug auf das praktische Studium des Spiritismus.
Die unsichtbaren Wesen, welche ihre Anwesenheit durch wahrnehmbare Zeichen zu erkennen geben, sind in der Regel Geister einer niederen Stufe, die man durch moralische Überlegenheit beherrschen kann. Diese Überlegenheit muss man versuchen zu erwerben. Um dies zu erreichen, muss das natürliche Medium zu einem freiwilligen Medium werden. Dann entsteht ein ähnlicher Effekt, wie er beim Somnambulismus vor sich geht. Man weiß, dass der natürliche Somnambulismus gewöhnlich weicht, wenn er durch den magnetischen ersetzt wird. Man hält die sich freimachende Kraft der Seele nicht auf; man gibt ihr nur einen anderen Lauf. Ebenso verhält es sich mit der mediumistischen Fähigkeit. Dazu muss man, anstatt die Phänomene zu hemmen, was selten gelingt, und was oft nicht ohne Gefahr abläuft, das Medium anregen, sie nach seinem Willen hervorzurufen, indem es sich so dem Geist aufzwingt. Auf diese Art gelangt es dahin, ihn zu beherrschen, und aus einem manchmal tyrannischen Gebieter macht es oft sehr gelehrigen Untertan. Eine bemerkenswerte und durch die Erfahrung gerechtfertigte Sache ist, dass in einem solchen Fall ein Kind oft mehr moralische Autorität entwickelt als ein Erwachsener, was ein neuer Beweis ist für die Bekräftigung des Hauptpunktes der Spiritistischen Lehre: dass der Geist nur durch seinen Körper ein Kind ist, und dass er eine seiner jetzigen Inkarnation notwendigerweise vorhergegangene Entwicklung besitzt, eine Entwicklung, welche ihm Macht verleiht über Geister, die niedriger sind, als er.
Die Moralisierung des Geistwesens durch Ratschläge einer dritten einflussreichen und erfahrenen Person, wenn das Medium nicht imstande ist, es selbst zu tun, ist oft ein sehr wirksames Mittel; wir werden darauf später zurückkommen.