Einfluss des persönlichen Geistwesens auf das Medium 223.
1.) Ist das Medium im Augenblick, in dem es von seiner Fähigkeit Gebrauch macht in vollkommen normalem Zustand?
„Es ist zuweilen in einer mehr oder weniger ausgeprägten Krise, die es ermüdet, weshalb es der Ruhe bedarf; am häufigsten aber weicht sein Zustand kaum merkbar vom normalen ab, besonders bei schreibenden Medien.“
2) Können die geschriebenen oder mündlichen Mitteilungen auch von dem im Medium inkarnierten Geist kommen?
„Die Seele des Mediums kann sich ebenso mitteilen, wie jede andere; wenn sie einen gewissen Grad der Freiheit genießt, so erlangt sie wieder die Eigenschaften des Geistes. Ihr habt hiervon den Beweis in der Seele lebender Personen, die euch zu besuchen kommen, und sich euch auch schriftlich mitteilen, ohne dass ihr sie ruft. Denn wisst wohl, unter den Geistern, welche ihr anruft, befinden sich einige, die auf der Erde noch inkarniert sind, sie sprechen dann mit euch als Geister und nicht als Menschen. Warum wollt ihr, dass es sich bei einem Medium nicht ebenso verhält?”
2a) Scheint diese Erklärung nicht die Ansicht derer zu bestätigen, welche glauben, dass alle Kommunikationen vom Geist des Mediums und nicht von anderen Geistern herrühren?
„Sie haben nur darum unrecht, weil sie kompromisslos sind, denn es ist gewiss dass der Geist des Mediums durch sich selbst handeln kann, aber das ist noch kein Grund, warum andere nicht auch durch seine Vermittlung handeln könnten.“
3) Wie kann man unterscheiden, ob der Geist, welcher antwortet, jener des Mediums oder ein fremder ist?
„An der Beschaffenheit der Mitteilungen. Studiert die Umstände und die Sprache und ihr werdet es erkennen. Es kommt besonders im Zustand des Somnambulismus oder der Ekstase vor, dass der Geist des Mediums sich manifestiert, weil er dadurch viel freier ist, aber im normalen Zustand ist es viel schwieriger. Es gibt übrigens Antworten, die man ihm unmöglich zuschreiben kann, deshalb sage ich auch: Studiert und beobachtet!“
Anmerkung: Wenn eine Person zu uns spricht, können wir leicht unterscheiden, was von ihr kommt von dem was wie ein Echo ihrer Aussage darstellt. So ergeht es den Medien.
4) Da der Geist des Mediums in seinen früheren Existenzen sich Kenntnisse erworben haben kann, die er unter seiner körperlichen Hülle vergessen hat, deren er sich aber als Geist erinnert, kann er die Mitteilungen, welche die Tragweite seiner Ausbildung zu überschreiten scheinen, nicht aus seinem Kenntnisvorrat schöpfen?
„Das geschieht oft im Zustand der somnambulen und ekstatischen Krise. Aber noch einmal, es gibt Umstände, die keinen Zweifel zulassen; studiert lange und denkt nach.“
5) Sind Mitteilungen welche vom guten Geist des Mediums herrühren, immer niedrigerer Art, als durch fremde Geister gegeben?
„Immer? Nein, denn der fremde Geist kann selbst einer niederen Klasse der Geister angehören und in diesem Fall weniger verständig sprechen. Man sieht es im Somnambulismus; denn hier ist es oft der Geist des Somnambulen, der sich manifestiert und doch zuweilen sehr verständig redet.“
6) Überträgt der Geist, welcher sich durch ein Medium mitteilt, seinen Gedanken unmittelbar oder hat dieser Gedanke den im Medium einverleibten Geist zum Vermittler?
„Es ist der Geist des Mediums der als Vermittler dient, weil er mit dem Körper verbunden ist, der zum Sprechen dient und weil wohl ein Band zwischen euch und den fremden Geistern, die sich mitteilen vorhanden sein muss, ebenso wie ein elektrischer Draht nötig ist, um eine Nachricht in die Ferne zu überbringen und eine intelligente Person, welche sie empfängt und überträgt.“
7) Übt der im Medium einverleibte Geist einen Einfluss auf die Mitteilungen aus, die er übertragen soll und die von den fremden Geistern kommen?
„Ja, wenn es ihm nicht angenehm ist, kann er ihre Antworten abändern und sie seinen eigenen Ideen und Neigungen anpassen; aber er beeinflusst die Geister nicht, er ist nur ein schlechter Vermittler.“
8) Ist das die Ursache, warum die Geister gewissen Medien den Vorzug geben?
„Es gibt keine anderen; sie suchen einen Dolmetscher, der mit ihnen am meisten sympathisiert und ihre Gedanken am vollständigsten wiedergibt. Wenn zwischen ihnen keine Sympathie besteht, ist der Geist des Mediums ein Gegner, der einen gewissen Widerstand mit sich bringt und zu einem böswilligen und oft ungetreuen Dolmetscher wird. Es verhält sich ebenso bei euch, wenn die Meinung eines Weisen durch den Mund eines ungebildeten oder unredlichen Menschen vorgetragen wird.”
9) Man begreift, dass es bei den intuitiven Medien so ist, aber nicht bei den mechanischen?
„Ihr habt kein klares Verständnis der Rolle, die ein Medium spielt, da waltet ein Gesetz, welches ihr noch nicht begriffen habt. Erinnert euch, dass der Geist zur Bewegung eines Körpers einen Teil lebenskräftigen Fluidums benötigt, welches er vom Medium borgt, um den Tisch vorübergehend zu beleben, damit dieser seinem Willen gehorcht. Nun begreift daraus auch, dass er zu einer intelligenten Mitteilung auch eines intelligenten Vermittlers, nämlich des Geistes des Mediums bedarf.“
9a) Dieses scheint nicht auf die so genannten sprechenden Tische anwendbar zu sein; denn wenn die leblosen Gegenstän de, wie Tische, Brettchen und Körbe intelligente Antworten geben, so scheint es, dass der Geist des Mediums dabei nichts zu tun hat?
„Das ist ein Irrtum; der Geist kann dem trägen Körper vorübergehend ein künstliches Leben aber keine Intelligenz geben. Noch niemals war ein unbelebter Körper intelligent. Es ist daher der Geist des Mediums, der, ohne es zu wissen, den Gedanken erhält und ihn mit Hilfe verschiedener, Vermittler nach und nach weiterleitet.“
10) Es hat nach diesen Erklärungen den Anschein, dass der Geist des Mediums niemals passiv ist?
„Er ist passiv, wenn er seine Gedanken nicht denen des fremden Geistes beimischt, aber er ist nie absolut wertlos. Seine Mithilfe ist als Vermittler immer nötig, selbst bei solchen die ihr mechanische Medien nennt.“
11) Gibt es nicht mehr Garantie der Unabhängigkeit bei einem mechanischen als bei einem intuitiven Medium?
„Ohne Zweifel, und für gewisse Mitteilungen ist ein mechanisches Medium vorzuziehen, aber wenn man die Fähigkeiten eines intuitiven Mediums kennt, wird es unter Umständen gleichgültig. Ich will damit sagen, dass es Mitteilungen gibt, die weniger Genauigkeit fordern.“
System träger Medien
12) Unter den verschiedenen Systemen, welche zur Erklärung der spiritistischen Phänomene aufgestellt wurden, gibt es eines, das in der Ansicht besteht, dass die wahre Medialität in einem toten Körper läge, z.B. in dem Körbchen oder in einer Pappschachtel, die als Werkzeug dient, dass sich der fremde Geist mit diesem Gegenstand identifiziere und denselben nicht nur lebend, sondern auch intelligent mache; daher die Benennung: träge Medien, die man diesen Sachen beigelegt hat. Was denkt ihr davon?
„Darüber ist nur ein Wort zu sagen, nämlich: Wenn der Geist der Pappschachtel die Intelligenz zugleich mit dem Leben übertragen hätte, so würde die Pappschachtel auch selbst ohne Medium schreiben. Es wäre sonderbar, dass der intelligente Mensch zur Maschine herabsinken und ein Körper intelligent werden solle. Es ist eines jener zahlreichen Systeme, welche aus einer vorgefassten Meinung entsprungen sind, und die, wie viele andere durch Erfahrung und Beobachtung nicht standhalten.“
13) Eine wohlbekannte Erscheinung könnte die Meinung glaubwürdig erscheinen lassen, dass es im belebten trägen Körper mehr als das bloße Leben, nämlich noch die Intelligenz gäbe, wie bei den Tischen, Körben usw., welche durch ihre Bewegung Zorn oder Zuneigung ausdrücken?
„Wenn ein Mensch einen Stock im Zorn schwingt, so befindet sich nicht der Stock im Zorn, auch nicht die Hand, welche den Stock hält, wohl aber der Gedanke, der die Hand lenkt. Der Tisch und die Körbe sind nicht intelligenter als der Stock. Sie haben kein intelligentes Sinneswerkzeug, sondern sie gehorchen einer Intelligenz. Mit einem Wort, es ist nicht der Geist, der sich in ein Körbchen verwandelt, noch wählt er sich darin eine Wohnung.“
14) Wenn es nicht vernünftig ist, diesen Gegenständen Intelligenz zuzuschreiben, kann man sie als eine Variante der Medien betrachten unter dem Namen: „träge Medien“?
„Das ist eine Frage der Worte, die uns weniger angeht, wenn ihr euch nur versteht. Es steht euch frei, einen Menschen eine Marionette zu nennen.“
15) Die Geister haben nur die Gedankensprache, sie besitzen die artikulierte Sprache nicht, deshalb gibt es für sie nur eine einzige Sprache; danach könnte ein Geist sich auf medialem Weg in einer Sprache ausdrücken, die er zu seinen Lebzeiten niemals gesprochen hat. Wo nimmt er in diesem Fall die Worte her, derer er sich bedient?
„Ihr habt euch schon selbst soeben die Antwort auf eure Frage gegeben, indem ihr sagt, dass die Geister nur eine und zwar die Gedankensprache haben. Diese Sprache ist allen, sowohl den Menschen als auch den Geistern verständlich. Der wandelnde Geist spricht, wenn er sich an den inkarnierten Geist des Mediums wendet, weder französisch noch englisch, sondern in der allgemeinen Sprache, welche die des Gedankens ist; um seine Ideen in eine artikulierte übersetzbare Sprache zu kleiden, schöpft er die Worte aus dem Wortreichtum des Mediums.“
16) Wenn dem so ist, so sollte sich der Geist nur in der Sprache des Mediums ausdrücken können, während man sieht, dass er auch in Sprachen schreibt, die dem Medium unbekannt sind. Ist darin kein Widerspruch?
„Zuerst bedenkt, dass nicht alle Medien zu dieser Art Übungen gleich geeignet sind, und dann, dass sich die Geister dazu nur manchmal herablassen, wenn sie erachten, es könnte nützlich sein; aber für die üblichen Mitteilungen und jene von einer gewissen Ausdehnung ziehen sie es vor, sich einer dem Medium bekannten Sprache zu bedienen, weil ihnen diese weniger materielle bietet.”
17) Kommt die Fähigkeit gewisser Medien, in einer ihnen unbekannten Sprache zu schreiben, nicht daher, weil ihnen diese Sprache in einer früheren Existenz geläufig war, und sie davon die Vermutung behalten haben?
„Das kann gewiss der Fall sein, aber nicht die Regel. Der Geist kann mit einiger Anstrengung zeitweilig den materiellen Widerstand, dem er begegnet, überwinden. Dasselbe geschieht, wenn das Medium in seiner Sprache schreibt, mit jenen Worten, die es nicht kennt.“
18) Wenn eine Person nicht schreiben kann, könnte sie als Medium schreiben?
„Ja, aber es ist begreiflich, dass es dann noch mehr materielle Hindernisse zu überwinden gibt, da die Hand nicht gewohnt ist, die nötige Bewegung zu machen, um die Buchstaben zu bilden. Ebenso verhält es sich bei zeichnenden Medien, welche sonst gar nicht zeichnen können.“
19) Könnte ein wenig intelligentes Medium Mitteilungen einer höheren Art übertragen?
„Ja, aus demselben Grund, wie ein Medium in einer Sprache schreiben kann, welche es gar nicht kennt. Die sogenannte Medialität ist von der Intelligenz ebenso wie von den seelischen Eigenschaften unabhängig, und in Ermangelung eines besseren Werkzeuges kann sich der Geist desjenigen bedienen, welches er zur Hand hat. Aber es ist natürlich, dass er für Mitteilungen einer gewissen Art das Medium vorzieht, welches ihm die wenigsten materiellen Schwierigkeiten bietet. Dann noch eine Bemerkung: Ein geistig Behinderter ist oft nur wegen der Unvollkommenheit seiner Organe ein behindert. Sein Geist aber kann mehr als ihr glaubt, fortgeschritten sein. Ihr habt davon den Beweis in den Anrufungen verstorbener oder lebender gestig Behinderter.“
Anmerkung: Dies ist eine durch die Erfahrung festgestellte Tatsache. Wir haben mehrere Male lebende geistig Behinderte angerufen, welche offenbare Beweise ihrer Identität gegeben haben und auf eine sehr sinnige und selbst erhabene Art geantwortet haben. Dieser Zustand ist eine Strafe für den Geist, der unter der Beschränkung leidet, in der er lebt. Ein behindertes Medium kann also manchmal dem Geist, der sich manifestieren will, mehr Hilfe bieten als man glaubt.
20) Woher kommt die Fähigkeit gewisser Medien, in Versen zu schreiben, obwohl sie von der Poesie nichts verstehen?
„Die Poesie ist eine Sprache; sie können in Versen schreiben, wie sie in einer ihnen fremden Sprache schreiben können, und dann können sie in einer früheren Existenz Dichter gewesen sein; die erworbenen Kenntnisse sind für den Geist nie verloren, der in allen Sachen zur Vollkommenheit emporsteigen muss. Dann gibt ihnen das, was sie gewusst haben, ohne dass sie es merken eine Leichtigkeit, die sie im gewöhnlichen Zustand nicht haben.“
21) Verhält es sich auch so bei denen, die eine besondere Befähigung für Zeichnen und Musik haben?
„Ja, denn Musik und Zeichnen sind auch Ausdrucksweisen des Gedankens. Die Geister bedienen sich der Instrumente, die ihnen die geringsten Schwierigkeiten bieten.”
22) Hängt der Ausdruck des Gedankens durch Poesie, Zeichnung oder durch Musik einzig und allein von der speziellen Befähigung des Mediums oder jener des Geistes ab?
„Oft vom Medium, zuweilen vom Geist. Die höheren Geister besitzen alle Fähigkeiten; die niederen haben beschränkte Kenntnisse.“
23) Warum hat der Mensch, der überlegenes Talent in einer Existenz hatte, es nicht mehr in einer folgenden?
„Nicht immer verhält es sich so, denn oft vervollständigt er in einer Existenz das, was er in einer vorhergehenden begonnen hat. Aber es kann auch sein, dass eine vorherrschende Fähigkeit eine gewisse Zeit lang schlummert, damit sich eine andere freier entwickeln kann. Es ist ein verborgener Keim, welcher sich später wieder finden wird und wovon immer einige Spuren oder wenigstens eine unbestimmte Kenntnis vorhanden bleiben.“