DAS BUCH DER MEDIEN oder WEGWEISER FÜR MEDIEN UND ANRUFER

Allan Kardec

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291. Fragen über moralische und materielle Interessen


17) Kann man die Geister um Rat fragen?
„Ja gewiss, die guten Geister versagen niemals, denen zu helfen, die sie mit Vertrauen anrufen, besonders, was die Seele betrifft. Aber sie verstoßen die Heuchler, jene, welche sich den Anschein geben, um Licht zu bitten und sich in der Finsternis gefallen.“


18) Können die Geister auch über Sachen des Privatinteresse Ratschläge erteilen?
„Manchmal, je nach Beweggrund. Das hängt auch von den Geistwesen ab, an die man sich wendet. Die Mitteilungen, welche das Privatleben betreffen, werden von den familiären Geistern mit mehr Genauigkeit erteilt, weil sie einer Person anhängen und sich um das kümmern, was sie betrifft. Das ist der Freund, der Vertraute bezüglich eurer geheimsten Gedanken. Aber oft plagt ihr sie mit solch abgeschmackten Fragen, dass sie euch sitzen lassen. Es wäre ebenso absurd, Geister, die euch fremd sind, über Vertrauliches zu befragen, als euch an den ersten besten zu wenden, dem ihr auf eurem Wege begegnet. Ihr solltet nie vergessen, dass kindische Fragen mit der Erhabenheit der Geister unverträglich sind. Man muss auch den Eigenschaften des vertrauten Geistes Rechnung tragen, welcher gut oder böse sein kann, je nach der Sympathie für die Person, welcher er anhängt. Der vertraute Geist eines bösen Menschen ist ein böser Geist, dessen Ratschläge schädlich sein können, aber er entfernt sich und macht einem besseren Geist Platz, wenn sich der Mensch selbst bessert, - Gleiches zieht Gleiches an.“


19) Können die vertrauten Geister materielle Interessen durch ihre Enthüllungen begünstigen?
„Sie können es und tun es manchmal, je nach den Umständen, aber seid überzeugt, dass die guten Geister sich nicht hergeben, der Habsucht zu dienen. Die bösen Geister lassen vor euren Augen tausend Reize spiegeln, um euch zu ködern und dann durch Enttäuschung zu mystifizieren. Wisset wohl, dass wenn eure Prüfung darin besteht, diesen oder jenen Wechselfall zu bestehen, eure Schutzgeister euch behilflich sein können, ihn mit größerer Ergebung zu ertragen, ihn manchmal zu mildern. Aber im Interesse eurer Zukunft ist es ihnen nicht gestattet, euch davon zu befreien. Genauso gewährt ein guter Vater seinem Kind nicht alles, was es begehrt.“


Anmerkung: Unsere Schutzgeister können unter bestimmten Umständen uns den besten Weg zeigen, ohne uns jedoch am Gängelbande zu führen. Denn sonst würden wir alle Entschlossenheit verlieren und würden keinen Schritt wagen, ohne uns an sie zu wenden, und dies zum Nachteil unserer Vervollkommnung. Um fortzuschreiten, muss der Mensch oft, auf eigene Kosten Erfahrung zu sammeln. Deshalb überlassen uns die weisen Geister, obgleich sie uns gut beraten, oft unseren eigenen Kräften, wie es ein geschickter Lehrer mit seinen Schülern tut. In den gewöhnlichen Umständen des Lebens raten sie uns durch Eingebung (Inspiration) und lassen uns so das ganze Verdienst des Guten, so wie sie uns alle Verantwortung einer schlechten Wahl überlassen.


Es hieße die freundliche Nachsicht der Schutzgeister missbrauchen und sich über ihre Mission täuschen, wenn man sie alle Augenblicke über die gewöhnlichsten Dinge befragen wollte, wie es manche Medien tun. Es gibt deren solche, welche für ein Ja oder Nein den Bleistift in die Hand nehmen und bei der einfachsten Handlung um Rat fragen. Die Sucht zeugt von geistiger Beschränktheit, zugleich hat man aber die Anmaßung zu glauben, dass man immer einen dienstbaren Geist zur Verfügung habe, der nichts anderes zu tun hat, als sich mit uns und unseren kleinlichen Interessen zu beschäftigen. Es heißt auch sein eigenes Urteil vernichten und sich auf eine passive Rolle ohne Vorteil für das gegenwärtige Leben und mit sicherem Nachteil für den künftigen Fortschritt reduzieren. Wenn es kindisch ist, die Geister um eine jede Kleinigkeit zu fragen, ist es nicht weniger kindisch von Seite der Geister, welche sich spontan mit dem beschäftigen, was man Dinge des Haushalts nennt. Sie können gut sein, aber sie sind noch sehr irdisch gesinnt.


20) Wenn eine Person bei ihrem Tod ungeordnete Sachen hinterlässt, kann man deren Geist bitten, sie entwirren zu helfen, und kann man ihn auch über das reelle Guthaben, welches er hinterlassen hat, befragen, falls dessen Guthaben nicht bekannt wäre, wenn es im Interesse der Gerechtigkeit geschieht?
„Ihr vergesst, dass der Tod eine Befreiung von den irdischen Sorgen ist. Glaubt ihr, dass der Geist, der glücklich ist, die Freiheit erlangt zu haben, gerne kommt, seine Ketten wieder anzunehmen und sich mit Sachen zu beschäftigen, die ihn nichts mehr angehen, um die Habsucht seiner Erben zu befriedigen, welche sich vielleicht über seinen Tod gefreut haben, in der Hoffnung, dass er für sie vorteilhaft wäre? Ihr redet von Gerechtigkeit, aber die Gerechtigkeit liegt in der Enttäuschung ihrer Habgier. Das ist der Anfang der Strafen, welche Gott für ihre Habgier nach irdischen Gütern vorbehalten hat. Übrigens stellt die Situation, in der die Erben manchmal der Tod einer Person lässt, Teil einer Lebensprüfung dar, und es liegt in der Macht keines Geistes, sie davon zu befreien, weil sie in den Beschlüssen Gottes begründet sind.“


Anmerkung: Diese Antwort wird ohne Zweifel die enttäuschen, welche sich einbilden, die Geister haben nichts Besseres zu tun, als uns als hellsehende Helfer zu dienen, und uns zu beschützen, nicht für den Himmel, sondern für die Erde. Eine andere Betrachtung kommt dieser Antwort zu Hilfe. Wenn ein Mensch seine Angelegenheiten während seines Lebens aus Sorglosigkeit in Unordnung gelassen hat, ist es nicht wahrscheinlich, dass er ihnen darum nach dem Tode mehr Sorgfalt widmen würde. Denn er muss glücklich sein, von den Mühen, welche sie ihm verursacht haben, befreit zu sein, und obwohl er nur wenig vervollkommnet ist, wird er diesen irdischen Sachen noch weniger Wichtigkeit beilegen, als er als Mensch tat. Was die unbekannten Güter betrifft, welche er hinterlassen haben könnte, hat er keinen Grund, sich derentwegen habsüchtiger Erben anzunehmen, welche wahrscheinlich nicht mehr an ihn denken, wenn sie von ihm nichts bekommen haben, und wenn er noch mit den menschlichen Leidenschaften behaftet ist, kann er sich von ihrer Enttäuschung ein boshaftes Vergnügen machen.


Wenn ein Geist es im Interesse der Gerechtigkeit und der Person, die er liebt, für nützlich hält, Enthüllungen dieser Art zu machen, tut er es spontan, und man muss deshalb kein Medium sein, noch muss man sich an ein Medium wenden. Er führt die Kenntnis der Sachen durch zufällige Umstände herbei, aber es geschieht nie auf die Bitte, die man deshalb an ihn stellt, weil eine solche Bitte die Natur der Prüfungen, die man zu bestehen hat, nicht abändern kann. Sie wäre vielmehr geeignet sie zu erschweren, weil sie fast immer ein Zeichen der Gier ist und dem Geist den Beweis liefert, dass man sich mit ihm aus weltlichem Interesse beschäftigt. (S. 295)