237. Unter die Anzahl der Klippen, welche die Ausübung des Spiritismus bietet, muss man in die erste Reihe die Besessenheit setzen, das heißt die Herrschaft, welche einige Geister über gewisse Personen auszuüben wissen. Sie geschieht nur durch niedere Geister, die zu beherrschen suchen. Die guten Geister lassen keinen Zwang fühlen, sie raten, bekämpfen den Einfluss der bösen, und wenn man nicht auf sie hört, ziehen sie sich zurück. Die bösen hingegen hängen sich an die, an denen sie eine Halt finden; wenn sie dahin gelangen, über jemanden die Herrschaft zu erlangen, identifizieren sie sich mit dessen Geist und führen ihn wie ein wahres Kind.
Die Besessenheit hat verschiedene Erscheinungsformen, die man sehr wohl unterscheiden muss; sie ergeben sich aus der Art und aus der Skala des Zwanges, sowie aus der Natur der Wirkungen, die sie hervorbringt. Das Wort Besessenheit ist mehr oder weniger eine allgemeine Benennung; man bezeichnet damit eine Sammlung von Phänomenen, die sich in drei besondere Arten einteilen lassen: die einfache Belästigung oder Umsessenheit, die Verblendung oder Faszination und die Unterjochung.
Einfache Belästigung oder Umsessenheit
238. Die einfache Belästigung oder Umsessenheit tritt ein, wenn ein boshafter Geist sich einem Medium aufdrängt, sich gegen seinen Willen in die Mitteilungen einmischt die es erhält, es verhindert, mit anderen Geistern zu verkehren und sich für jene ausgibt, die man ruft.
Man ist darum noch nicht besessen, wenn man auch von einem Lügengeist betrogen wird. Das beste Medium ist diesem ausgesetzt, besonders anfangs, weil da noch die nötige Erfahrung fehlt, ebenso wie bei uns die rechtschaffensten Menschen Opfer von Schurken werden können. Man kann daher betrogen werden, ohne besessen zu sein. Besessenheit besteht in der Hartnäckigkeit des Geistes, von dem man sich nicht losmachen kann.
Bei der einfachen Belästigung oder Umsessenheit weiß das Medium sehr gut, dass es mit einem Truggeist zu tun hat, und dieser verbirgt es auch nicht; er verbirgt seine schlechten Absichten und seinen Wunsch, hinderlich zu sein, durchaus nicht. Das Medium erkennt ohne Mühe die Betrügerei, und da es wachsam ist, wird es selten betrogen. Diese Art Besessenheit ist also einfach nur unangenehm und bringt keinen anderen Nachteil als den Mitteilungen, welche man von ernsthaften Geistern oder von jenen, welche man liebt, haben wollte, ein Hindernis entgegen zu stellen.
Man kann in diese Kategorie die Fälle der physischen Belästigung einreihen; das ist jene, welche in den tobenden und hartnäckigen Kundgebungen gewisser Geister besteht, welchen spontanen Schlag und andere Geräusche hören lassen. Wir verweisen bezüglich dieses Phänomens auf das Kapitel von den spontanen physischen Manifestationen (Nr. 82).
Verblendung oder Faszination
239. Die Verblendung oder Faszination hat viel ernstere Folgen. Es ist eine durch die unmittelbare Einwirkung des Geistes auf den Gedanken des Mediums hervorgebrachte Täuschung, die in gewisser Art dessen Urteil bezüglich der Kundgebungen lahmlegt. Das faszinierte Medium glaubt sich nicht betrogen; der Geist besitzt die Kunst, ihm ein blindes Vertrauen einzuflößen, was verhindert, die Täuschung zu sehen und die Absurdität dessen was er schreibt, zu begreifen, selbst wenn sie allen ins Auge springt. Die Täuschung kann sogar so weit gehen, dass es in der lächerlichsten Sprache etwas Erhabenes sieht. Man wäre im Irrtum, wenn man glaubt, diese Art Besessenheit könne nur einfache, unwissende und des Urteils unfähige Personen erreichen. Die geistreichsten, aufgeklärtesten und in anderen Beziehungen intelligentesten Menschen sind davon nicht ausgenommen, was beweist, dass diese Verblendung die Wirkung einer fremden Ursache ist, deren Einfluss sie unterliegen. Wir haben gesagt, dass die Folgen der Faszination viel schwerer sind; in der Tat, begünstigt durch diese Täuschung, die davon die Folge ist, führt der Geist denjenigen, den zu beherrschen ihm gelungen ist, wie einen Blinden und kann bewirken, dass dieser die wunderlichsten Lehren, die falschesten Theorien als den alleinigen Ausdruck der Wahrheit annimmt. Noch mehr, er kann es zu lächerlichen, kompromittierenden und sogar gefährlichen Wegen anstiften.
Man begreift leicht den ganzen Unterschied, welcher zwischen der einfachen Besessenheit und der Faszination besteht, ebenso begreift man, dass die Geister, welche diese Tatsachen bewirken, unterschiedliche Charaktere haben müssen. Bei der ersteren ist der Geist, der sich an euch hängt, bloß lästig wegen seiner Zudringlichkeit und man ist ungeduldig, sich von ihm zu befreien. Bei der letzteren ist es ganz anders; um das zu erreichen, bedarf es eines geschickten, listigen und sehr scheinheiligen Geistes; denn er kann nur vermöge der Maske, die er anzunehmen weiß, durch einen falschen Schein von Tugend täuschen und sich geltend machen. Die großen Worte der Nächstenliebe, der Demut und der Liebe zu Gott sind für ihn wie Beglaubigungsschreiben; aber er lässt bei all dem Zeichen seiner Niedrigkeit durchblicken, sodass man fasziniert sein muss, um es nicht wahrzunehmen; auch fürchtet er vor allem die Leute, die zu klar sehen; deshalb gebraucht er fast immer den Kunstgriff, seinem Vermittler die Trennung von jedem anzuraten, der ihm die Augen öffnen könnte; auf diese Art von jedem Widerspruch befreit, ist er gewiss, stets Recht zu haben.
Unterjochung
240. Die Unterjochung ist ein Zwang, der den Willen dessen, der sich ihm unterwirft, lähmt und ihn gegen seinen Willen handeln lässt.
Die Unterjochung kann eine moralische oder körperliche sein. Im ersteren Falle ist der Unterjochte angetrieben, oft abgeschmackte und kompromittierende Entschlüsse zu fassen, welche er durch eine Art Illusion für vernünftig hält; es ist eine Art Faszination. Im zweiten Fall wirkt der Geist auf die Körperorgane und ruft unfreiwillige Bewegungen hervor. Sie äußert sich bei einem schreibenden Medium durch ein beständiges Bedürfnis zu schreiben, selbst in den unpassendsten Momenten. Wir haben Medien gesehen, die aus Mangel einer Feder oder Bleistift die Schriftzeichen mit dem Finger überall machten, wo sie sich befanden, selbst auf den Straßen, an Toren und Mauern.
Die körperliche Unterjochung geht manches Mal noch weiter: sie kann zu den lächerlichsten Taten treiben. Wir haben einen Mann gekannt, der weder jung noch schön war und unter der Herrschaft der Unterjochung dieser Art sich durch eine unwiderstehliche Kraft gezwungen sah, vor einem jungen Mädchen, auf das er kein Auge geworfen hatte, auf die Knie zu fallen und sie bat ihn zu heiraten. Ein anderes Mal fühlte er auf dem Rücken und in den Kniegelenken einen heftigen Druck, welcher ihn zwang, auf die Knie zu fallen und die Erde an einem öffentlichen Orte und in Gegenwart vieler Menschen zu küssen. Dieser Mensch galt unter seinen Bekannten als Verrückter, aber wir haben uns überzeugt, dass er es durchaus nicht war, denn er hatte das volle Bewusstsein von dem Lächerlichen, was er gegen seinen Willen tat und litt darunter fürchterlich.
241. Man gab ehemals der Herrschaft, welche böse Geister bis zur Geistesverwirrung ausübten, den Namen Possession. Für uns wäre Possession gleichbedeutend mit Unterjochung. Wenn wir diesen Ausdruck nicht annehmen, geschieht es aus zwei Gründen: Der erste Grund, weil er den Glauben einschließt, es gäbe für das Böse geschaffene und dem Bösen ewig geweihte Wesen, während es nur mehr oder weniger unvollkommene Wesen gibt, die sich alle bessern können. Der zweite Grund ist der, weil er gleichfalls die Idee von der Besitzergreifung des Körpers durch einen fremden Geist umfasst, eine Art von Mitbewohnen, während er nur einen Zwang ausübt. Das Wort Unterjochung drückt den Gedanken vollständig aus. Für uns gibt es also keine Besessenen im gewöhnlichen Sinne des Wortes, es gibt nur umsessene, unterjochte und faszinierte Menschen.
242. Die Besessenheit, wie wir gesagt haben, ist eine der gefährlichsten Klippen der Medialität; auch ist sie eine der am meisten vorkommenden, und man kann nicht genug Sorgfalt anwenden, sie zu bekämpfen, denn abgesehen von persönlichen Unannehmlichkeiten, die daraus folgen können, ist sie ein absolutes Hindernis für die Güte und Wahrhaftigkeit der Kundgebungen. Da Besessenheit, gleichgültig in welchem Maße, immer die Wirkung des Zwanges ist, dieser aber nie von einem guten Geist ausgeübt werden kann, folgt daraus, dass jede durch ein derart belästigtes Medium erteilte Kundgebung verdächtigen Ursprungs ist und kein Vertrauen verdient. Wenn sich darunter Gutes vorfindet, soll man es behalten und alles verwerfen, was einfach zweifelhaft ist.
243. Man erkennt Besessenheit an folgenden Anzeichen:
Beharrlichkeit eines Geistes, sich auf jeden Fall, sei es durch Schrift, Gehör, Typtologie usw., kundzugeben, und sich widersetzt, andere Geister zuzulassen.
Illusion des Mediums, die es trotz seiner Intelligenz hindert, das Falsche und Lächerliche der Mitteilungen zu erkennen.
Glaube an die Unfehlbarkeit und unumschränkte Identität der Geister, die sich mitteilen und unter einem achtungsvollen und ehrwürdigen Namen falsche oder absurde Dinge sagen.
Vertrauen des Mediums in die Lobreden der Geister, die sich ihm mitteilen.
Bestrebung, jene Personen zu entfernen, welche gute Ratschläge erteilen können.
Missfallen an der Kritik in Bezug auf die Mitteilungen, die man bekommt.
Unaufhörlichen und ungelegenes Bedürfnis zu schreiben.
Unbestimmter physischer Drang, welcher den Willen beherrscht und dazu zwingt, gegen den eigenen Willen zu handeln oder zu reden.
Beständige Geräusche und Änderungen ringsum, deren Ursache oder Ziel man ist.
244. In Anbetracht der Gefahr, so sehr von ungebetenen Geistern belästigt zu werden, fragt man sich, ob es nicht eine ärgerliche Sache ist, ein Medium zu sein? Ist es nicht diese Fähigkeit, die das bewirkt, mit einem Wort, ist hier nicht ein Beweis der nachteiligen Folge von spiritistischen Kundgebungen? Unsere Antwort ist leicht verständlich und wir bitten sie mit Sorgfalt zu erwägen.
Es sind weder die Medien noch die Spiritisten, welche die Geister geschaffen haben, wohl aber sind es die Geister, welche Spiritisten und Medien gemacht haben. Da die Geister nichts anderes sind als die Seelen von Menschen, gibt es Geister, seit es Menschen gegeben hat, und folglich haben sie zu jeder Zeit ihren wohltätigen oder nachteiligen Einfluss auf die Menschheit ausgeübt.
Die mediale Fähigkeit ist für sie nur ein Mittel, sich zu offenbaren. In Ermangelung dieser Fähigkeit tun sie es auf tausend andere mehr oder weniger verborgene Weisen. Es wäre also ein Fehler, zu glauben, dass die Geister ihren Einfluss nur durch geschriebene oder mündliche Kundgebungen ausüben. Dieser Einfluss besteht zu jeder Zeit, und diejenigen, welche sich nicht mit den Geistern beschäftigen oder nicht daran glauben, sind dem ebenso wie die anderen und sogar noch mehr als die anderen ausgesetzt, weil sie kein Gegengewicht haben. Die Medialität ist für den Geist ein Mittel, sich erkennen zu geben; ist er böse, so verrät er sich immer, so scheinheilig er auch sei. Man kann daher sagen, die Medialität gestattet, seinen Feind von Angesicht zu Angesicht zu sehen und, wenn man sich so ausdrücken kann, ihn mit seinen eigenen Waffen zu bekämpfen. Ohne diese Fähigkeit handelt er im Dunkeln, und durch seine Unsichtbarkeit begünstigt, kann er und macht auch in Wirklichkeit viel Böses.
Zu wie vielen Handlungen wird man nicht zu seinem Unglück hingetrieben, was man hätte vermeiden können, wenn man ein Mittel besessen hätte, sich aufzuklären. Die Ungläubigen wissen nicht, wie wahr sie reden, wenn sie von einem Menschen der sich mit Eigensinn irreführen lässt, sagen: „Es ist ein böser Geist, der ihn ins Verderben stürzt.” Auf diese Art muss die Kenntnis des Spiritismus, weit entfernt, den bösen Geistern die Herrschaft einzuräumen, in einer mehr oder weniger nahen Zeit, und wenn er verbreitet ist, das Resultat haben, diese Herrschaft zu zerstören, indem sie jedem die Mittel an die Hand gibt, sich vor ihren Eingebungen in Acht zu nehmen, und wer unterliegen wird, wird es nur sich selbst zuzuschreiben haben.
Es ist eine allgemeine Regel: wer immer schlechte spiritistische Mitteilungen erhält, seien es geschriebene oder mündliche, steht unter einem bösen Einfluss. Dieser Einfluss wirkt auf ihn, ob er schreibt oder nicht, d.h. er mag ein Medium sein oder nicht, er möge es glauben oder nicht. Die Schrift liefert das Mittel sich Gewissheit zu verschaffen, über die Natur der Geister, welche auf jemanden einwirken, und sie zu bekämpfen, wenn sie böse sind, was man noch mit viel größeren Erfolg tut, wenn es einem gelingt, den Beweggrund kennen zu lernen, der sie handeln lässt. Wenn er verblendet genug ist, um ihn zu begreifen, können ihm andere die Augen öffnen.
Kurz gesagt, die Gefahr liegt nicht im Spiritismus an und für sich, weil er im Gegenteil zur Kontrolle dienen und uns von jener Gefahr befreien kann, welcher wir ohne unser Wissen beständig ausgesetzt sind. Diese liegt in der stolzen Neigung gewisser Medien, sich zu leichtsinnig für die ausschließlichen Werkzeuge der höheren Geister zu halten, und in einer Art Verblendung, die ihnen nicht erlaubt, die Albernheiten zu begreifen, deren Fürsprecher sie sind. Selbst diejenigen, die keine Medien sind, können sich auf diese Art fangen zu lassen.
Lasst uns einen Vergleich anführen: ein Mann hat einen geheimen Feind, den er nicht kennt und der unter der Hand gegen ihn Verleumdungen und all das verbreitet, was die gemeinste Bosheit nur erfinden kann. Er sieht sein Glück verlorengehen, seine Freunde sich von ihm entfernen, seine innere Freude getrübt; ohne die Hand, die ihn schlägt, entdecken zu können; kann er sich nicht verteidigen und unterliegt. Aber eines Tages schreibt ihm dieser Feind und verrät sich trotz seiner Hinterlist. Siehe da, endlich ist sein Feind entdeckt, er kann ihn beschämen und sich wieder erheben. So ist die Rolle der bösen Geister, zu deren Erkennung und Vereitelung ihrer Pläne uns der Spiritismus die Möglichkeit bietet.
Gründe der Besessenheit
245. Die Gründe der Besessenheit variieren nach dem Charakter des Geistes: es ist manchmal eine Rache, die er an einem Individuum ausübt, der ihm in diesem Leben oder in einer anderen Existenz geschadet hat; oft hat er auch keinen anderen Grund als den Wunsch, Böses zu tun. Wenn er leidet, so will er, dass auch andere leiden; er findet eine Art Vergnügen daran, andere zu plagen und zu quälen; auch reizt ihn die Ungeduld, die man zeigt, denn das ist seine Absicht, während man ihn mit Geduld ermüdet. Wenn man sich aufregt, und Verdruss zeigt, tut man genau das, was er will. Diese Geister handeln zuweilen aus Hass und aus Neid auf das Gute, deshalb werfen sie ihre boshaften Blicke auf die rechtschaffensten Menschen.
Einer von ihnen hat sich wie eine Motte an eine achtbare Familie aus unserer Bekanntschaft angehängt, die er übrigens nicht zu täuschen vermochte; darüber befragt, warum er seinen Angriff lieber gegen rechtschaffene Leute als gegen schlechte Menschen gerichtet habe, gab er zur Antwort: „Diese lösen bei mir keinen Neid aus.“ Andere sind durch ein Gefühl der Feigheit geleitet, welches sie bewegt, aus der moralischen Schwäche gewisser Menschen Nutzen zu ziehen, von denen sie wissen, dass sie nicht fähig sind, ihnen zu widerstehen. Einer von diesen letzteren, welcher einen jungen Mann von sehr beschränkter Intelligenz unterjocht hatte, gab uns auf die Frage nach dieser Wahl, zur Antwort: Ich fühle ein großes Bedürfnis, jemanden zu quälen; eine vernünftige Person würde mich zurückweisen, deshalb hänge ich mich an einen Dummkopf an, der mir keine Tugend entgegensetzt.“
246. Es gibt besetzende Geister ohne Bosheit, die sogar Gutes an sich haben, die aber auf ihr irrtümliches Wissen stolz sind. Sie haben ihre Ideen, ihre Systeme über die Wissenschaften, über die gesellschaftlichen Verhältnisse, über Philosophie. Sie wollen ihrer Meinung die Oberhand verschaffen und suchen zu diesem Zweck leichtgläubige Medien die das blindlings glauben und die sie verblenden, um sie daran hindern, das Wahre vom Falschen zu unterscheiden. Diese sind die gefährlichsten, weil ihre Scheinbeweise sie nichts kosten und weil sie ihren lächerlichsten Ansichten Glauben verschaffen können. Da sie den Zauber großer Namen kennen, machen sie sich keine Gewissenbisse, sich mit jenen zu zieren, vor denen man sich verneigt, und schrecken selbst vor der Gotteslästerung nicht zurück, sich Jesus, Jungfrau Maria oder einen anderen verehrten Heiligen zu nennen. Sie versuchen durch pomphafte Sprache zu blenden, die mehr geziert als tief ist, strotzend von technischen Ausdrücken, geschmückt mit großen Worten der Nächstenliebe und Moral. Sie werden sich hüten, einen schlechten Rat zu erteilen, weil sie wohl wissen, dass sie abgewiesen würden. Auch verteidigen diejenigen, welche sie missbrauchen bis zum Äußersten, indem sie sagen: „Ihr seht wohl, dass sie nichts Schlechtes sagen. Aber die Moral ist für sie nur ein Beglaubigungsschreiben, das ist ihre geringste Sorge; was sie vor allem wollen ist Herrschen und ihre Ideen aufzwingen, so unsinnig sie auch sein mögen.“
247. Die hartnäckigen Geister sind im allgemeinen sehr schreibselig, deshalb suchen sie Medien, die mit Leichtigkeit schreiben, aus denen sie willige und vor allem begeisterte Werkzeuge zu machen streben, indem Sie diese verblenden. Sie sind fast immer wortreich und geschwätzig, indem sie Qualität durch Quantität zu ersetzen suchen. Es gefällt ihnen, ihren Übermittlern umfangreiche, aber unverdauliche Schriften zu diktieren, die oft wenig verständlich sind und zum Glück als Gegengift die materielle Unmöglichkeit haben, von den Massen gelesen zu werden. Die wahrhaft erhabenen Geister sind sparsam in Worten; sie sagen viel mit wenig Worten. Auch muss der verschwenderische Wortschwall immer verdächtig erscheinen.
Man kann nicht umsichtig genug sein, wenn es sich darum handelt, solche Schriften zu veröffentlichen. Die Utopien und exzentrischen Ideen, die sie oft im Überfluss enthalten und die den gesunden Menschenverstand schockieren, bewirken einen sehr mangelnden, unerfreulichen Eindruck auf Neulinge, indem sie ihnen eine falsche Vorstellung vom Spiritismus vermitteln, wobei in solchen Schriften die Waffen liegen, derer sich die Feinde bedienen, um den Spiritismus ins Lächerliche zu ziehen. Unter diesen Veröffentlichungen gibt es einige, die, ohne gerade schlecht zu sein und ohne von einer Besessenheit zu stammen, als unklug, unangebracht oder ungeschickt betrachtet werden können.
248. Es geschieht ziemlich oft, dass ein Medium nur mit einem einzigen Geist verkehren kann, der sich ihm anhängt und der für diejenigen antwortet, die man durch seine Vermittlung anruft. Das ist nicht immer eine Besessenheit, denn es kann von einem Mangel an Anpassungsfähigkeit des Mediums und von einer besonderen Verwandtschaft von seiner Seite für diesen oder jenen Geist sein. Nur das ist die eigentliche Besessenheit, wenn sich der Geist aufdrängt und durch seinen Willen andere entfernt, was nie das Werk eines guten Geistes ist. Gewöhnlich duldet der Geist, welcher sich eines Mediums bemächtigt, in der Absicht, es zu beherrschen, keine kritische Prüfung seiner Aussagen; Wenn er sieht, dass sie nicht angenommen, sondern diskutiert werden, zieht er sich nicht zurück, sondern regt in dem Medium den Gedanken an, sich zu isolieren und oft befiehlt er es ihm sogar.
Jedes Medium, welches sich an der Kritik seiner erhaltenen Mitteilungen stößt, ist das Echo des Geistes, der es beherrscht und dieser Geist kann nicht gut sein, sobald er ihm einen unlogischen Gedanken einflößt, nämlich den, sich der Prüfung zu entziehen. Die Vereinsamung ist für das Medium immer eine missliche Sache, weil es für seine Mitteilungen keine Kontrolle hat. Es muss sich nicht nur aufklären durch das Urteil eines dritten, sondern es ist nötig, alle Arten von Kundgebungen kennen zu lernen um sie zu vergleichen.
Wenn ein Medium sich bloß auf die Mitteilungen beschränkt, die es bekommt, so gut sie ihm auch erscheinen mögen, setzt es sich der Täuschung über ihren Wert aus, ohne zu berücksichtigen, dass man allein nicht alles kennen kann und dass sie sich fast immer in einem und demselben Kreis drehen, (Nr. 192: Exklusive Medien)
Mittel, eine Besessenheit zu bekämpfen
249. Die Mittel, eine Besessenheit zu bekämpfen, sind nach dem Charakter, den sie annimmt, verschieden. Die Gefahr besteht in der Tat nicht für jedes Medium, welches wohl überzeugt ist, es mit einem lügenhaften Geist zu tun zu haben, wie es bei der einfachen Besessenheit der Fall ist; es ist nur eine unangenehme Sache. Aber eben weil es ihm unangenehm ist, hat der Geist einen Reiz mehr, darauf versessen zu sein, es zu ärgern. In dem Fall sind es zwei wesentliche Sachen zu tun: Erstens dem Geist beweisen, dass man sich von ihm nicht foppen lässt, und dass es ihm unmöglich ist, uns zu hintergehen; zweitens seine Geduld ermüden, indem man sich viel geduldiger zeigt als er. Wenn er überzeugt ist, dass er seine Zeit verliert, zieht er sich endlich zurück, wie es Zudringliche machen, die man nicht anhört.
Aber das reicht nicht immer aus, und es kann auch lange dauern, denn es gibt einige Geister, die ausdauernd sind, und für die Monate und Jahre wenig bedeuten. Das Medium soll außerdem auch eine inständige Bitte an seinen Schutzengel richten ebenso wie an die guten Geister, die ihm sympathisch sind, und sie um ihren Beistand bitten. Was den Besetzergeist betrifft, so muss man ihn, so böse er auch sein möge, mit Ernst behandeln, aber mit Wohlwollen, und ihn durch gutes Vorgehen überzeugen, indem man für ihn betet. Wenn er wirklich verdorben ist, wird er anfangs darüber lachen; aber wenn man ihn mit Beharrlichkeit ermahnt, wird er sich schließlich bessern.
Hier eine Bekehrung zu unternehmen ist oft eine mühevolle, undankbare und sogar entmutigende Aufgabe, deren Verdienst aber gerade in der Schwierigkeit besteht und die, wenn sie gut vollendet wird, immer die Zufriedenheit gibt, eine Pflicht der Nächstenliebe erfüllt, und oft, eine verlorene Seele auf den guten Weg geführt zu haben.
Es ist auch ratsam, allen schriftlichen Verkehr zu unterbrechen, sobald man wahrnimmt, dass die Mitteilungen von einem bösen Geist kommen, der keine Vernunft annehmen will, um ihm nicht das Vergnügen zu gewähren, gehört zu werden. In gewissen Fällen kann es sogar nützlich sein, sich einige Zeit des Schreibens zu enthalten; man richtet sich nach den Umständen. Aber wenn das schreibende Medium diese Unterredungen vermeiden kann, indem es aufhört zu schreiben, ist das nicht das Gleiche bei einem hörenden Medium, welches der Besetzergeis jederzeit mit seinen groben und obszönen Reden verfolgt, und welches nicht einmal das Mittel besitzt, sich die Ohren zu verstopfen. Übrigens muss man gestehen, dass gewisse Personen an der trivialen Sprache solcher Geister Wohlgefallen finden, sie dazu aufmuntern und durch Gelächter ihre Albernheiten hervorrufen, anstatt ihnen Stillschweigen aufzuerlegen und sie zu moralisieren. Unsere Ratschläge können auf jene nicht angewendet werden, die sich verderben wollen.
250. Es gibt daher für ein Medium, welches sich nicht missbrauchen lässt, nur Unannehmlichkeit und keine Gefahr, weil es nicht betrogen werden kann. Ganz anders verhält es sich bei der Faszination, denn da hat die Herrschaft über den, dessen sich der Geist bemächtigt hat, keine Grenzen.
Das Einzige, was man mit ihm tun muss, ist, ihn versuchen zu überzeugen, dass er missbraucht wird, und seine Besessenheit auf den Fall einer einfachen Belästigung zu bringen; aber das ist nicht immer leicht, wenn nicht manches Mal gar unmöglich. Die Macht des Geistes kann so groß sein, dass sie den Faszinierten für jede Art der Argumentation taub macht, und kann so weit gehen, ihn zweifeln zu lassen, ob sich nicht die Wissenschaft irrt, wenn der Geist irgend eine grobe wissenschaftliche Irrlehre aufstellt. Wie wir gesagt haben, nimmt er gewöhnlich die erteilten Ratschläge sehr übel; Kritik ärgert ihn, reizt ihn, und er kann die nicht mehr ausstehen, die nicht seine Bewunderung teilen. Seinen Geist zu verdächtigen, ist in seinen Augen fast eine Entweihung und das ist alles, was der Geist fordert; denn er will, dass man vor seinem Worte auf die Knie fällt. Einer von ihnen übte auf einen unserer Bekannten eine außerordentliche Faszination aus; wir riefen ihn an, und nach einigen Aufschneidereien, und als er sah, dass er uns nicht über seine Identität täuschen konnte, gestand er endlich, dass er nicht der sei, dessen Name er angenommen habe. Auf die Frage, warum er diese Person so sehr missbraucht habe, antwortete er mit Worten, welche klar den Charakter dieser Art Geister kennzeichnen: “Ich suchte einen Menschen, den ich führen konnte; ich habe ihn gefunden, und ich werde bei ihm bleiben.“ “Aber wenn man ihm die Augen öffnet, wird er euch fortjagen.” “Das werden wir sehen.“ Da es keinen schlechteren Blinden gibt, als den, der nicht sehen will, und wenn man die Nutzlosigkeit aller Versuche, dem Faszinierten die Augen zu öffnen, erkannt hat, ist es das Beste, ihn seinen Illusionen zu überlassen. Man kann einen Kranken nicht heilen, der darauf beharrt, sein Übel zu behalten und sich darin gefällt.
251. Die körperliche Unterjochung nimmt dem Besessenen oft die nötige Kraft, des bösen Geistes Herr zu werden, weshalb der Einfluss einer dritten Person notwendig wird, der entweder durch Magnetismus oder durch die Macht seines Willens wirkt. Mangels Mithilfe des Besessenen muss diese Person die Oberhand über den Geist gewinnen; da aber diese Macht nur eine moralische sein kann, wird sie nur von dem ausgeübt, der dem Geist moralisch überlegen ist, und seine Macht wird umso größer sein, je größer seine moralische Überlegenheit ist, weil er dem Geist gebietet, der gezwungen ist, sich vor ihm zu beugen. Das ist der Grund, warum Jesus eine so große Gewalt besass, die Teufel zu vertreiben, die man damals Teufel nannte, d.h. die bösen Besetzergeister.
Wir können hier nur allgemeine Ratschläge erteilen, denn da gibt es keinen materiellen Vorgang, keine besondere Formel, noch irgend ein Einsetzungswort eines Sakraments, das die Macht hat, die Besetzer zu bannen. Was oft dem Besessenen mangelt, ist eine genügende fluidische Kraft. In diesem Falle kann ihm die Magnetisierung eines guten Magnetiseurs zu Hilfe kommen. Übrigens ist es immer gut, durch ein sicheres Medium die Ratschläge eines höheren Geistes oder seines Schutzengels einzuholen.
252. Die moralischen Unvollkommenheiten des Besessenen sind oft das Hindernis für seine Befreiung. Hier ein ausgezeichnetes Beispiel, welches allen zur Belehrung dienen kann:
Mehrere Schwestern waren seit einer Anzahl von Jahren das Opfer von sehr unangenehmen Schäden. Ihre Kleider waren unaufhörlich in allen Winkeln des Hauses bis auf den Boden zerstreut, zerschnitten, zerrissen und durchlöchert, trotz der angewendeten Mühe, sie unter Verschluss zu halten. Diese Damen, in einem kleinen Orte der Provinz wohnhaft, haben vom Spiritismus nie sprechen gehört. Ihr erster Gedanke war natürlich zu glauben, dass sie die Zielscheibe von komischen Spaßvögeln wären, aber die Beharrlichkeit dieses Unfuges, und die Vorsichtsmaßnahmen, welche sie trafen, nahm ihnen diese Ansicht. Erst lange Zeit nachher, nach mehreren Andeutungen glaubten sie, sich an uns wenden zu müssen, um die Ursache dieser Verwüstungen, und wenn möglich, die Mittel zur Abhilfe kennen zu lernen. Die Ursache war nicht zweifelhaft, das Abhilfsmittel war aber schwieriger. Der Geist, der sich durch solches Tun manifestierte, war offenbar böswillig. Er zeigte sich bei seinem Anrufen von einer großen Niedertracht und für jedes bessere Gefühl unzugänglich. Das Gebet schien jedoch auf ihn einen heilsamen Einfluss zu haben; aber nach einiger Zeit Ruhe fingen die Schäden wieder an.
Hier der Ratschlag, den uns ein höheres Geistwesen erteilt hat:
„Das Beste, was diese Damen tun können, ist, ihre Schutzgeister zu bitten, sie nicht zu verlassen; und ich habe ihnen keinen besseren Rat zu geben, als dass sie in ihr eigenes Gewissen blicken, sich selbst beichten sollen und überprüfen, ob sie immer Nächstenliebe und Barmherzigkeit geübt haben: Ich meine nicht die Nächstenliebe, welche gibt und austeilt, sondern die Nächstenliebe der Zunge; denn unglücklicherweise wissen sie nicht die ihrige im Zaum zu halten und rechtfertigen nicht durch fromme Handlungen den Wunsch, den sie hegen, davon befreit zu sein, was sie plagt. Sie finden zu viel Vergnügen daran, den Nächsten Übles nachzureden, und der Geist, der sie quält, nimmt seine Rache an ihnen, denn er war bei seinen Lebzeiten ihr Opfer. Sie brauchen in ihrer Erinnerung nur nachzuforschen und sie werden bald finden, mit wem sie es zu tun haben.
Wenn es ihnen aber gelingt, sich zu bessern, werden sich ihre Schutzengel ihnen wieder nähern, und allein ihre Anwesenheit wird hinreichen, den bösen Geist zu entfernen, der sich besonders an eine von ihnen hält, weil ihr Schutzengel wegen ihrer sträflichen Handlungen oder bösen Gedanken sie verlassen musste. Was sie brauchen, sind inbrünstige Gebete für die, welche leiden, und vor allem die Ausübung von Tugenden, welche Gott jedem nach seinem Stand auferlegt hat.“
Auf die Bemerkung, dass diese Worte uns ein wenig streng erschienen und man sie vielleicht mildern sollte, um sie zu übermitteln, fügte der Geist hinzu: „Ich muss sagen was ich sage und wie ich es sage, weil diese Personen gewohnt sind, zu glauben, dass sie mit der Zunge nichts Böses tun, während sie damit viel Böses anstiften. Das ist der Grund, warum man ihren Geist in dieser Art erschüttern muss, damit es für sie eine ernste Warnung ist.“
Daraus ergibt sich eine Lehre von großer Tragweite, nämlich, dass die moralischen Unvollkommenheiten des beherrschenden geistigen Besetzers einen Anlass geben, und dass das sicherste Mittel, sich von ihnen zu befreien, darin besteht, die Guten anzuziehen, indem man Gutes tut und spricht.
Die guten Geister haben zweifellos mehr Macht als die bösen und ihr Wille genügt, um die letzteren zu entlarven; aber sie stehen nur denen bei, welche ihnen durch ihre eigenen Anstrengungen, sich zu bessern, helfen, sonst entfernen sie sich und überlassen das Feld bösen Geistern, welche auf diese Art in gewissen Fällen Strafwerkzeuge werden, denn die guten Geister lassen sie zu diesem Zweck handeln.
253. Man muss sich übrigens hüten, alles Unangenehme, was vorkommen kann, der unmittelbaren Einwirkung der Geister zuzuschreiben; die Unannehmlichkeiten sind oft die Folgen der Fahrlässigkeit. Ein Bauer ließ uns eines Tages schreiben, dass ihn seit zwölf Jahren in seinen Viehställen allerlei Unglücksfälle getroffen hätten. Bald starben seine Kühe oder gaben keine Milch mehr, bald starben ihm seine Pferde, seine Schafe oder Schweine. Er hielt mehrere neuntägige Andachten, die dem Übel nicht abhalfen, ebenso wenig wie die Messen, die er lesen, noch die Exorzismen, die er vornehmen ließ.
Nun bildete er sich nach dem Vorurteil der Landleute ein, man habe sein Vieh behext. Da er sicherlich glaubte, dass wir eine größere Macht der Beschwörung besässen als ein Dorfpfarrer, ließ er uns um unsere Meinung fragen. Hier ist die Antwort, welche wir erhielten:
„Die Sterblichkeit oder die Krankheiten der Tiere dieses Mannes kommen daher, dass seine Stallungen verseucht sind, und er sie nicht reparieren lässt, weil ihn das Geld kostet.“
254. Wir werden dieses Kapitel mit den Antworten schließen, welche uns die Geister auf einige Fragen gaben, zur Unterstützung dessen, was wir gesagt haben.
1) Warum können sich gewisse Medien von den bösen Geistern, die sich ihnen anhängen, nicht losmachen, und warum sind die guten Geister, die sie rufen, nicht mächtig genug, die anderen zu entfernen und sich unmittelbar mitzuteilen?
„Es ist nicht die Macht, welche dem guten Geist fehlt, es ist oft das Medium, welches nicht stark genug ist, um ihn zu unterstützen. Die Natur des Mediums eignet sich mehr für bestimmte Beziehungen, sein Fluidum identifiziert sich mehr mit dem einen Geist als mit einem anderen; das gibt denen eine große Macht, welche sie missbrauchen wollen.“
2) Es scheint uns aber, dass es sehr verdienstvolle Personen von unbescholtenem Ruf gibt, die dennoch gehindert werden, mit guten Geistern zu verkehren?
„Das ist eine Prüfung. Wer sagt euch übrigens, dass das Herz nicht mit irgend einem Übel befleckt ist, dass der Stolz nicht ein wenig die scheinbare Güte beherrscht? Diese Prüfungen sollen den Beherrschten zur Demut bekehren, indem sie ihm seine Schwäche zeigen.
Gibt es jemanden auf dieser Erde, der sagen könnte, er sei vollkommen? Und der, welcher allen Anschein der Tugend hat, kann dennoch verborgene Fehler, einen alten Keim von Unvollkommenheit haben. So sagt ihr z.B. von dem, der nichts Böses tut, der seinen sozialen Pflichten entspricht: das ist ein braver, würdiger Mann; aber wisst ihr, ob seine guten Eigenschaften nicht durch Hochmut verdunkelt werden? Ob bei ihm nicht ein egoistischer Grund vorhanden ist? Ob er nicht geizig, eifersüchtig, nachtragend, verleumderisch ist, und in ihm hundert andere Dinge liegen, die ihr nicht bemerkt, weil eure Beziehungen zu ihm euch nicht in dieser Situation gebracht haben? Das mächtigste Mittel, den Einfluss böser Geister zu bekämpfen, ist, sich so weit wie möglich der Natur der Guten zu nähern.”
3) Ist die Besessenheit durch einen schlechten Geist, welche ein Medium hindert, gewünschte Mitteilungen besessener Jenseitiger zu erhalten, immer ein Zeichen seiner Unwürdigkeit?
„Ich habe nicht gesagt, dass es ein Zeichen der Unwürdigkeit ist, sondern dass sich gewissen Mitteilungen ein Hindernis entgegensetzen könne. Deshalb muss er trachten, dieses zu beseitigen, sonst werden seine Gebete und inständigen Bitten vergeblich sein. Bei einem Kranken genügt es nicht, zu sagen: “Geben Sie mir die Gesundheit, ich will gesund sein.” Der Arzt vermag nichts, wenn der Kranke nicht tut, was er verordnet.“
4) Die Entziehung des Verkehrs mit bestimmten Geistern wäre so eine Art Strafe?
„In gewissen Fällen kann es eine wahre Strafe sein, so wie die Möglichkeit, mit ihnen zu verkehren, eine Belohnung ist, welche ihr bemüht sein sollt, zu verdienen.“ (Siehe: Verlust und Unterbrechung der Medialität Nr. 220)
5) Kann man den Einfluss den bösen Geister nicht dadurch bekämpfen, dass man sie moralisiert?
„Das ist eben, was man nicht tut, und was man nicht vernachlässigen sollte zu tun, denn oft ist es eine Aufgabe, die euch auferlegt wurde, die ihr mit Nächstenliebe und gewissenhaft erfüllen sollt. Durch weise Ratschläge kann man sie zur Reue bringen und ihren Fortschritt beschleunigen.“
5a) Wie kann ein Mensch in dieser Beziehung mehr Einfluss haben als die Geister selbst?
„Die verdorbenen Geister nähern sich lieber den Menschen, welche sie zu quälen suchen, als den Geistern, von denen sie sich so weit als möglich entfernen. Wenn sie bei dieser Annäherung solche Menschen finden, die ihnen moralisch helfen wollen, hören sie anfänglich nicht auf sie, sondern lachen darüber; wenn man sie aber zu nehmen versteht, lassen sie sich endlich bewegen. Die erhabenen Geister dürfen mit ihnen nur im Namen Gottes reden, und das erschreckt sie. Der Mensch hat gewiss keine größere Macht als die höheren Geister aber seine Sprache identifiziert sich besser mit ihrer Natur, und wenn er die Macht sieht, welche er über die niederen Geister ausüben kann, versteht er die Verbundenheit besser, welche zwischen Himmel und Erde besteht.
Übrigens steht die Macht, welche der Mensch über die Geister ausüben kann, im Verhältnis zu seiner moralischen Überlegenheit. Der Mensch kann keine höheren Geister beherrschen, nicht einmal diejenigen, die ohne höhere Wesen zu sein, gut und wohlwollend sind; wohl aber kann er jene Geister beherrschen, die in der Moral unter ihm stehen.“ (Siehe Nr. 279)
6) Wenn die körperliche Unterjochung bis zu einem gewissen Grad getrieben wird, könnte sie den geistige Schäden zur Folge haben?
„Ja, eine Art geistige Schäden, deren Ursache der Welt unbekannt sind, die aber mit den ‚gewöhnlichen‘ geistigen Schäden in keiner Beziehung stehen. Unter denen, die man als Verrückte behandelt, gibt es viele, die nur unterjocht sind. Sie brauchten eine moralische Behandlung, während man sie mit der körperlichen Behandlung zu wirklichen Verrückten macht. Wenn die Ärzte den Spiritismus erst gut kennen, werden sie diesen Unterschied zu machen wissen, und werden mehr Kranke heilen, als mit den Duschen.“(221)
7) Was soll man von denen denken, die im Spiritismus irgendeine Gefahr sehen und glauben, dass das Mittel, diese zu vermeiden, darin bestände, die spiritistischen Sitzungen zu untersagen?
„Wenn sie bestimmten Personen den Verkehr mit den Geistern untersagen können, so können sie diesen selben Personen spontan gemachte Manifestationen nicht verhindern; denn sie können die Geister nicht unterdrücken, noch ihren verborgenen Einfluss verhindern.
Das gliche den Kindern, die sich die Augen zuhalten und glauben, dass man sie nicht sieht. Es wäre verrückt, eine Sache unterdrücken zu wollen, die so große Vorteile bietet, bloß, weil Unvorsichtige damit Missbrauch treiben können. Das Mittel, diese nachteiligen Folgen zu verhindern besteht, im Gegenteil darin, diese Sache sehr genau verständlich zu machen.”