DAS BUCH DER MEDIEN oder WEGWEISER FÜR MEDIEN UND ANRUFER

Allan Kardec

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252. Die moralischen Unvollkommenheiten des Besessenen sind oft das Hindernis für seine Befreiung. Hier ein ausgezeichnetes Beispiel, welches allen zur Belehrung dienen kann:


Mehrere Schwestern waren seit einer Anzahl von Jahren das Opfer von sehr unangenehmen Schäden. Ihre Kleider waren unaufhörlich in allen Winkeln des Hauses bis auf den Boden zerstreut, zerschnitten, zerrissen und durchlöchert, trotz der angewendeten Mühe, sie unter Verschluss zu halten. Diese Damen, in einem kleinen Orte der Provinz wohnhaft, haben vom Spiritismus nie sprechen gehört. Ihr erster Gedanke war natürlich zu glauben, dass sie die Zielscheibe von komischen Spaßvögeln wären, aber die Beharrlichkeit dieses Unfuges, und die Vorsichtsmaßnahmen, welche sie trafen, nahm ihnen diese Ansicht. Erst lange Zeit nachher, nach mehreren Andeutungen glaubten sie, sich an uns wenden zu müssen, um die Ursache dieser Verwüstungen, und wenn möglich, die Mittel zur Abhilfe kennen zu lernen. Die Ursache war nicht zweifelhaft, das Abhilfsmittel war aber schwieriger. Der Geist, der sich durch solches Tun manifestierte, war offenbar böswillig. Er zeigte sich bei seinem Anrufen von einer großen Niedertracht und für jedes bessere Gefühl unzugänglich. Das Gebet schien jedoch auf ihn einen heilsamen Einfluss zu haben; aber nach einiger Zeit Ruhe fingen die Schäden wieder an.


Hier der Ratschlag, den uns ein höheres Geistwesen erteilt hat:


„Das Beste, was diese Damen tun können, ist, ihre Schutzgeister zu bitten, sie nicht zu verlassen; und ich habe ihnen keinen besseren Rat zu geben, als dass sie in ihr eigenes Gewissen blicken, sich selbst beichten sollen und überprüfen, ob sie immer Nächstenliebe und Barmherzigkeit geübt haben: Ich meine nicht die Nächstenliebe, welche gibt und austeilt, sondern die Nächstenliebe der Zunge; denn unglücklicherweise wissen sie nicht die ihrige im Zaum zu halten und rechtfertigen nicht durch fromme Handlungen den Wunsch, den sie hegen, davon befreit zu sein, was sie plagt. Sie finden zu viel Vergnügen daran, den Nächsten Übles nachzureden, und der Geist, der sie quält, nimmt seine Rache an ihnen, denn er war bei seinen Lebzeiten ihr Opfer. Sie brauchen in ihrer Erinnerung nur nachzuforschen und sie werden bald finden, mit wem sie es zu tun haben.


Wenn es ihnen aber gelingt, sich zu bessern, werden sich ihre Schutzengel ihnen wieder nähern, und allein ihre Anwesenheit wird hinreichen, den bösen Geist zu entfernen, der sich besonders an eine von ihnen hält, weil ihr Schutzengel wegen ihrer sträflichen Handlungen oder bösen Gedanken sie verlassen musste. Was sie brauchen, sind inbrünstige Gebete für die, welche leiden, und vor allem die Ausübung von Tugenden, welche Gott jedem nach seinem Stand auferlegt hat.“


Auf die Bemerkung, dass diese Worte uns ein wenig streng erschienen und man sie vielleicht mildern sollte, um sie zu übermitteln, fügte der Geist hinzu: „Ich muss sagen was ich sage und wie ich es sage, weil diese Personen gewohnt sind, zu glauben, dass sie mit der Zunge nichts Böses tun, während sie damit viel Böses anstiften. Das ist der Grund, warum man ihren Geist in dieser Art erschüttern muss, damit es für sie eine ernste Warnung ist.“


Daraus ergibt sich eine Lehre von großer Tragweite, nämlich, dass die moralischen Unvollkommenheiten des beherrschenden geistigen Besetzers einen Anlass geben, und dass das sicherste Mittel, sich von ihnen zu befreien, darin besteht, die Guten anzuziehen, indem man Gutes tut und spricht.


Die guten Geister haben zweifellos mehr Macht als die bösen und ihr Wille genügt, um die letzteren zu entlarven; aber sie stehen nur denen bei, welche ihnen durch ihre eigenen Anstrengungen, sich zu bessern, helfen, sonst entfernen sie sich und überlassen das Feld bösen Geistern, welche auf diese Art in gewissen Fällen Strafwerkzeuge werden, denn die guten Geister lassen sie zu diesem Zweck handeln.