314. Diejenigen, welche das Bestehen der physischen Manifestationen leugnen, schreiben die hervorgebrachten Wirkungen gewöhnlich einem Betrug zu. Sie stützen sich auf das, dass die geschickten Zauberkünstler Sachen ausführen, welche als Wunder erscheinen, wenn man ihre Geheimnisse nicht kennt. Daraus schließen sie, dass die Medien nichts anderes sind, als Schwindler. Wir haben diesen Beweis oder vielmehr diese Meinung bereits widerlegt. Wir werden daher darüber nur einige Worte sagen, bevor wir noch von einer ernsteren Sache reden.
Es ist übrigens eine die niemandem entgehen wird, wer immer darüber ein wenig nachdenkt. Es gibt ohne Zweifel Zauberkünstler von bewunderungswürdiger Geschicklichkeit, aber sie sind selten. Wenn alle Medien Schwindel betreiben würden, so müsste man gestehen, dass diese Kunst unerhörte Fortschritte gemacht hätte und plötzlich sehr bekannt geworden wäre, weil sie sich im angeborenen Zustand bei Leuten finden würde, die sich hiervon nicht bewusst sind, selbst bei den Kindern.
Seit es Scharlatane gibt, welche auf öffentlichen Plätzen falsche Waren verkaufen, seit es Ärzte gibt, welche ohne sich an einen öffentlichen Platz zu begeben, das Vertrauen hintergehen, geht daraus hervor, dass alle Ärzte Scharlatane sind, und ist dadurch der ärztliche Stand in seinem Ansehen erschüttert? Wenn es Leute gibt, welche gefärbtes Zeug für Wein verkaufen, geht daraus hervor, dass alle Weinhändler Weinfälscher sind, und dass es keine reinen Weine gebe? Man missbraucht alles, selbst die ehrwürdigsten Dinge, und man kann sagen, dass der Betrug auch sein Genie habe. Aber der Betrug hat immer ein Ziel, irgendein eigennütziges, materielles Interesse. Da wo es nichts zu gewinnen gibt, da gibt es auch kein Interesse zu betrügen. Auch haben wir es schon gelegentlich über bezahlten Medien gesagt, die beste Garantie bildet die absolute Uneigennützigkeit.
315. Von allen spiritistischen Erscheinungen sind es die physischen Phänomene, welche die meiste Gelegenheit zum Betrug darbieten, aus einer Ursache, welche in Betracht zu ziehen nützlich ist. Zuerst, weil sie mehr das Auge als die Intelligenz beeindrucken, und daher am einfachsten sind nachzuahmen. Zweitens, weil sie mehr als die anderen die Neugierde wecken und geeigneter sind, die Menge anzuziehen, folglich produktiver sind. Von diesem doppelten Standpunkt aus haben die Scharlatane also vollen Grund, diese Gattungen Manifestationen nachzuahmen. Die mit der Wissenschaft größtenteils unbekannten Zuschauer kommen gewöhnlich hin, mehr um eine Zerstreuung als eine ernsthafte Belehrung zu suchen, und man weiß, dass man das immer besser bezahlt, was unterhält, als das, was belehrt. Aber abgesehen davon, gibt es noch einen nicht minder entscheidenden Grund. Wenn die materiellen Effekte durch Zauberkünste nachahmen kann, für welche nur Geschicklichkeit erforderlich ist, so bemerken wir bei ihr bis heutzutage weder die Gabe der Improvisation, welche eine ungewöhnliche Dosis von Intelligenz erheischt, noch jene Gabe, schöne und erhabene Lehren vorzubringen, oft voll treffender Anspielungen, welche die Geister in ihren Mitteilungen bringen. Dies erinnert uns an die folgende Tatsache.
Ein bekannter Gelehrter kam eines Tages uns zu besuchen und sagte zu uns, dass er ein sehr gutes schreibendes intuitives Medium sei und sich dem spiritistischen Verein zur Verfügung stelle. Da wir die Gewohnheit haben, in die Gesellschaft nur jene Medien zuzulassen, deren Fähigkeiten uns bekannt sind, so baten wir ihn, etwas früher zu kommen, seine Proben in einer besonderen Sitzung abzulegen. Er erbot sich in der Tat dazu. Mehrere erfahrene Medien brachten teils Abhandlungen, teils Antworten von merkwürdiger Präzision auf Fragen und über ihnen unbekannte Gegenstände. Als die Reihe an diesen Herrn kam, schrieb er einige unbedeutende Worte, sagte, er sei diesen Tag nicht gut aufgelegt, und seit dieser Zeit haben wir ihn nicht wieder gesehen. Er hat ohne Zweifel eingesehen, dass es schwieriger ist, die Rolle eines Mediums für intelligente Erfolge zu spielen, als er es sich gedacht hatte.
316. Bei allen Dingen sind diejenigen Menschen am leichtesten zu betrügen, welche nicht vom Fach sind. Ebenso ist es beim Spiritismus. Diejenigen, welche ihn nicht kennen, sind durch den Schein leicht zu hintergehen, während ein vorhergehendes, aufmerksames Studium sie nicht nur mit der Ursache der Erscheinungen, sondern auch mit den normalen Bedingungen bekannt macht, unter denen sie hervorgebracht werden können, und ihnen auf diese Art die Mittel liefert, den Betrug zu erkennen.
317. Die betrügerischen Medien sind in folgendem Brief gebrandmarkt, wie sie es verdienen, welchen wir in der „Revue Spirite“ vom Monat August 1861 gebracht haben.
„Paris, 21.
Juni 1861
Mein Herr!
Man kann über gewisse Punkte uneinig sein, über andere aber in vollkommenem Einklang sich befinden. Ich habe soeben auf der 213. Seite der letzten Nummer Ihrer Zeitschrift Betrachtungen über den Betrug in Sachen der spiritualistischen oder spiritistischen Erfahrungen gelesen, denen ich so glücklich bin aus allen meinen Kräften beizupflichten. Hier verschwindet jede verschiedenartige Meinung wegen der Theorie und der Doktrinen wie durch einen Zauber.
Ich bin vielleicht nicht so streng als Sie mit den Medien, die in einer würdigen und angemessenen Art ein Entgelt als Entschädigung für den Zeitverlust annehmen, welchen sie den oft langwierigen und ermüdenden Erfahrungen widmen. Aber ich bin ebenso streng, und man kann es nicht genug sein, mit denen, die in einem solchen Fall die bei dieser Gelegenheit versprochenen oder erwarteten Resultate bei ihrem Fehlschlagen oder bei ihrem Ungenügen durch Betrug und Hinterlist ergänzen. (Siehe 311) Das Falsche zum Wahren zu mengen, wenn es sich um Phänomene handelt, die durch Mitwirkung der Geister erzielt wurden, das ist ganz bestimmt eine Infamie, und es läge darin eine Verleugnung des moralischen Sinnes bei dem Medium, welches der Meinung wäre, es ohne Gewissensbisse zu tun. Es heißt gerade so, wie Sie vollkommen richtig bemerken, Misstrauen über den Gegenstand in den Geist der noch Zweifelsüchtigen streuen, sobald der Betrug entdeckt ist.
Ich muss noch hinzufügen, es heißt die ehrenhaften Menschen auf die beklagenswerteste Art kompromittieren, welche den Medien ihre uneigennützige Hilfe, ihre Kenntnisse und ihr.
Wissen leihen, welche sich im guten Glauben für sie verbürgen und sie in gewisser Art beschützen. Es heißt gegen sie ein wahres Verbrechen begehen.
Jedes Medium, welches von dem betrügerischen Manöver überzeugt wäre, welches, um mich eines ein wenig trivialen Ausdruckes zu bedienen, mit der Hand in der Tasche ergriffen wäre, verdiente von allen Spiritualisten oder Spiritisten der Welt in den Bann getan zu werden, für welche es eine strenge Pflicht wäre, es zu demaskieren oder es zu brandmarken.
Wenn Sie es, mein Herr, angemessen finden, diese wenigen Zeilen in Ihr Journal aufzunehmen, so stehen sie zu Ihren Diensten. Höfflichst usw. Mathieu“
318. Alle spiritistischen Phänomene sind nicht mit gleicher Leichtigkeit nachzuahmen, und es gibt darunter einige, die aller Geschicklichkeit offenbar Zauberkünstler herausfordern. Solche sind nämlich: die Bewegung von Sachen ohne Berührung, das Heben schwerer Körper in die Luft, das Klopfen von verschiedenen Seiten, die Erscheinungen usw. mit Ausnahme der Anwendung von Tricks und geheimer Beihilfe. Deshalb sagen wir, dass man in einem solchen Fall alle Umstände aufmerksam zu beobachten hat und besonders den Charakter und die Verhältnisse der Personen in Rechnung zu bringen, welchen der Zweck zu hintergehen Vorteil bringt. Das ist die beste Kontrolle, denn es gibt andererseits Umstände, welche jeden Grund zum Verdacht beseitigen. Wir denken, man müsse grundsätzlich jedermann misstrauen, der aus diesen Phänomenen ein Schauspiel oder einen Gegenstand der Neugierde oder der Unterhaltung machen oder behaupten würde, sie nach seinem Willen und zu einem bestimmten Zeitpunkt hervorbringen zu können, wie wir bereits erklärt haben. Wir können es nicht genug wiederholen, die unsichtbaren Intelligenzen, welche sich uns offenbaren, haben ihr Empfindungsvermögen und wollen uns beweisen, dass sie auch ihren freien Willen haben und sich nicht unseren Launen unterwerfen. (Nr. 38)
Es wird genügen, einige benutzte Ausflüchte aufzuzeigen, oder die möglicherweise in gewissen Fällen angewendet werden, wodurch wir die Beobachter guten Glaubens gegen Betrug schützen. Was aber die Leute betrifft, die darauf bestehen genauer nachzuprüfen, ohne zu urteilen, so wäre es vergebliche Mühe, sie vor Missbrauch bewahren zu wollen.
319. Eine der gewöhnlichsten Erscheinungen ist die von inneren Schlägen, welche in der Substanz des Holzes selbst geschlagen werden mit oder ohne Bewegung des Tisches oder eines anderen Gegenstandes, dessen man sich bedient. Dieser Effekt ist am leichtesten nachzuahmen, sei es durch die Berührung der Füsse oder durch das Hervorufen von Knacken in den Möbeln. Hierzu gibt es aber eine kleine List, die aufzudecken nützlich ist. Es genügt, seine beiden Hände auf die Fläche des Tisches zu legen, und dicht beieinander, so dass die Nägel der Daumen genau einander drücken. Dann lässt man sie durch eine Muskelbewegung gänzlich unbemerkt ein Klopfen spüren, was ein trockenes, kleines Geräusch verursacht, das große Ähnlichkeit mit jenem der inneren Typtologie hat. Dieses Geräusch hallt im Holz wieder und bringt eine komplette Täuschung hervor. Nichts ist leichter, als so viele Schläge hören zu lassen, wie man von einem Tambourschläger verlangt usw., auf gewisse Fragen mit Ja oder Nein, durch Zahlen oder auch durch Andeutung gewisser Buchstaben des Alphabets zu antworten.
Ist man einmal dahin gelangt, ist das Mittel, den Betrug zu erkennen, sehr einfach. Es ist nicht möglich, wenn eine Hand von der anderen entfernt ist und wenn man sicher ist, dass keine andere Berührung das Geräusch hervorbringen kann. Die reellen Schläge bringen übrigens das Charakteristische mit sich, dass sie nach Belieben den Ort und den Ton wechseln, was nicht stattfinden kann, wenn sie auf die oder auf eine andere ähnliche Art entstehen, wie wir angedeutet haben, dass der Schall vom Tisch ausgeht, und auf was immer für ein Möbelstück, das niemand berührt hat, auf die Mauern, die Decke usw. übergeht, und dass er schließlich manchmal auf unvorhergesehene Fragen antwortet. (Siehe Nr. 41)
320. Die direkte Schrift ist noch leichter zum Nachahmen, ohne von den chemischen Tinten zu reden, welche, wie bekannt, eine Schrift in gewisser Zeit auf einem weißen Papier erscheinen lassen, was man durch ganz gewöhnliche Vorsichtsmaßregeln vereiteln kann. So kann es sich ereignen, dass man durch eine geschickte Handbewegung ein Papier für das andere unterschiebt. Es könnte auch geschehen, dass der, welcher betrügen wollte, die Kunst besässe, die Aufmerksamkeit abzuwenden, während er geschickt einige Wort schrieb. Man hat uns auch gesagt, dass man gesehen habe, wie jemand mit einem Stückchen unter dem Nagel versteckten Blei geschrieben hat.
321. Das Phänomen der Apporte eignet sich gut für Schwindelei und man kann leicht von einem mehr oder weniger geschickten Taschendieb gefoppt werden, ohne dass man es mit einem Spezialisten seiner Gattung zu tun hätte. Die Geister haben in einem besonderen Artikel, welchen wir oben unter Nr. 96 veröffentlicht haben, selbst die außergewöhnlichen Bedingungen festgelegt, unter welchen dieses Phänomen sich ereignen kann, woraus man schließen kann, dass eine leichte und fakultative Überbringung wenigstens für verdächtig gehalten werden könne. Die direkte Schrift ist in derselben Situation.
322. Im Kapitel über die speziellen Medien haben wir auf Grund der Belehrung von Geistern erwähnt, welche mediale Fähigkeiten häufig und welche selten sind. Man muss daher jenen Medien misstrauen, welche behaupten, die letzteren leicht zu erhalten, oder welche eine Mehrheit der Fähigkeiten zu besitzen beanspruchen, eine Behauptung, welche nur selten gerechtfertigt ist.
323. Die intelligenten Manifestationen sind nach den Umständen diejenigen, welche die meiste Garantie bieten, und dennoch sind sie vor Nachahmung nicht sicher, wenigstens was die alltäglichen und gewöhnlichen Mitteilungen betrifft. Man glaubt mit den mechanischen Medien mehr Sicherheit zu haben, nicht nur wegen der Unabhängigkeit der Ideen, sondern auch gegen Täuschungen. Aus diesem Grund ziehen gewisse Personen materiellen Mittler vor.
Nun, das ist ein Irrtum. Der Betrug schleicht sich überall ein und wir wissen, dass man mit Geschicklichkeit selbst ein Körb chen oder ein Brettchen, welches schreibt, nach Belieben richten und ihm allen Anschein einer spontanen Bewegung geben kann. Was alle Zweifel behebt, sind die ausgedrückten Gedanken, welche von einem mechanischen intuitiven, hörenden, sprechenden oder sehenden Medium kommen.
Es gibt Mitteilungen, die so erhaben sind über die Ideen, die Kenntnisse und den intellektuellen Rahmen des Mediums, dass man sich ungemein täuschen müsste, wenn man sie ihm wirklich zutraute. Wir kennen bei der Scharlatanerie eine große Geschicklichkeit und reichhaltige Quellen, aber wir haben bei ihr noch nicht die Gabe gesehen, dass sie einem Ignoranten Wissen oder jemandem Scharfsinn geben könnte, der ihn nicht hat.
Kurz, wir wiederholen, die beste Garantie besteht in der notorischen Moralität der Medien und im Fehlen aller Ursachen eines materiellen Interesses oder der Eigenliebe, welche es zur Ausübung der medialen Fähigkeiten treiben könnte, die es besitzt, denn genau diese Ursachen können es einladen, jene Fähigkeiten vorzutäuschen, die es nicht hat.