VIERTES KAPITEL
Theorie der physikalischen Manifestationen • Bewegung und Hebung • Geräusche • Zunahme und Abnahme des Gewichts von Körpern
72. Nachdem das Dasein der Geister durch Überlegungen und Tatsachen nachgewiesen war, ebenso wie die Möglichkeit ihres Einflusses auf die Materie, geht es jetzt darum, kennen zu lernen wie dieser Einfluss wirkt und wie sie es anstellen, um Tische und andere träge Körper in Bewegung zu setzen.
Ein Gedanke drängt sich hier natürlicherweise auf, es ist jener, welchen wir gehabt haben. Da er von den Geistern bekämpft wurde, die uns eine ganz andere Erklärung gegeben haben, die wir weit entfernt waren zu erwarten, ist das ein offensichtlicher Beweis, dass ihre Theorie nicht unsere Meinung war. Denn diesen ersten Gedanken konnte ein jeder haben. Was aber die Theorie der Geister betrifft, so glauben wir kaum, dass sie je einem Menschen in den Sinn gekommen ist. Man wird ohne Mühe erkennen, wie sehr sie der unseren überlegen ist, obgleich weniger einfach, weil sie die Lösung von einer Menge anderer Tatsachen bietet, die keine zufriedenstellende Erklärung gefunden hatten.
73. Von der Zeit an, wo man die Natur der Geister, ihre menschliche Gestalt, die halbmateriellen Eigenschaften ihres Perispirits, die mechanische Einwirkung, welche er auf die Materie ausüben kann, erkannte, seit man die Erscheinung fluidischer, ja sogar greifbarer Hände gesehen hat, welche Gegenstände ergriffen und forttrugen, war es natürlich zu glauben, dass sich der Geist ganz einfach der Hände bediene, um den Tisch zu drehen, und dass er ihn mit der Stärke seiner Arme in die Luft hebe. Aber ist in einem solchen Fall ein Medium nötig? Kann der Geist nicht selbständig handeln? Denn das Medium welches oft seine Hände in einer der Bewegung entgegengesetzten Richtung auflegt oder sie gar nicht auflegt, kann offenbar den Geist durch keine muskulöse Bewegung unterstützen. Lassen wir zuvor die Geister reden, die wir hierüber befragt haben.
Bewegung und Hebung
74. Die folgenden Antworten sind uns von dem Geist des heiligen Ludwig gegeben worden und wurden seither durch viele andere Geister bestätigt:
1) Ist das allgemeine Fluidum ein Ausfluss der Gottheit?
„Nein.”
2) Ist es eine Schöpfung der Gottheit?
„Alles ist geschaffen, Gott ausgenommen.”
3) Ist das allgemeine Fluidum zugleich ein allgemeines Element?
„O Ja, es ist das Elementarprinzip aller Dinge.”
4)
Hat es irgendeine Beziehung mit dem elektrischen Fluidum, dessen Wirkungen wir kennen? „Das ist sein Element.”
5)
Welches ist der Zustand, in dem das allgemeine Fluidum sich uns in seiner größten Einfachheit darstellt? „Um es in seiner absoluten Einfachheit zu finden, müsste man sich bis zu den reinen Geistern erheben. Auf eurer Welt ist es immer mehr oder weniger verändert, um die kompakte Materie zu bilden, welche euch umgibt. Aber ihr könnt sagen, dass der Zustand, welcher sich dem der Einfachheit am meisten nähert, jener des Fluidums ist, das ihr das animalische magnetische Fluidum nennt.”
6) Es ist gesagt worden, das universelle Fluidum ist die Quelle des Lebens; ist es auch die Quelle der Intelligenz?
„Nein dieses Fluidum belebt nur die Materie.”
7) Da dieses Fluidum den Perispirit bildet, so scheint es darin in einem verdichteten Zustand zu sein, der es bis zu einem gewissen Grad der eigentlichen Materie annähert?
„Bis auf einen gewissen Grad, wie ihr sagt, denn es hat nicht dieselben Eigenschaften, es ist mehr oder weniger verdichtet, je nach den Welten.”
8) Wie kann ein Geist einen festen Körper in Bewegung bringen?
„Er verbindet einen Teil des universellen Fluidums mit dem dazu geeigneten Fluidum, das vom Medium kommt.”
9) Heben die Geister den Tisch mit ihren irgendwie verfestigten Armen?
„Diese Antwort wird noch nicht dazu führen, was ihr wünscht. Wenn sich ein Tisch unter euren Händen dreht, so schöpft der angerufene Geist aus dem universellen Fluidum die Kraft, den Tisch künstlich zu beleben. Ist der Tisch so vorbereitet, so hebt ihn der Geist und bewegt ihn unter dem Einfluss seines eigenen Fluidums, das er nach seinem Willen freisetzt. Wenn die Masse, die er in Bewegung setzen will, für ihn zu schwer ist, so ruft er Geister, die ähnliche Beschaffenheit aufweisen zu Hilfe. Dank seiner ätherischen Natur kann der Geist selbst ohne einen Vermittler nicht auf die grobe Materie einwirken, das heißt: ohne das Band, welches ihn mit der Materie verbindet. Dieses Band, welches das bildet, was ihr Perispirit nennt, gibt euch den Schlüssel zu allen materiellen spiritistischen Erscheinungen. Ich glaube, mich klar genug ausgedrückt zu haben, um verstanden zu werden.”
Anmerkung: Wir machen auf den ersten Satz aufmerksam, „Diese Antwort wird das noch nicht herbeiführen, was ihr wünscht.” Der Geist hatte vollständig richtig verstanden, dass alle voraus-gehenden Fragen nur darum gestellt wurden, um auf diese zu kommen, und macht eine Anspielung auf unsere Idee, welche in der Tat eine ganz andere Antwort erwartete, nämlich die Bestätigung des Gedankens über die Art und Weise, wie ein Geist Tische in Bewegung setzt.
10) Sind die Geister, welche er zu Hilfe ruft, niedere, unter seinem Befehle befindliche Geister?
„Fast immer gleichartige Geister, häufig kommen sie von selbst.”
11) Sind alle Geister befähigt, solche Erscheinungen hervorzubringen?
„Die Geister, welche diese Art Wirkungen hervorbringen, sind immer niedere Geister, die noch nicht ganz vom Einfluss der Materie befreit sind.”
12) Wir begreifen, dass die höheren Geister sich nicht mit solchen Sachen beschäftigen, die unter ihrer Würde sind, aber wir fragen, ob sie, wenn sie auch von der Materie mehr befreit sind, dennoch die Fähigkeit hätten, es zu tun, wenn sie den Willen dazu hätten?
„Sie haben die moralische Kraft, wie die anderen die physische besitzen. Wenn sie diese Kraft benötigen, bedienen sie sich derer, welche diese besitzen. Hat man euch nicht gesagt, dass sie sich der untergeordneten Geister bedienen, wie ihr euch der Lastträger bedient?”
Anmerkung: Man hat gesagt, dass die Dichtigkeit des Perispirits, wenn man sich so ausdrücken kann, sich nach dem Zustand der Welten ändert. Es hat den Anschein, dass sie sich auch in ein und derselben Welt nach den Individuen verändert. Bei den moralisch fortgeschrittenen Geistern ist sie feiner und nähert sich jener der erhabenen Geister; bei den niederen Geistern hingegen nähert sie sich der Materie. Das ist der Grund, weshalb diese Geister auf der niederen Stufe die Illusionen des irdischen Lebens so lange Zeit beibehalten; sie denken und handeln, als wenn sie noch am Leben wären; sie haben dieselben Begierden, und man könnte fast sagen, dasselbe Empfindungsvermögen. Diese Dichtigkeit des Perispirits, welche ihm eine größere Verwandtschaft mit der Materie gibt, macht die untergeordneten Geister für die physischen Manifestationen mehr geeignet. Aus derselben Ursache kann ein Mann, dessen Beruf Kopfarbeit ist, dessen Körper aber schwach und zart ist, keine so große Last tragen, wie ein beruflicher Lastträger. Seine Materie ist gewissermassen weniger kompakt, seine Organe weniger widerstandsfähig, er besitzt weniger nervliches Fluidum. Da der Perispirit für den Geist das ist, was der Körper für den Menschen ist und da seine Dichtigkeit sich im Verhältnis zu dessen Niedrigkeit befindet, so ersetzt sie bei ihm die Muskelkraft; das heißt: sie gibt ihm eine größere Kraft über die zu den Manifestationen erforderlichen Fluida, als bei jenen, deren Natur mehr ätherisch ist. Wenn ein erhabener Geist solche Effekte bewirken will, so tut er dasselbe, wie bei uns hochgestellte Menschen, sie bedienen sich eines“ Geistes von diesem Fach”.
13) Wenn wir wohl verstanden haben, was ihr gesagt habt, so befindet sich das Lebensprinzip in dem universellen Fluidum. Der Geist schöpft aus diesem Fluidum seine halbmaterielle Hülle, welche seinen Perispirit bildet, und nur mittels dieses Fluidums kann er auf die träge Materie einwirken. Ist es nicht so?
„Ja! Das heißt, dass der Geist die Materie mit einem gewissen künstlichen Leben belebt. Der Tisch, der sich vor euren Augen bewegt, lebt wie ein Tier und gehorcht von selbst dem intelligenten Wesen. Der Geist ist es nicht, der ihn hebt, wie es der Mensch mit einer Last tut; wenn der Tisch sich bewegt, so ist es nicht der Geist, der ihn mit seinen Armen hebt, es ist der belebte Tisch, welcher dem vom Geist gegebenen Einfluss gehorcht.
14) Welches ist hierbei die Rolle des Mediums?
„Ich habe gesagt, das eigene Fluidum des Mediums verbindet sich mit dem vom Geist gesammelten universellen Fluidum. Es muss eine Vereinigung dieser zwei Fluida stattfinden, nämlich des animalisierten Fluidums mit dem universellen, um dem Tisch Leben zu geben. Aber merkt euch wohl, dass dieses Leben nur ein künstliches momentanes ist; es erlischt oft noch vor dem Ende der Handlung, sobald die Menge des Fluidums nicht mehr hinreicht, ihn zu beleben.”
15) Kann der Geist ohne ein Medium handeln?
„Er kann ohne Wissen des Mediums handeln, das heisst, viele Menschen leisten den Geistern bei gewissen Erscheinungen Hilfe, ohne es zu wissen. Der Geist schöpft von ihnen wie aus einer Quelle das nötige animalisierte Fluidum, und so geschieht es, dass die Beihilfe eines Mediums, nämlich eines solchen, wie ihr sie kennt, nicht immer nötig ist. Das findet besonders bei den spontanen Erscheinungen statt.”
16) Handelt der belebte Tisch mit Intelligenz, denkt er?
„Er denkt ebenso wenig wie ein Stock, womit ihr ein intelligentes Zeichen gebt; aber das Leben, womit er versehen wurde, gestattet ihm, dem Einfluss einer Intelligenz zu folgen. Merkt euch wohl, der sich drehende Tisch wird nicht zum Geist und er besitzt von sich selbst weder Gedanken noch Willen.”
Anmerkung: Man bedient sich eines ähnlichen Ausdrucks in der gewöhnlichen Sprachweise, man sagt von einem Rad, welches sich mit Schnelligkeit dreht, es sei von einer schnellen Bewegung belebt.
17) Welche Ursache herrscht beim Erzeugen dieses Phänomens vor, der Geist oder das Fluidum?
„Der Geist ist die Ursache, das Fluidum ist das Werkzeug, beide Dinge sind notwendig.”
18) Welche Rolle spielt in diesem Falle der Wille des Mediums?
„Die Geister zu rufen und sie bei der Einwirkung auf die Fluida zu unterstützen.“
18a) Ist der Wille stets unentbehrlich?
„Er unterstützt die Kraft, aber er ist nicht immer notwendig, da die Bewegung gegen und ohne diesen Willen stattfinden kann; so ist es ein Beweis, dass es dabei eine vom Medium unabhängige Ursache gibt.”
Anmerkung: Die Berührung des Gegenstandes mit den Händen ist nicht immer nötig, um es in Bewegung zu bringen. Oft ist sie nötig, um den ersten Impuls zu geben, ist der Gegenstand einmal belebt, so kann er dem Willen des Geistes folgen, ohne materielle Berührung. Dies hängt teils von der Kraft des Mediums, teils von der Natur des Geistes ab. Nicht einmal ein erster Kontakt ist immer unerlässlich; man hat davon Beweise in der spontanen Bewegung und Platzänderung der Dinge, die man nicht hervorrufen gedachte.
19) Warum kann nicht ein jeder dieselbe Wirkung hervorbringen, und warum haben nicht alle Medien dieselbe Kraft?
„Das hängt von der Durchführung und von der größeren oder geringeren Leichtigkeit ab, womit die Verbindung der Fluida vor sich geht, und ob das Medium mehr oder weniger mit den fremden Geistern, die in ihm die nötige fluidische Kraft finden, sympathisiert. Es verhält sich mit dieser Kraft ebenso, wie mit jener der Magnetiseure, welche mehr oder weniger groß ist. In dieser Beziehung gibt es Personen, die gänzlich entgegenwirken, wieder andere, bei denen die Verbindung mit Hilfe ihres Willens geschieht, endlich andere, bei denen sie so natürlich und so leicht geschieht, dass sie solche gar nicht gewahr werden, und dass sie ohne ihr Wissen zum Vermittler zwischen Geistern und den Anwesenden werden, wie wir es bereits gesagt haben. (siehe hiernach das Kapitel von den spontanen Manifestationen.)
Anmerkung: Der Magnetismus ist ohne Zweifel die Ursache dieser Erscheinungen, aber nicht so, wie man es gewöhnlich versteht, denn es gibt sehr tüchtige Magnetiseure, die nicht einmal ein Spieltischchen in Bewegung brächten, und wieder gibt es Personen, die nicht magnetisieren können, nicht einmal die Kinder, bei denen es aber genügt, die Finger auf einen schweren Tisch zu legen, um ihn in Bewegung zu bringen. Wenn also die mediale Kraft nicht aufgrund der magnetischen Kraft besteht, ist hier eine andere Ursache vorhanden.
20) Können die so genannten elektrischen Personen als Medien angesehen werden?
„Die Personen schöpfen aus sich selbst das Fluidum, das sie zum Erzeugen des Phänomens benötigen und können ohne Beihilfe fremder Geister wirken. Das sind dann keine Medien in dem Sinn, den man mit diesem Wort verbindet; aber es kann auch ein Geist, der ihnen beistehen und von ihrer natürlichen Veranlagung profitieren.”
Anmerkung: Es wäre mit diesen Personen so, wie mit den Somnambulen, die auch allein oder mit Hilfe eines fremden Geistes handeln können. (Siehe im Kapitel über „Medien“ den Artikel über „somnambulen Medien“)
21) Ist der Geist, welcher auf die festen Körper einwirkt, um sie in Bewegung zu setzen, in der Substanz dieser Dinge selbst oder aber außerhalb dieser Substanz?
„Das eine, wie das andere. Wir haben bereits gesagt, dass die Materie kein Hindernis für die Geister ist, sie durchdringen alles; ein Teil des Perispirits identifiziert sich sozusagen mit dem Stoff, den es durchdringt.”
22) Was tut der Geist beim Klopfen? Bedient er sich dabei eines materiellen Gegenstandes?
„Ebenso wenig wie seiner Arme beim Heben. Ihr wisst, dass er keinen Hammer zu seiner Verfügung hat. Sein Hammer ist das vereinigte Fluidum, das er durch seinen Willen in Aktion setzt, um zu bewegen oder zu klopfen. Wenn er es bewegt, so zeigt euch das Licht die Bewegungen, wenn er schlägt, so vernimmt ihr das Geräusch durch die Luft.” Geräusche
23) Wir begreifen das, wenn er auf einen festen Körper schlägt, aber wie kann er in der freien Luft Laute oder artikulierte Töne hören lassen?
„Da er auf die Materie einwirken kann, so kann er auf die Luft ebenso wirken, wie auf einen Tisch. Was die artikulierten Töne betrifft, so kann er sie nachahmen wie jedes andere Geräusch.”
24) Ihr sagt, dass sich der Geist der Hände nicht bedient, um einen Tisch zu heben, und doch hat man bei einigen sichtbaren Manifestationen Hände zum Vorschein kommen sehen, deren Finger sich auf einem Klavier bewegten, auf die Tasten schlugen und Töne hören ließen. Scheint es nicht, dass hier die Bewegung des Anschlagens durch den Druck der Finger hervorgebracht werde? Ist dieser Druck nicht auch direkt und reell, wenn er sich bei uns selbst fühlen lässt, und wenn diese Hände auf unserer Haut Abdrücke zurücklassen?
„Ihr könnt das Wesen der Geister und ihre Handlungsweise nur durch Vergleiche begreifen, die euch nur eine unvollständige Idee gewähren. Es ist nicht recht, ihre Handlungsweise stets mit eurer vergleichen zu wollen. Ihr Handeln muss sich nach ihrer Organisation richten. Habe ich euch nicht gesagt, dass das Fluidum des Perispirits die Materie durchdringt, sich mit ihr vereinigt und sie mit einem künstlichen Leben belebt? Nun denn, wenn der Geist die Finger auf die Tasten legt, so legt er sie wirklich darauf und er bewegt sie auch, aber es geschieht nicht durch die Muskelkraft, dass er auf die Tasten schlägt; er belebt die Tasten so, wie er den Tisch belebt, und die Taste, welche seinem Willen gehorcht, bewegt sich und schlägt auf die Saite. Es geschieht hier auch etwas, was ihr schwer begreifen würdet. Einige wenig fortgeschrittene Geister sind nämlich im Vergleich zu den erhabenen Geistern so materiell, dass sie noch Illusionen von dem irdischen Leben haben, und dass sie glauben so zu handeln, wie damals, als sie noch ihre Körper hatten. Sie können sich die wahre Ursache ihrer Handlungen nicht erklären, so wie sich ein Bauer nicht über die Theorie der Töne klar werden kann, die er artikuliert. Fragt sie, wie sie Piano spielen, und sie werden euch sagen, indem sie auf die Tastatur hauen, weil sie es glauben so zu machen. Die Wirkung kommt bei ihnen instinktmäßig hervor, ohne das sie wissen wie, und dennoch mit ihrem Willen. Wenn sie Worte hören lassen, geschieht es auch so.”
Anmerkung: Aus diesen Erklärungen geht hervor, dass die Geister alle Effekte hervorbringen können, welche wir selbst hervorbringen, aber durch Mittel, welche ihrer Organisation angemessen sind. Gewisse Kräfte, die ihnen eigen sind, ersetzen die Muskeln, welche wir zum Handeln nötig haben, ebenso wie bei einem Gehörlosen das Zeichen das Wort vertritt, welches ihm fehlt.
25) Unter den Erscheinungen, welche man zum Beweis der Einwirkung einer verborgenen Macht anführt, gibt es einige, welche allen bekannten Naturgesetzen offenbar widerstreben; sollte da ein Zweifel nicht erlaubt erscheinen?
„Das kommt daher, weil der Mensch bei weitem noch nicht alle Naturgesetze kennt. Wenn er sie alle kennen würde, so wäre er ein erhabeneres Wesen. Jeder Tag straft diejenigen Lügen, welche alles zu wissen glauben und der Natur Grenzen zu setzen vermeinen, und sie bleiben nichts desto weniger stolz darauf. Indem Gott unaufhörlich neue Geheimnisse aufdeckt, belehrt er den Menschen, seinem eigenen Wissen weniger zu trauen; denn es wird ein Tag kommen, wo selbst die Wissenschaft des Weisesten in Verwirrung geraten wird. Habt ihr nicht alle Tage Beweise, dass belebte Körper, die der Bewegung fähig sind, die Schwerkraft überwinden? Überwindet eine in die Luft geschossene Kanonenkugel nicht vorübergehend diese Kraft? Arme Menschen, die ihr sehr weise zu sein vermeint, und deren einfältiger Wahn alle Augenblicke in Verwirrung gerät, wisset denn doch, dass ihr noch sehr klein seid.”
75. Diese Erklärungen sind sehr klar, kategorisch und ohne Zweideutigkeit. Daraus geht dieser Hauptpunkt hervor, dass das universelle Fluidum, in welchem das Lebensprinzip enthalten ist, bei den Manifestationen das Hauptagens ist, und dass dieses Agens seinen Impuls vom dem Geist erhält, er möge inkarniert sein oder nicht. Dieses verdichtete Fluidum bildet den Perispirit oder die halbmaterielle Hülle des Geistes. Während der Inkarnation ist der Perispirit mit der Materie des Körpers vereinigt, im körperlosen Zustand ist er frei. Wenn der Geist inkarniert ist, ist die Substanz des Perispirit mehr oder weniger gebunden, mehr oder weniger anhängend, wenn man sich so ausdrücken kann. Bei gewissen Personen gibt es ein Ausströmen dieses Fluidums dank ihrer Veranlagung, das ist es, was eigentlich die Medien mit physischen Einflüssen bildet. Das Ausströmen des animalisierten Fluidums kann mehr oder weniger reichlich, seine Zusammensetzung mehr oder weniger leicht sein; und daher gibt es mehr oder weniger zuverlässige Medien. Das Ausströmen ist nicht permanent und das erklärt uns die Unterbrechung der Kraft.
76. Führen wir ein Beispiel an. Wenn man den Willen hat, auf einen gewissen Punkt in beliebiger Entfernung materiell einzuwirken, so ist es der Gedanke, der es will; aber der Gedanke allein wird diesen Punkt nicht erreichen, er benötigt einen Vermittler, den er leitet: einen Stock, ein Wurfgeschoss, ein Seil usw. Bemerkt wohl, dass der Gedanke nicht unmittelbar auf den Stock einwirkt, denn wenn man ihn nicht berührt, so wird er nicht selbständig handeln. Der Gedanke, der nichts anderes ist, als der inkarnierte Geist, ist mit dem Körper durch den Perispirit vereinigt. Nun denn, er kann daher ebenso wenig auf den Körper ohne seinen Perispirit wirken, wie er ohne Körper auch auf den Stock wirken kann. Er wirkt auf den Perispirit, denn das ist die Substanz, mit welcher er die größte Verwandtschaft hat. Der Perispirit wirkt auf die Muskeln, die Muskeln ergreifen den Stock, und der Stock schlägt das Ziel. Wenn der Geist nicht inkarniert ist, so braucht er eine fremde Hilfe. Diese ist das Fluidum, womit er den Gegenstand geeignet macht, dem Einfluss seines Willens zu folgen.
77. Wenn also ein Gegenstand in Bewegung gesetzt, hochgehoben oder in die Luft geschleudert wird, so ist es nicht der Geist, der ihn ergreift, schiebt und hebt, wie wir es mit der Hand tun würden. Der Geist sättigt ihn, so zu sagen, mit seinem Fluidum in Verbindung mit jenem des Mediums, und der gleichsam momentan belebte Gegenstand handelt, wie es ein lebendes Wesen tun würde, mit dem Unterschied, dass er, da er keinen eigenen Willen hat, dem Einfluss des Willens des Geistes folgt.
Da das belebende Prinzip, welches durch den Geist gewissermassen getrieben wird, dem trägen Körper ein momentanes künstliches Leben gewährt, und da der Perispirit nichts anderes ist, als dasselbe belebende Fluidum, so folgt daraus, dass, wenn der Geist inkarniert ist, er seinem Körper das Leben gibt, und zwar durch den Perispirit. Es bleibt solange darin, wie es die Organisation zulässt; wenn er sich entfernt, so stirbt der Körper. Wenn man nun anstatt eines Tisches aus Holz eine Statue bilden und diese ebenso wie den Tisch behandeln würde, so hätte man eine Statue, die sich bewegen, klopfen und durch ihre Bewegungen und Schläge antworten würde. Man hätte mit einem Wort eine momentan künstlich belebte Statue. Man hat von den sprechenden Tischen geredet, man könnte ebenso von sprechenden Statuen reden. Welches Licht wirft diese Theorie auf eine Menge Phänomene, die bisher ohne Erklärung zu sein scheinen! Wie viele Allegorien und mysteriöse Handlungen klärten sie auf!
78. Die Ungläubigen wenden ein, dass das Heben der Tische ohne eine Stütze nicht möglich sei, weil dies dem Gesetz der Schwerkraft widerspricht. Wir werden ihnen zuerst antworten, dass ihr Leugnen kein Beweis ist; zweitens, dass, wenn die Sache dennoch wirklich geschieht, selbst wenn sie gegen alle bekannten Gesetz verstößt, dies nur beweist, dass sie auf einem noch unbekannten Gesetz beruht, und man sich nicht anmaßen darf, alle Naturgesetze zu kennen. Wir haben soeben dieses Gesetz erklärt, aber aus diesem Grund müssen sie es nicht annehmen, besonders weil es von den Geistern gegeben worden ist, welche ihr irdisches Kleid verlassen haben, anstatt von Geistern, welche dies Kleid noch haben und in der Akademie sitzen. Die Sache verhält sich so, dass wenn der Geist des Arago in seinem Leben dieses Gesetz gegeben hätte, sie es mit geschlossenen Augen angenommen hätten; aber wenn es von dem Geist des verstorbenen Arago gegeben wird, ist es eine Utopie, und warum das? Weil sie glauben, dass, da Arago gestorben ist, in ihm alles gestorben sei. Wir bilden uns nicht ein, dass wir sie von dieser Meinung abbringen werden; aber weil dieser Einwand gewisse Personen in Verlegenheit bringen könnte, wollen wir versuchen, darauf zu antworten, indem wir uns auf ihren Standpunkt stellen, das heißt, indem wir für den Augenblick von der Theorie der künstlichen Belebung abgehen.
79. Wenn man das Innere der Glocke einer Luftpumpe luftleer macht, so presst sich die Glocke mit einer solchen Stärke an, dass es unmöglich ist, sie zu heben und zwar wegen des Gewichtes der Luftschicht, die darüber lastet. Sowie man die Luft wieder hineinlässt, kann man die Glocke mit großer Leichtigkeit heben, weil die Luft unterhalb der oberhalb befindlichen Luft das Gleichgewicht hält; wenn sie sich aber selbst überlassen bliebe, würde sie auf der Fläche bleiben und zwar wegen dem Gesetz der Schwerkraft.
Nehmen wir nun an, dass die Luft unterhalb verdichtet wäre, dass sie eine viel größere Dichtigkeit besässe als die oberhalb befindliche, so würde sich die Glocke gegen alle Gravitation erheben; wenn die Strömung der Luft reissend und heftig ist, könnte sie ohne alle sichtbare Stütze in der Luft gehalten werden, nach Art jener Figürchen, die man über einem Springbrunnen springen lässt. Warum sollte das universelle Fluidum, welches doch der Uranfang aller Materie ist, um einen Tisch verdichtet, nicht die Eigenschaft haben, dessen relatives spezifisches Gewicht entweder zu vermindern oder zu vermehren, wie es die Luft mit der Glocke einer Luftpumpe tut, wie es das Wasserstoff-Gas im Luftballon tut, ohne dass dadurch das Gesetz der Schwere aufgehoben wäre. Kennt ihr alle Eigenschaften und die ganze Kraft dieses Fluidums? Nein! Nun, dann leugnet doch nicht eine Tatsache, weil ihr sie nicht erklären könnt.
80. Kehren wir zur Theorie von der Bewegung des Tisches zurück. Wenn der Geist durch das angegebene Mittel einen Tisch heben kann, so kann er jede andere Sache auch heben, z.B. einen Lehnstuhl. Wenn er einen Lehnstuhl heben kann, so kann er mit einer genügenden Kraft auch eine darauf sitzende Person heben. Das ist die Erklärung dieses Phänomens, welches Mr. Home hundertmal an sich und anderen Personen bewirkt hat. Er hat es auf einer Reise nach London erneuert, und um zu beweisen, dass die Zuschauer kein Spiel einer optischen Täuschung seien, so machte er, mitsamt seinem Stuhl von Geisterkraft bis zur Zimmerdecke gehoben, an der Decke ein Zeichen mit einem Bleistift, und man stand unter ihm und sah zu ihm empor. Man weiß, dass Mr. Home ein mächtiges Medium für physische Effekte war. In diesem Fall war er die wirkende Ursache und zugleich das Objekt.
Zunahme und Abnahme des Gewichts von Körpern
81. Wir haben soeben von der möglichen Vermehrung des Gewichtes gesprochen. Das ist in der Tat ein Phänomen, das manchmal entsteht und das nicht anomaler ist als der wundersame Widerstand einer Glocke unter dem Druck der atmosphärischen Luftsäule. Man hat unter dem Einfluss gewisser Medien sehr leichte Gegenstände denselben Widerstand leisten, dann aber wieder plötzlich der geringsten Anstrengung nachgeben gesehen. Nach der dazu gemachten Erfahrung wiegt die Glocke in Wirklichkeit weder mehr noch weniger, scheint aber infolge der äußeren Ursache, die auf sie einwirkt, schwerer zu sein. So ist es wahrscheinlich auch hier der Fall. Der Tisch hat eigentlich immer dasselbe Gewicht, denn seine Masse hat nicht zugenommen, allein eine fremde Kraft widerstrebt seiner Bewegung, und diese Ursache kann in den ihn umgebenden Fluida bestehen, die ihn durchdringen, so wie jene, die das Gewicht der Glocke vermehrt oder vermindert, die Luft ist. Macht mit der pneumatischen Glocke den Versuch vor einem Bauern, der nicht begreift, dass es die Luft ist, die da wirkt, weil er sie nicht sieht, so wird es nicht schwer sein, ihn zu überzeugen, es sei der Teufel.
Man wird vielleicht sagen, dass dieses Fluidum als unwägbar das Gewicht durch seine Ansammlung nicht vermehren könne; einverstanden, aber bedenkt wohl, wenn wir uns des Wortes „Anhäufung“ bedient haben, so ist, es nur vergleichsweise und nicht durch eine unumschränkte Gleichstellung mit der Luft. Das Fluidum ist unwägbar, aber das ist durch nichts bewiesen, seine innere Natur ist uns unbekannt, und wir sind weit davon entfernt, alle seine Eigenschaften zu kennen. Bevor man die Schwere der Luft erkannt hat, ahnte man nicht die Folgen dieser Schwere. Die Elektrizität wird auch zu den unwägbaren Fluida gezählt und doch kann ein Körper durch elektrischen Strom zurückgehalten werden und dem der ihn hochhalten will, großen Widerstand entgegensetzen; er ist also dem Schein nach schwerer geworden. Daraus, dass diesen Träger nicht kennt, wäre es nicht logisch, zu folgern, dass er nicht besteht. Der Geist kann also Hebel haben, die uns unbekannt sind. Die Natur beweist uns täglich, dass ihre Macht nicht bei dem Zeugnis unserer Sinne aufhört.
Man kann sich nur durch eine ähnliche Ursache die sonderbare Erscheinung erklären, dass von einer schwachen, jungen Person ein starker robuster Mann mit zwei Fingern, ohne Anstrengung mit seinem Sitze, worin er sass, wie eine Feder hochgehoben wurde, wovon man mehrere Beispiele gesehen hat. Die zeitweiligen Aussetzer dieser Fähigkeit beweist, dass die Ursache dafür der Person fremd ist.