DAS BUCH DER MEDIEN oder WEGWEISER FÜR MEDIEN UND ANRUFER

Allan Kardec

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Nutzen der privaten Anrufungen


281. Die Mitteilungen, welche man von sehr erhabenen Geistern oder von jenen erhält, welche große Persönlichkeiten des Altertums belebt haben, sind für uns durch die erhabenen Belehrungen, die sie enthalten, wertvoll. Diese Geister haben einen Grad der Vollkommenheit erreicht, der es ihnen gestattet, einen ausgedehnten Ideenbereich zu umfassen, Geheimnisse zu lösen, welche die gewöhnliche Sehweite der Menschen überschreiten, und infolge dessen uns besser als andere über viele Dinge zu belehren. Daraus folgt aber nicht, dass die Mitteilungen von Geistern einer niederen Ordnung ohne Nutzen wären. Der Beobachter zieht daraus mehr als eine Lehre. Um ein Volk kennen zu lernen, muss man es auf allen seinen Entwicklungsstufen studieren. Wer es immer nur von einer Seite gesehen hat, lernte es schlecht kennen. Die Geschichte eines Volkes ist nicht jene seiner Könige und sozialen Spitzen. Um es beurteilen zu können, muss man es in seinem inneren Leben, in seinen privaten Gewohnheiten sehen.


Nun sind die höheren Geister die Spitzen der geistigen Welt. Ihre Erhabenheit stellt sie so hoch über uns, dass wir über den Abstand erschrecken, der uns von ihnen trennt. Bürgerlichere Geister (man gestatte uns diesen Ausdruck) machen uns die Verhältnisse ihrer neuen Existenz greifbarer. Bei ihnen ist die Verbindung zwischen dem körperlichen Leben und dem geistigen Leben viel inniger, wir begreifen es besser, weil es uns viel näher berührt. Indem wir von ihnen selbst erfahren, was aus den Menschen aller Stände und aller Charaktere geworden ist, was sie denken, was sie fühlen, rechtschaffene sowohl als lasterhafte, große und kleine, glückliche und unglückliche des Jahrhunderts, mit einem Wort, was aus den Menschen wurde, welche unter uns gelebt haben, die wir gesehen und gekannt haben, deren wirkliches Leben, deren Tugenden und Laster wir kennen, - begreifen wir ihre Freuden und ihre Leiden, wir nehmen daran Anteil und schöpfen daraus einen moralischen Unterricht, der uns umso nützlicher ist, je intimer die Beziehungen zwischen ihnen und uns sind.


Wir stellen uns leichter an die Stelle dessen, der unseresgleichen gewesen ist, als an die Stelle dessen, den wir nur durch den Schimmer einer himmlischen Glorie sehen. Die gewöhnlichen Geister zeigen uns die praktische Anwendung der großen und erhabenen Wahrheiten, wovon uns die höheren Geister die Theorie lehren. Übrigens ist beim Studium einer Wissenschaft nichts unnütz. Newton hat das Gesetz der Kräfte des Universums in der einfachsten Erscheinung gefunden.


Die Anrufung der gewöhnlichen Geister hat überdies den Vorteil, uns mit den leidenden Geistern in Berührung zu bringen, welchen man eine Erleichterung verschaffen und deren Fortschritt man durch nützliche Ratschläge fördern kann. Man kann sich also nützlich machen, indem man sich selbst belehrt. Es liegt ein Egoismus darin, wenn man nur seine eigene Befriedigung im Umgang mit den Geistern sucht, und wer es verschmäht, seine hilfreiche Hand dem Unglücklichen zu reichen, der legt zugleich ein Beispiel des Hochmutes ab. Was nützt es ihm, schöne Empfehlungen von auserwählten Geistern zu erhalten, wenn es ihn selbst nicht besser, liebevoller, wohlwollender für seine Brüder in dieser und der anderen Welt macht? Was würde aus den armen Kranken werden, wenn sich die Ärzte sträubten, ihre Wunden zu berühren?