DAS BUCH DER MEDIEN oder WEGWEISER FÜR MEDIEN UND ANRUFER

Allan Kardec

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228. Alle moralischen Unvollkommenheiten sind ebenso viele offene Pforten, die den bösen Geistern den Zutritt gewähren; aber diejenige, welche sie mit der größten Gewandtheit ausbeutet ist der Stolz, weil man sich ihn am wenigsten eingesteht. Der Stolz hat zahlreiche Medien verdorben, die mit den schönsten Fähigkeiten begabt waren und die ohne ihn beachtliche und sehr nützliche Schüler hätten werden können, während, wenn sie eine Beute der Lügengeister werden, ihre Fähigkeiten anfangs gestört und dann zunichte gemacht werden, und mehr als einer sah sich durch die bittersten Enttäuschungen gedemütigt.


Der Stolz gibt sich bei den Medien durch untrügliche Zeichen zu erkennen, auf die wir daher umso mehr unsere Aufmerksamkeit richten müssen, weil das einer jener Übelstände ist, welche das größte Misstrauen gegen die Wahrhaftigkeit ihrer Mitteilungen einflössen müssen. Da ist zuerst ein blinder Glaube an die Erhabenheit dieser Mitteilungen und an die Unfehlbarkeit des kundgebenden Geistwesens. Daher stammt ihre Verachtung gegen alles was nicht von ihnen kommt, denn sie glauben das ausschließliche Vorrecht auf die Wahrheit zu haben. Der Glanz großer Namen, womit sich die Geistwesen schmücken, die von Medien für ihre Beschützer gehalten werden, verblendet sie, und da ihre Eigenliebe darunter leiden würde, zu gestehen, dass sie gefoppt werden, weisen sie einen Rat ab, ja sie vermeiden ihn sogar und entfernen sich von ihren Freunden und von jedem, der ihnen die Augen öffnen könnte. Wenn sie sich herablassen, sie anzuhören, legen sie keinerlei Wert auf ihre Meinung, denn an der Erhabenheit ihres Geistwesens zu zweifeln, ist fast eine Entweihung.


Der kleinste Widerspruch, die einfachste kritische Bemerkung empört sie, und sie gehen zuweilen bis zum Hass gegen Personen, die ihnen Dienste erwiesen haben. Begünstigt durch diese hervorgerufene Vereinsamung von den Geistwesen, welche keinen Widerspruch haben wollen, haben diese ein leichtes Spiel, die Medien in ihren Illusionen zu erhalten und bringen sie auch leicht dazu, die größten Absurditäten für erhabene Dinge zu halten. Also ein unumschränktes Vertrauen in die Erhabenheit dessen, was sie erhalten, Verachtung dessen, was nicht von ihnen stammt, unüberlegte Wichtigkeit, die sie großen Namen beilegen, Ablehnung der Ratschläge, üble Aufnahme jeder Kritik, Entfernung aller, welche uneigennützige Warnungen geben können, Glaube an ihre Geschicklichkeit trotz des Mangels an Erfahrung, das sind die Kennzeichen hochmütiger Medien.


Man muss zugeben, dass der Hochmut des Mediums oft von seiner Umgebung angeregt wird. Wenn es ein wenig überlegene Fähigkeiten hat, wird es gesucht und gerühmt; es hält sich für unentbehrlich und zeigt Selbstgefälligkeit und Geringschätzung wenn es seine Hilfe gewährt. Wir haben mehr als einmal Anlass gehabt, die Lobreden zu bereuen, welche wir gewissen Medien zur Aufmunterung gehalten haben.