231.
1.) Übt das Umfeld, in welchem sich das Medium befindet, einen Einfluss auf die Kundgebungen aus?
„Alle Geister, welche das Medium umgeben, unterstützen es im Guten wie im Bösen.“
2) Können die höheren Geister nicht über den bösen Willen des inkarnierten Geistes und jener, die ihn umgeben, siegen?
„Ja, wenn sie es für nützlich erachten und entsprechend der Absicht dessen, der sich an sie wendet. Wir haben schon gesagt, die erhabensten Geister können sich trotz der Unvollkommenheit des Mediums und der Anwesenden manchmal mit besonderer Gunst offenbaren, aber dann bleiben diese völlig außenstehend.”
3) Trachten die höheren Geister nicht, die oberflächlichen Versammlungen zu ernsteren Ideen zurückzubringen?
„Die höheren Geister begeben sich nicht in solche Versammlungen, wo sie wissen, ihre Gegenwart ist unnütz. In noch wenig fortgeschrittene Versammlungen von Spiritisten, wo aber Aufrichtigkeit herrscht, gehen wir gern, wenn wir auch dort nur mittelmäßige Medien antreffen; aber in gebildete Gesellschaften, wo Ironie herrscht, gehen wir nicht. Da muss man zu den Augen und den Ohren sprechen; das ist die Rolle der Klopf- und Spottgeister. Es ist gut, dass Leute, die sich mit ihrem Wissen brüsten, durch die am wenigsten ungebildeten und vorangeschrittenen Geister gedemütigt werden.“
4) Ist den niederen Geistern der Zutritt zu den ernsten Versammlungen verboten?
„Nein, sie bleiben manchmal dort, um von den Lehren, die gegeben werden, zu profitieren, schweigen aber, wie Unwissende in der Gesellschaft der Weisen.“
232. Es wäre ein Irrtum, zu glauben, dass man ein Medium sein muss, um Wesen aus der Geisterwelt an sich zu ziehen. Der Raum ist mit ihnen gefüllt, wir haben sie unaufhörlich um uns; sie sind an unserer Seite, sehen, beobachten uns, mischen sich in unsere Versammlungen ein, folgen uns oder fliehen von uns, je nachdem ob wir sie anziehen oder abstoßen. Die mediale Fähigkeit ist hier nichts, sie ist nur ein Mittel der Mitteilung. Nach dem, was wir über die Ursachen der Sympathie oder Antipathie der Geister gesagt haben, wird man leicht begreifen, dass wir von denen umgeben sein müssen, die eine Verwandtschaft zu unserem eigenen Geist haben, je nachdem ob er edel oder niedrig gesinnt ist. Betrachten wir nun den moralischen Zustand unserer Erde, so wird man begreifen, welche Gattung Geister unter den umherwandelnden Geistern vorherrschen muss. Wenn wir jedes Volk abgesondert nehmen, so werden wir nach dem herrschenden Charakter der Bewohner, nach ihren mehr oder weniger moralischen und menschlichen Gefühlen die Arten der Geister beurteilen können, welche sich dort vorzugsweise einstellen.
Setzen wir von diesem Grundsatz ausgehend eine Versammlung von leichtsinnigen, inkonsequenten, mit ihrem Vergnügen beschäftigte Menschen voraus, welche Geister werden sich dort vorzugsweise einfinden? Das werden gewiss keine höheren Geister sein; ebenso wenig werden unsere Weisen und Philosophen hingehen, um da ihre Zeit zu verbringen. Also jedesmal, wenn sich Menschen versammeln, haben sie um sich eine unsichtbare Versammlung, welche mit ihren Tugenden oder Lastern sympathisiert, und zwar sind diese angerufenen und uns gleichgesinnten Geister ohne alle Absicht unsererseits in unserer Nähe. Geben wir nun zu, dass sie die Möglichkeit haben, sich mit den Wesen der unsichtbaren Welt durch einen Dolmetscher, d.h. durch ein Medium in Verbindung zu setzen: wer wird nun auf ihre Anrufung antworten? Augenscheinlich die, welche hierzu bereit sind, und nur auf die Gelegenheit warten, sich mitzuteilen. Wenn man in einer leichtfertigen Gesellschaft einen höheren Geist zitiert, so kann er kommen und einige vernünftige Worte reden, wie ein Hirt in die Mitte seiner verirrten Schafe tritt; aber sobald er sieht, dass er weder verstanden noch auf ihn gehört wird, geht er fort, wie ihr es selber auch an seiner Stelle machen würdet, und andere Geister haben nun ihr freies Spiel.
233. Es ist nicht immer genug, dass eine Sitzung ernsthaft ist, um Mitteilungen höherer Art zu bekommen. Es gibt Menschen, die nie lachen, und deren Herz dennoch nicht rein ist; denn es ist immer das Herz, welches die Geister anzieht. Keine moralische Bedingung schließt spiritistische Mitteilungen aus, aber wenn man sich in schlechter moralischer Verfassung befindet, spricht man mit seinesgleichen die nicht darauf verzichten, uns zu täuschen und oft unseren Vorurteilen schmeicheln.
Man erkennt daran den enormen Einfluss des Umfeldes auf die Natur der intelligenten Manifestationen; aber dieser Einfluss ist nicht so bedeutungsvoll, wie einige Personen behauptet haben, als man die Geisterwelt noch nicht so wie heute kannte, und bevor nicht beweiskräftige Erfahrungen die Zweifel aufklären. Wenn die Mitteilungen mit der Meinung der Umstehenden übereinstimmen, dann nicht, weil sich diese Meinung im Geiste des Mediums wie in einem Spiegel bricht, sondern, weil ihr bei euch Geister habt, die mit euch für das Gute, wie für das Böse sympathisieren und eurer Meinung beipflichten; und zum Beweis dessen dient der Umstand, dass, wenn ihr die Macht habt, andere Geister, als die euch umgebenden, anzuziehen, euch dasselbe Medium eine ganz andere Rede halten und euch Dinge sagen wird, die von euren Gedanken und von euren Überzeugungen weit entfernt sind. Kurz, die Verhältnisse des Umfeldes werden um so besser sein, je mehr darin Gleichartigkeit für das Gute, je mehr reine und erhabene Gefühle, je mehr aufrichtiges Bestreben vorhanden sein wird, ohne Hintergedanken sich zu bessern.