19. Man glaubt allgemein, dass es zur Überzeugung genügt, auf Tatsachen zu weisen. Das scheint in der Tat der richtige Weg zu sein; und doch lehrt uns die Erfahrung, dass dies nicht immer der beste Weg sei, denn man trifft oft Personen, welche sich selbst durch die offenkundigsten Tatsachen nicht überzeugen lassen. Wovon hängt das ab? Das ist es eben, was wir nun näher betrachten wollen.
Im Spiritismus ist die Frage nach Geistwesen eine Nebenfrage und eine Folgerung. Es ist genau dieser Fehler der vielen Anhängern des Spiritismus unterläuft, und gewisse Personen zum Scheitern bringt. Da Geistwesen nichts anderes sind, als die Seelen der Menschen, so ist der wahre Punkt der Diskussion das Dasein der Seele. Nun denn, wie kann der Materialist zugeben, dass es Wesen gibt, die außer der materiellen Welt leben, wenn er glaubt, dass er selbst nichts anderes ist, als Materie? Wie kann er glauben, dass es um ihn herum Geister gibt, wenn er nicht glaubt, dass er selbst einen besitzt? Umsonst würde man vor seinen Augen die greifbarsten Beweise anhäufen er wird alle bestreiten, weil er doch das Prinzip nicht anerkennt.
Jeder methodische Unterricht muss von dem Bekannten zum Unbekannten schreiten. Für den Materialisten ist das Be kannte die Materie; geht daher von der Materie aus, und trachtet ihn bei ihrer Beobachtung zu überzeugen, dass in ihr etwas bestehe, das sich den Gesetzen der Materie entzieht; mit einem Wort, bevor ihr ihn zum Spiritisten macht, trachtet ihn zuvor zum Spiritualisten zu machen. Aber da gibt es eine andere Ordnung der Dinge, eine ganz besondere Belehrung, wozu man durch andere Mittel schreiten muss. Ihm von Geistern zu reden, bevor man ihn überzeugt hat, dass er eine Seele habe, hieße dort anfangen, wo man enden sollte; denn er kann die Schlussfolgerung nicht zugeben, wenn er die Grundlage nicht zulässt. Bevor man es daher übernimmt, einen Ungläubigen zu überzeugen, wäre es auch durch Tatsachen, ist es nötig, seine Meinung in Bezug auf die Seele zu kennen, das heißt, ob er auch an seine Weiterexistenz, an ein Überleben des Körpers, an seine Individualität nach seinem Tode glaubt. Wenn seine Antwort verneinend ist, so wäre es eine vergebliche Mühe, mit ihm von Geistwesen zu reden. Das ist die Regel. Wir behaupten nicht, dass sie keine Ausnahme zulasse, aber dann gibt es wahrscheinlich etwas anderes, was ihn weniger widerspenstig macht.