VIERTES KAPITEL
Systeme36. Als die fremdartigen Erscheinungen des Spiritismus sich zu zeigen begannen, oder besser gesagt, als sie sich in der neuesten Zeit wiederholten, war das erste Gefühl, das sie hervorbrachten, der Zweifel an ihrem Bestand und noch mehr bezüglich ihrer Ursache. Als sie sich durch unwiderrufliche Zeugnisse bewährten und durch Erfahrungen, die ein jeder machen konnte, geschah es, dass sie ein jeder nach seiner Art, nach seinen persönlichen Ansichten, nach seinem Glauben erklärte. Daher rühren die verschiedenen Theorien, welche eine aufmerksamere Beobachtung auf ihren wahren Wert zurückführen musste.
Die Gegner des Spiritismus glaubten in dieser Verschiedenheit der Meinungen einen Grund zu finden, indem sie sagten, dass die Spiritisten ja selbst untereinander nicht einig seien. Das war ein armseliger Einwand, wenn man bedenkt, dass die Schritte einer jeden im Entstehen begriffenen Wissenschaft notwendigerweise ungewiss sind, bis es die Zeit gestattet, die Tatsachen zu sammeln und zu ordnen, welche die neue Lehre begründet. Je mehr sich die Tatsachen ergänzen, je mehr sie erforscht werden, desto mehr verlieren sich die anfänglichen Ideen, und die Einheit wird hergestellt, wenigstens in den wesentlichen Punkten, wenn nicht in allen Einzelheiten.
So war es auch beim Spiritismus; er konnte der allgemeinen, herkömmlichen und meist oberflächlichen Kritik nicht entgehen, und er musste sich seiner Natur nach mehr als alles andere der Verschiedenheit der Auslegungen hingeben. Man kann daher sagen, dass er in dieser Beziehung viel schneller fertig war, als die anderen älteren Wissenschaften, z.B. die Medizin, welche noch jetzt die größten Gelehrten scheidet.
37. Um dem fortschreitenden Gang der Ideen zu folgen, muss man der methodischen Reihenfolge nach diejenige an die Spitze stellen, welche man das System der Negation nennen kann, d.h. jene der Gegner des Spiritismus. Wir haben ihre Einwände in der Vorrede dieses Werkes und im Schluss des „Buch der Geister“ sowie auch in dem kleinen Werk „Der Spiritismus in seinem einfachsten Ausdruck“ widerlegt. Es wäre überflüssig, hier darauf zurückzukommen. Wir begnügen uns nur mit zwei Worten die Gründe zu erwähnen, auf welche sie sich stützen.
Die spiritistischen Phänomene gibt es in zwei Arten: physische oder intelligente Effekte. Die Gegner leugnen das Dasein der Geister aus dem Grunde, weil sie nichts außerhalb der Materie zugeben, somit lässt sich begreifen, dass sie die intelligenten Manifestationen auch leugnen. Was die physischen Erfolge betrifft, so erklären sie dieselben von ihrem Gesichtspunkt und ihre Gründe können unter folgende vier Systeme eingereiht werden.
38. Das System des Scharlatanismus: Unter den Widersachern schreiben viele diese Wirkungen dem Schwindel zu, aus dem Grund, weil einiges nachgeahmt werden konnte. Diese Voraussetzung würde alle Spiritisten zu Narren und alle Medien ohne Rücksicht auf ihre Stellung, ihren Charakter, ohne Rücksicht auf ihre Wissenschaft und Ehrenhaftigkeit zu Betrügern verwandeln. Wenn diese Ansicht eine Antwort verdiente, so würden wir sagen, dass gewisse physische Phänomene auch durch Taschenspieler nachgeahmt werden, und dass dies nichts gegen die wahre Wissenschaft beweist. Es gibt übrigens Personen, deren Charakter jeden Verdacht eines Betruges beseitigt, und man müsste alle Lebensart und alle Höflichkeit verleugnen, um ihnen ins Gesicht sagen zu können, dass sie des Scharlatanismus schuldig sind. In einem sehr achtbaren Salon erlaubte sich ein sogenannter wohlerzogener Herr eine derartige Bemerkung, worauf ihm die Dame des Hauses erwiderte: „Mein Herr, da Sie nicht befriedigt sind, so wird man Ihnen gern beim Ausgang Ihr Geld zurückgeben“, und gab ihm mit einem Winke zu verstehen, was er am besten tun solle. Kann man aber sagen, dass es nie einen Missbrauch gegeben habe? Man müsste, um dies zu glauben, zugeben, dass alle Menschen vollkommen sind. Man missbraucht alles, selbst die heiligsten Sachen, warum sollte einer nicht auch den Spiritismus missbrauchen? Aber der Missbrauch, den man von etwas macht, kann der Sache selbst keinen Schaden bringen. Die Kontrolle, die man in Absicht auf den guten Glauben der Leute haben kann, besteht in ihren Beweggründen zum Handeln. Da, wo es keine Spekulation gibt, hat der Scharlatanismus nichts zu tun.
39. Das System der Narrheit: Einige wollen aus Herablassung wohl den Verdacht des Schwindels vermeiden und behaupten, dass diejenigen, welche die anderen nicht betrügen, dennoch selbst Betrogene sind, was so viel sagen will, dass sie nicht urteilskräftig oder geistesschwach sind. Wenn die Ungläubigen dabei weniger Anstand beobachten, so sagen sie ganz einfach, dass man ein Narr sei, indem sie sich auf diese Art ohne Umstände das Vorrecht eines gesunden Verstandes zuschreiben. Das ist das gewichtige Argument derjenigen, die keinen besseren Grund entgegenstellen können! Übrigens ist die Art des Streites wegen seiner Abgedroschenheit schon lächerlich geworden und verdient es nicht, dass man seine Zeit damit verliert, ihn zu widerlegen. Die Spiritisten werden dadurch übrigens gar nicht in Aufregung gebracht, sie lächeln über die allwissenden Gegner und trösten sich mit dem Gedanken, dass sie genug Menschen zu Gefährte ihres Unglücks haben, deren Verdienst nicht bestritten werden kann.
Man muss in der Tat bekennen, dass diese Narrheit - wenn es eine Narrheit ist einen eigentümlichen Charakter habe, nämlich den, hauptsächlich, die aufgeklärte Klasse zu erreichen, in der der Spiritismus bisher die überwiegende Mehrzahl seiner Anhänger hat. Wenn man in ihrer Zahl einige Exzentriker findet, so beweisen diese gegen die Lehre ebenso wenig, als einige religiöse Narren etwas gegen die Religion, die närrischen Musikfreunde etwas gegen die Musik, verrückte Mathematiker gegen die Mathematik beweisen. Alle Ideen haben exaltierte Fanatiker gefunden und man müsste mit einer sehr stumpfen Urteilskraft begabt sein, um die Übertreibung einer Sache mit der Sache selbst zu verwechseln.
Für diesbezüglichen näheren Angaben weisen wir auf unsere Broschüre: „Der Spiritismus in seinem einfachsten Ausdruck“ und auf „Das Buch der Geister“, (Einleitung § XV).
40. Das System der Halluzination: Eine andere weniger beleidigende Meinung, weil sie einen etwas wissenschaftlichen Anstrich hat, besteht darin, alle Phänomene der Sinnestäuschung zuzuschreiben, also dass der Beobachter sehr guten Glaubens wäre, das zu sehen, was er nicht sieht. Wenn er einen Tisch sieht, wie er sich hebt, und ohne alle Stütze in der Luft schwebt, so hätte sich der Tisch von seiner Stelle gar nicht gerührt; er sieht ihn in der Luft durch eine Art Luftspiegelung, oder durch eine bewirkte Strahlenbrechung, wie jene, welche uns einen Stern oder einen anderen Gegenstand im Wasser außerhalb seiner wirklichen Stellung sehen lässt. Streng genommen, wäre dies möglich, aber die, welche Zeugen dieser Erscheinung waren, konnten aufkommende Zweifel über das Abheben des Tisches ausräumen, indem sie in den Raum unterhalb des gehobenen Tisches traten, was doch schwerlich möglich gewesen wäre, wenn er den Fußboden nicht verlassen hätte. Andererseits ist es vorgekommen, dass ein von Geisterkraft gehobener Tisch beim Rückfall auf den Boden gebrochen ist. Kann man da auch sagen, dass dies nur eine optische Täuschung sei? Eine sehr bekannte physiologische Ursache kann uns ohne Zweifel glauben machen, eine Sache bewege sich, die sich nicht rührt, oder man drehe sich selbst, wenn man unbewegt ist. Wenn aber mehrere Personen, um einen Tisch sitzend, durch dessen schnelle Bewegung fortgerissen werden, dass sie Mühe haben ihm zu folgen, dass einige davon zuweilen auf die Erde geworfen werden, wird man da sagen, alle seien wie im Rausch gewesen, wie ein Trunkenbold, der sein Haus vorbeigehen sieht?
41. Das System der knackenden Muskeln: Wenn es nicht so beim Sehen war, so kann es ebenso wenig beim Hören sein. Wenn die Schläge im Tische von einer ganzen Versammlung gehört werden, so kann man sie vernünftigerweise nicht einer Täuschung zuschreiben. Wir denken uns, wohlverstanden, allen Betrug beseitigt, und wir setzen voraus, dass eine aufmerksame Beobachtung es außer Zweifel gestellt hat, dass diese Schläge von keiner zufälligen oder materiellen Ursache herrühren.
Es ist wahr, dass ein gelehrter Arzt darüber nach seiner Meinung eine vollständige Erklärung gegeben hat. * Die Ursache davon ist, sagt er, in der freiwilligen oder unfreiwilligen Zusammenziehung der Sehne an der Wadenbeinmuskel. Dabei legt er eine vollständige anatomische Zergliederung dar, um zu zeigen, durch welchen Mechanismus diese Sehne den Lärm hervorbringen, die Trommel einer Batterie nachahmen, und selbst rhythmische Lieder ausführen könne. Daraus schließt er, dass diejenigen, welche glauben, Schläge bei einem Tische zu vernehmen, die Gefoppten sind, entweder von einer Mystifikation oder von einer Illusion. Die Sache ist an sich nicht neu; aber zum Unglück für den Entdecker dieser neuen vorgeschützten Entdeckung kann seine Theorie nicht über alle Fälle den Aufschluss geben.
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* Anmerkung von Allan Kardec: M. Jobert (de Lamballe). Um wahr zu sein, muss man sagen, dass diese Entdeckung M. Schiff zu verdanken ist. M. Jobert hat die Folgerungen daraus vor der medizinischen Akademie auseinander gesetzt, um den Klopf-geistern den Todesstoss zu geben. (Näheren Angaben zur Erklärung M. Joberts sind in der „Revue Spirite“ von Juni 1859 zu lesen.)
Sagen wir zuerst, dass die, welche die besondere Gabe haben, nach Belieben ihre Wadenbeinmuskel oder eine andere knacken zu lassen, und durch dieses Mittel Arien zu spielen, nur als Ausnahmen vorkommen, während das Tischklopfen sehr allgemein ist, und dass die, welche diese Fähigkeit besitzen, bei weitem nicht alle die erstere haben. Zweitens hat der weise Doktor vergessen uns aufzuklären, wie die knackende Muskel einer stillstehenden, vom Tische fernsitzenden Person zu fühlende Vibrationen hervorbringen könne, wie sich dieses Geräusch nach dem Willen der an den verschiedenen Seiten des Tisches Stehenden in den anderen Einrichtungstücken, gegen die Mauer, die Decke etc. wiederholen könne; wie sich endlich die Handlung der Muskel auf den Tisch erstrecken könne, den man gar nicht berührt, um ihn in Bewegung zu setzen. Endlich würde diese Erklärung, wenn es eine solche wäre, nur das Phänomen der geklopften Schläge entkräften, kann sich aber auf die anderen Gattungen von Geistermitteilung nicht erstrecken. Schließen wir nun daraus, dass er geurteilt hat, ohne gesehen zu haben, oder ohne alles, und alles gut gesehen zu haben? Es ist immer zu beklagen, wenn Gelehrte sich beeilen über Sachen, die sie nicht kennen, solche Aufklärungen zu geben, welche die Tatsachen nicht widerlegen können. Ihr eigenes Wissen sollte sie in ihren Urteilen umso vorsichtiger machen, da es für sie die Grenzen des Unbekannten erweitert.
42. Das System der physischen Ursachen: Hier verlassen wir das System des völligen Wegleugnens. Nachdem einmal die Wirklichkeit der Phänomene erwiesen war, so war der erste Gedanke, der natürlich im Geist derjenigen entstand, die sie erkannt haben, dieser, die Bewegungen des Tisches dem Magnetismus, der Elektrizität oder der Einwirkung irgend eines Fluidums, mit anderen Worten irgend einer physischen oder materiellen Ursache zuzuschreiben. Diese Meinung hat nichts Vernunftwidriges an sich, und sie wäre durchgedrungen, wenn sich die Phänomene bloß auf die mechanischen Äußerungen beschränkt hätten. Ein Umstand schien sie sogar zu bestärken. Es war das Zunehmen der Kraft im Verhältnisse zur Zahl der Personen. Jede von ihnen konnte als eins der Elemente einer menschlichen elektrischen Säule betrachtet werden. Das, was eine wahre Theorie kennzeichnet, wir haben es bereits gesagt, ist: von allem Aufschluss geben zu können, allein, wenn auch nur ein einziger Fall vorkommt, der ihr widerspricht, so ist sie falsch, unvollständig oder zu willkürlich. Nun, dies ist auch hier eingetroffen. Diese Bewegungen und diese Schläge gaben intelligente Zeichen, indem sie nach dem Willen erfolgten und auf Gedanken antworteten. Sie mussten daher eine intelligente Ursache haben. Sobald die Wirkung aufgehört hat, bloß physisch zu sein, so musste sie ebenfalls eine andere Quelle haben. Das System der ausschließlichen Einwirkung einer materiellen Triebkraft wurde verworfen, und findet sich nur bei denjenigen, welche urteilen, ohne gesehen zu haben. Die Hauptsache besteht darin, eine intelligente Einwirkung nachzuweisen, und davon kann sich ein jeder überzeugen, der sich nur die Mühe machen will, zu beobachten.
43. Das System der Spiegelung: Sobald man die intelligente Einwirkung einmal erkannt hat, blieb nur zu erforschen übrig, welches die Quelle dieser Intelligenz sei. Man hat geglaubt, dass es jene des Mediums oder der Anwesenden sein könnte, welche sich gleich dem Licht oder den wohlklingenden Tönen verbreitet. Das wäre möglich. Die Erfahrung allein konnte das letzte Wort sprechen. Aber zuerst bemerken wir, dass sich dieses System schon ganz von der materialistischen Idee absondert. Damit die Intelligenz der Umstehenden auf indirektem Wege wieder erscheinen könne, musste man bei dem Menschen ein Prinzip außerhalb seines Organismus zugeben. Wenn der ausgedrückte Gedanke immer jener der Umstehenden gewesen wäre, so hätte die Theorie der Reflexion ihre Bestätigung gefunden. Wenn nun diese Erscheinung selbst in ein solches Verhältnis gebracht wurde, war sie nicht von größtem Interesse? Ein Gedanke, der sich an einem trägen Körper bricht und durch Bewegung und Geräusch fortpflanzt, ist dies nicht eine sehr interessante Sache? War da nicht Stoff zur Anregung der Wissbegierde für die Gelehrten? Warum haben sie ihn verschmäht, sie, die sich bei der Erforschung eines nervösen Fiebers ganz erschöpfen?
Nur die Erfahrung, gestehen wir es, konnte diese Theorie entweder bestätigen oder verwerfen, und die Erfahrung hat sie verworfen. Denn sie zeigt alle Augenblicke durch die zuverlässigsten Tatsachen, dass der ausgedrückte Gedanke nicht nur ein fremder sein kann, sondern dass er in Beziehung auf die Umstehenden oft ein ganz verkehrter ist, dass er allen vorgefassten Meinungen widerspricht, dass er alle Voraussicht vereitelt, und in der Tat, wenn ich mir denke: „weiß“ und man hat mir geantwortet: „schwarz“, so ist es schwer zu glauben, dass diese Antwort von mir komme. Man stützt sich auf einige Fälle der Übereinstimmung des von den Jenseitigen ausgedrückten Gedankens mit jenem der Umstehenden. Aber was beweist dies, als dass die Umstehenden ebenso denken können, wie die kundgebende Intelligenz? Es ist damit nicht gesagt, dass sie immer einer entgegen-gesetzten Meinung sein müssen.
Wenn bei einer Unterredung der Sprechende einen dem eurigen ähnlichen Gedanken ausspricht, werdet ihr deshalb sagen, dass er von euch kommt? Es genügt nur, einige gegenteilige Beispiele gehörig nachzuweisen, um zu zeigen, dass diese Theorie nicht unumschränkt sei. Wie könnte man durch die Reflexion des Gedankens zuletzt die Schriften von Personen erklären, die gar nicht schreiben können; die Antworten von der größten philosophischen Bedeutung, die durch ungebildete Personen erhalten wurden, wie auch Antworten, die auf innerlich gedachte Fragen oder in einer dem Medium unbekannten Sprache gegeben werden und tausend andere Tatsachen, die über die Unabhängigkeit der sich kundgebenden Intelligenzen keinen Zweifel aufkommen lassen. Die entgegengesetzte Meinung kann nur das Resultat eines Mangels an Beobachtung sein.
Wenn die Gegenwart einer fremden Intelligenz durch die Qualität der Antwort moralisch erwiesen ist, so ist dieselbe durch das direkte Schreiben auch materiell nachgewiesen, nämlich durch das spontan erhaltene Schreiben, ohne Feder, ohne Bleistift, ohne Berührung, trotz aller angewendeten Vorsichtsmaßregeln, um sich gegen eine jede Täuschung zu verwahren. Der intelligente Charakter des Phänomens kann nicht in Zweifel gezogen werden; es ist also etwas anderes als eine fluidische Wirkung.
Das System der Spiegelung ist in manchen Fällen sehr undankbar. Wenn in einer Versammlung achtbarer Personen unverhofft eine von jenen durch Grobheit empörenden Mitteilungen kommt, so wäre es eine schlechte Empfehlung der Umstehenden, zu behaupten, dass sie von ihnen komme, und es ist wahrscheinlich, dass sich ein jeder beeilen würde, sie zu widerlegen. (Siehe: Das Buch der Geister. Einleitung § XVI)
44. Das System der kollektiven Seelen: Das ist eine Variante des Vorhergehenden. Nach diesem System manifestiert sich nur die Seele des Mediums, aber sie vereinigt sich mit jener vieler anderen anwesenden oder abwesenden Lebendigen, und bildet ein ganz gemeinsames Wesen, welches alle Fähigkeiten, die Intelligenz und die Kenntnisse eines jeden Einzelnen in sich vereinigt. Obwohl die Broschüre * , wo diese Theorie erklärt wird, als „Das Licht“ betitelt ist, so scheint sie uns dennoch von einer sehr finsteren Schreibart zu sein. Wir gestehen, dass wir sie wenig begriffen haben, und reden von ihr bloß, um daran zu erinnern. Übrigens ist sie wie viele andere eine individuelle Ansicht, die wenig Anhänger hatte. Der Autor nahm den Namen Emah Tirpsé an, um das kollektive Wesen zu bezeichnen, welches er darstellt. Er nimmt als Wahlspruch an: „Es ist nichts Verborgenes, was nicht entdeckt werden sollte.“ Dieser Satz ist offenbar falsch, denn es gibt eine Menge Sachen, die der Mensch nicht wissen kann und soll. Der wäre sehr anmaßend, der behaupten wollte, in alle Geheimnisse Gottes einzudringen.
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* Anmerkung von Allan Kardec: Communion. Das Licht der Erscheinung des Geistes. Sprechende Tische, Somnambule, Medien, Wunder. Der spirituelle Magnetismus. Kraft der Ausübung des Glaubens. Von Emah Tirpsé, eine kollektive Seele, die durch Vermittlung eines Brettchens schreibt. Brüssel, 1858 bei Devroye.
45. Das somnambulische System: Dieses hatte mehr Anhänger und der Zahl nach wenigstens einige. Wie das vorhergehende System gibt es zu, dass alle intelligenten Mitteilungen ihre Quelle in der Seele oder in dem Geist des Mediums haben; aber um seine Fähigkeit zur Behandlung der seine Kenntnisse übersteigenden Gegenstände zu erklären, schreibt es diese Fähigkeit, statt in ihm eine vervielfältigte Seele anzunehmen, einer momentanen Aufregung der innerlichen Kräfte, einer Art somnambulische oder verzückten Zustandes zu, welcher seine Intelligenz erhöht und entwickelt.
Man kann den Einfluss dieser Ursache in gewissen Fällen nicht leugnen, aber es genügt, nur mehrere Medien in ihrer Tätigkeit gesehen zu haben, um sich zu überzeugen, dass dieses System nicht alle Tatsachen erklären kann, und dass es eine Ausnahme und keine Regel bildet. Man könnte glauben, dass es so sei, wenn das Medium immer den Anschein eines Exaltierten oder Inspirierten hätte, eine Erscheinung, welche es übrigens vollkommen simulieren könnte, wenn es Komödie spielen wollte. Aber wie soll man an eine Inspiration glauben, wenn das Medium wie eine Maschine schreibt, ohne die geringste Kenntnis davon zu haben, was es an Mitteilungen von geistiger Seite erhält, ohne die geringste Aufregung, ohne sich damit zu beschäftigen, was es tut, zwanglos umherschauend, lachend und über andere Dinge redend. Man begreift die Überreizung der Ideen, aber das kann man nicht begreifen, wie sie jemand zum Schreiben bringen können, der nicht schreiben kann; noch weniger, wenn die Mitteilungen durch gemachte Schläge, mit Hilfe eines Schreib-Brettchens oder -Körbchens übertragen werden. Wir werden in der Folge dieses Werkes sehen, welchen Anteil man dem Einfluss der Gedanken des Mediums zuzuschreiben hat; aber die Äußerungen, wo sich eine fremde Intelligenz durch unwiderlegliche Zeichen enthüllt, sind so zahlreich und so einleuchtend, dass sie in dieser Beziehung keinen Zweifel aufkommen lassen. Der Fehler der meisten bei der Entstehung des Spiritismus gegen ihn geäußerten Einwände ist der, aus seinen einzelnen Tatsachen allgemeine Schlüsse gezogen zu haben.
46. Das pessimistische, diabolische oder dämonische System: Hier treten wir in eine andere Ordnung der Ideen ein. Nachdem die Intervention einer fremden Intelligenz erwiesen war, handelte es sich darum zu wissen, welche Natur diese Intelligenz hätte. Das einfachste Mittel war fraglos jenes, dieselben darum zu befragen. Aber gewisse Personen haben darin keine genügende Bürgschaft gefunden, und wollten in allen Manifestationen nur ein teuflisches Werk sehen. Nach ihrer Meinung können sich nur der Teufel und die Dämonen mitteilen. Obwohl dieses System heutzutage wenig Anhang findet, so genoss es doch einige Zeit Ansehen durch den Charakter derer, welche es zur Geltung zu bringen bemüht waren. Auf jeden Fall müssen wir hier bemerken, dass die Anhänger des dämonischen Systems nicht unter die Gegner des Spiritismus zu zählen sind, gerade das Gegenteil. Mögen die Wesen, die sich uns mitteilen, Dämonen oder Engel sein, es sind immer unkörperliche Wesen. Nun denn, wenn man Manifestationen der Dämonen annimmt, so heißt das schon immer die Möglichkeit des Verkehrs mit der unsichtbaren Welt, oder wenigstens mit einem Teile dieser Welt zugeben.
Der Glaube an die ausschließliche Mitteilung der Dämonen, so unvernünftig er auch sein mag, könnte nur solange als möglich erscheinen, solange man die Geister als außerhalb der Menschheit erschaffen betrachtete; allein seit man weiß, dass die Geister nichts anderes sind, als die Seelen früherer Erdenbewohner, hat er sein Blendwerk verloren, und man kann es mit aller Wahrscheinlichkeit sagen, denn daraus würde folgen, dass alle Seelen Dämonen sind, es mag die Seele eines Vaters, eines Sohnes oder eines Freundes sein, und selbst wir, wenn wir sterben, werden zu Dämonen, eine für viele Menschen weder schmeichelhafte noch tröstliche Lehre. Es wäre schwer, einer Mutter beizubringen, dass ihr geliebtes Kind, das sie verlor, und welches kommt, ihr nach dem Tode Beweise seiner Liebe und Identität zu geben, ein Untertan des Satans sei.
Zwar ist es wahr, dass es unter den Geistern sehr schlechte gibt, die nicht mehr sind, als jene, die man Dämonen nennt, aus einem ganz einfachen Grund: Weil es nämlich sehr schlechte Menschen gibt, und weil der Tod sie nicht unmittelbar bessert. Die Frage geht aber dahin, zu wissen, ob diese die einzigen sind, die sich mitteilen können. An diejenigen, welche es glauben, stellen wir die folgenden Fragen:
Gibt es gute und böse Geister?
Ist Gott mächtiger als die bösen Geister oder als die Dämonen wenn ihr sie so benennen wollt?
Zu behaupten, dass sich nur die bösen Geister mitteilen können, heißt so viel wie die Guten könnten es nicht. Wenn es aber so ist, dann ist nur eins wahr: Entweder geschieht das mit dem Willen Gottes oder gegen denselben. Wenn es gegen seinen Willen geschieht, so sind die bösen Geister mächtiger als Er; wenn es nach seinem Willen ist, warum sollte Er es in seiner Güte nicht auch den Guten erlauben, um den Einfluss der Bösen aufzuheben?
Welchen Beweis könnt ihr anführen bezüglich des Unvermögens der guten Geister, sich zu offenbaren?
Wenn man euch die Weisheit gewisser geistiger Mitteilungen entgegenstellt, so antwortet ihr, dass der Teufel alle Masken annehme, um besser verführen zu können. Wir wissen zwar, dass es heuchlerische Geister gibt, welche ihrer Rede einen falschen Anstrich von Weisheit geben; aber gebt ihr zu, dass die Unwissenheit die wahre Wissenschaft und eine schlechte Natur die wahre Tugend nachahmen könne, ohne etwas durchblicken zu lassen, was den Betrug aufdecken könnte?
Wenn sich nur der Teufel mitteilen kann, der doch ein Feind Gottes und der Menschen ist, warum empfiehlt er uns, zu Gott zu beten, sich seinem Willen unterzuordnen, die Widerwärtigkeiten des Lebens ohne Murren zu ertragen, weder Ehre noch Reichtum zu begehren, Nächstenliebe und alle Grundsätze eines Christen auszuüben? Kurzum: Das wir alles unternehmen sollen, um sein Imperium (das des Teufels) zu zerstören? Wenn das der Teufel ist, der solche Ratschläge erteilt, so muss man gestehen, so gerissen er ist, so ungeschickt ist er, die Waffen gegen sich selbst zu liefern. *
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* Anmerkung Allan Kardec’s: Diese Frage ist in dem „Buch der Geister“ Nr. 128 ff erörtert worden
7) Dass sich die Geister offenbaren, geschieht mit Erlaubnis Gottes; da wir nun gute und schlechte Mitteilungen erhalten, ist es nicht logisch zu denken, dass Gott die einen zulässt, um uns zu prüfen, und die anderen, um uns das Gute anzuraten?
8) Was würdet ihr von einem Vater denken, der sein Kind dem bösen Beispiel und den schlechten Ratschlägen preisgibt, die sein Kind von ihn fernhalten würden und ihm verbieten würden, sich von den Menschen fernzuhalten, die ihn vom Bösen abhalten könnten? Was ein guter Vater nicht tun würde, darf man wohl denken, dass Gott, der die Güte selbst ist, weniger tun würde, als ein Mensch?
9) Die Kirche anerkennt einige authentische Manifestationen der heiligen Jungfrau und anderer Heiliger und in ihren Erscheinungen, Visionen und mündlichen Mitteilungen etc. Steht dieser Glaube nicht im Wiederspruch der Lehre von der ausschließlichen Mitteilung böser Geister?
Wir glauben, dass gewisse Menschen diese Theorie im guten Glauben anerkannt haben, aber wir glauben auch, dass es einige nur in der Absicht getan haben, um sich nicht mit diesen Dingen beschäftigen zu müssen, wegen der Gefahr schlechte Mitteilungen zu erhalten. Indem sie sagten, dass sich der Teufel selbst manifestiere, wollten sie davon abschrecken, so ungefähr, wie man zu einem Kind sagt: „Fass das nicht an, es brennt.“ Die Absicht kann löblich sein, aber das Ziel ist verfehlt, denn selbst das Verbot erregt die Begierde, und die Furcht vor dem Teufel hält wenig Leute zurück; man will ihn sehen, und wäre es auch nur um zu sehen, wie er beschaffen ist, und man ist ganz verwundert, ihn nicht ganz so schwarz zu finden, als man geglaubt hat.
Könnte man bei dieser ausschließlichen Theorie vom Teufel nicht auch einen anderen Grund sehen? Es gibt Leute, die da glauben, dass diejenigen, die nicht ihrer Meinung sind, Unrecht haben. Nun denn, die behaupten, alle Kundgebungen seien nur das Werk des Teufels, wären sie nicht der Angst ausgesetzt, Geister anzutreffen, die mit ihnen nicht in allen Punkten einig wären, besonders in jenen, welche die Vorteile dieser und der anderen Welt betreffen. Da sie die Tatsachen nicht leugnen können, wollten sie diese in einer erschreckenden Gestalt darstellen; allein dieses Mittel hat die Sache ebenso wenig aufgehalten, wie die anderen. Wo die Furcht vor dem Lächerlichen ohnmächtig ist, muss man sich darauf beschränken, die Sachen vorübergehen zu lassen.
Ein Muslim, welcher einen Geist gegen die Gesetze des Korans sprechen hörte, würde gewiss denken, es sei ein böser Geist. Das gilt auch von einem Juden bei einigen Praktiken des mosaischen Gesetzes. Was die Katholiken betrifft, so haben wir jemand behaupten gehört, dass der sich kundgebende Geist nur der Teufel sein könne, weil er sich erlaubt hat, von der zeitlichen Macht anders als er zu denken, obwohl er sonst nichts anderes gepredigt hat als Wohltätigkeit, Versöhnlichkeit, Nächstenliebe, Verleugnung der irdischen Dinge, alle Grundsätze welche Jesus gelehrt hat.
Da die Geister nichts anderes sind als die Seelen der Menschen, und da die Menschen unvollkommen sind, so folgt daraus, dass auch die Geister ebenfalls unvollkommen sind, und dass ihr Charakter sich in ihren Mitteilungen spiegelt. Es ist eine unbestrittene Tatsache, dass es böse, arglistige, grundsätzlich heuchlerische Geister gibt, vor denen man sich in Acht nehmen muss, aber weil man in der Welt verdrehten Menschen begegnet, folgt daraus, dass man deshalb die ganze Menschheit meiden muss? Gott hat uns die Vernunft und die Urteilskraft gegeben, um die Geister ebenso wie die Menschen zu beurteilen. Das beste Mittel, sich vor Unannehmlichkeiten, welche die Ausübung des Spiritismus mit sich bringen kann, zu schützen, ist nicht, sie zu untersagen, sondern über sie vernünftige Aufklärung zu schaffen. Die eingebildete Furcht wirkt nur eine Zeit lang und berührt nicht die ganze Welt; die klar bewiesene Wirklichkeit ist allen verständlich.
47. Das System der Optimisten: Neben denen, die in den Phänomenen nichts anderes als das Werk des Teufels gesehen haben, gibt es wieder andere, die nichts anderes als lauter guter Geister gesehen haben. Sie setzen voraus, dass, wenn die Seele von der Materie befreit ist, für sie kein Schleier bestehe, und dass sie die höchste Wissenschaft, die höchste Weisheit besitzen müsse. Ihr blindes Vertrauen in diese unumschränkte Erhabenheit der Wesen aus der unsichtbaren Welt war für viele eine Quelle vieler Täuschungen. Sie lernen durch Lehrgeld gewissen Geistern ebenso wie gewissen Menschen zu misstrauen.
48. Das System der Uni-Spiritisten oder Mono-Spiritisten: Eine Abweichung des Systems der Optimisten besteht in dem Glauben, dass sich dem Menschen nur ein einziger Geist offenbare und dass dieser Geist Christus, der Beschützer der Erde ist. Wenn man Mitteilungen von der tiefsten Trivialität, von einer empörenden Grobheit mit Übelwollen und Schlechtigkeit untermischt sieht, so wäre es Entwürdigung und Herzlosigkeit, anzunehmen, dass sie von dem besten aller Geister herrühren. Wenn alle, die das glauben, immer nur lobenswerte Mitteilungen gehabt hätten, so würde man ihre Illusion begreifen; aber die meisten gestehen, dass sie sehr schlechte bekommen haben, und das, erklären sie, sei eine Probe, welche der gute Geist sie bestehen lässt, indem er ihnen absurde Sachen diktiert, so dass, während die einen alle Mitteilungen dem Teufel zuschreiben, der, uns zu versuchen, Gutes sagen könne, die anderen glauben, dass sich Jesus allein offenbare und schlechte Dinge sagen könne, um zu prüfen. Bei diesen zwei so verkehrten Meinungen, was wird entscheidend sein? Der gesunde Menschenverstand und die Erfahrung. Wir sagen die Erfahrung, weil es unmöglich ist, dass diejenigen, die solchen exklusiven Ideen folgen, alles gesehen und alles gut gesehen haben.
Wenn man ihnen Beweise der Identität, die Anwesenheit der Eltern, der Freunde und Bekannten durch geschriebene, sichtbare oder andere Manifestationen vorhält, so sagen sie, es sei immer derselbe Geist, entweder der Teufel oder Christus, welche alle Formen annehmen; aber sie sagen uns nicht, warum die anderen Geister sich nicht offenbaren dürften, in welcher Absicht der Geist der Wahrheit käme, um uns zu täuschen, sich unter verschiedenen Gestalten darstellend, um eine arme Mutter zu hintergehen, indem er sie auf eine lügenhafte Weise glauben macht, er sei das Kind, das sie beweint. Die Vernunft sträubt sich dagegen, anzunehmen, dass der Heilige Geist unter allen sich so weit herablassen könnte, solche Komödie zu spielen. Übrigens die Möglichkeit einer jeder anderen Mitteilung zu leugnen, heißt das nicht dem Spiritismus das wegnehmen, was sein Schönstes ist, nämlich die Tröstung der Betrübten? Sagen wir es ganz einfach, dass ein solches System unvernünftig ist und eine ernste Prüfung nicht aushält.
49. Das System der Multi-Spiritisten: Alle diese Systeme für und gegen den Spiritismus, welche wir soeben anschaulich gemacht haben, selbst diejenigen nicht ausgenommen, welche einen negativen Sinn haben, beruhen auf Beobachtungen, die unvollständig und irrig aufgefasst wurden. Wenn ein Haus von der einen Seite rot und von der anderen weiß ist, so wird einer, der es nur von der einen Seite gesehen hat, behaupten, dass es rot ist, ein anderer, es sei weiß. Beide haben Recht und Unrecht, aber wer das Haus von allen Seiten gesehen hat, wird sagen, es sei rot und weiß, und dies allein stimmt.
Ebenso verhält es sich mit der Meinung, die man sich vom Spiritismus macht; sie kann in gewisser Beziehung wahr und falsch sein, wenn man das auf das Allgemeine bezieht, was nur partiell ist, wenn man das für die Regel hält, was nur eine Ausnahme ist, das für ein Ganzes erklärt, was eben nur ein Teil ist. Das ist auch der Grund, warum wir sagen, dass jeder, der diese Wissenschaft ernstlich studieren will, viel und lange damit zubringen muss; die Zeit allein wird ihm gestatten, Einzelheiten zu sammeln, die feinen Unterschiede wahrzunehmen, eine Menge charakteristischer Tatsachen zu beobachten, die für ihn Anzeichen der Erkenntnis sein werden; aber wenn er sich nur an der Oberfläche hält, so setzt er sich der Gefahr aus, ein vorzeitiges, deshalb auch folgerichtig ein irriges Urteil zu fällen. Hier folgen die allgemeinen Grundsätze welche, wie man sagen kann, den Glauben der Spiritisten im Allgemeinen bilden, denn die abweichenden Systeme sind nur isolierte Meinungen:
1) Die spiritistischen Phänomene sind durch ausserkörperliche Intelligenzen hervorgebracht, die man Geister nennt.
2) Die Geister bilden die unsichtbare Welt, sie sind überall, die Räume sind mit ihnen ins Unendliche angefüllt; es gibt deren stets einige um uns, mit denen wir in Berührung kommen.
3) Die Geister wirken unaufhörlich auf die physische und moralische Welt ein, und sie sind eine der Naturmächte.
4) Die Geister sind keine Wesen außerhalb der Schöpfung, sie sind Seelen, welche entweder auf dieser Erde oder in anderen Welten gelebt und ihre körperliche Hülle abgelegt haben; daraus folgt, dass die menschlichen Seelen inkarnierte Geister sind, und dass wir durch unser Ableben zu Geistern werden.
5) Es gibt Geister von allen Stufen der Güte, Bosheit, des Wissens und der Unkenntnis.
6) Sie sind alle dem Gesetze des Fortschrittes unterworfen und können alle zur Vollkommenheit gelangen; da sie aber einen freien Willen haben, so gelangen sie dazu in einer längeren oder kürzeren Zeit, je nach ihren Anstrengungen und nach ihrem Willen.
7) Sie sind glücklich oder unglücklich, je nachdem ob sie in ihrem Leben Gutes oder Böses getan haben, und nach dem Grad des Fortschrittes, den sie erreicht haben. Das vollkommene, unveränderliche Glück wird nur den Geistern zuteil, welche zu dem höchsten Grad der Vollkommenheit gelangt sind.
8) Unter gegebenen Umständen können sich alle Geister den Menschen offenbaren. Die Anzahl derjenigen, die sich offenbaren können, ist unendlich.
9) Die Geister offenbaren sich über Medien, die ihnen als Werkzeug und als Dolmetscher dienen.
10) Man erkennt die Erhabenheit oder Niedrigkeit der Geister an ihrer Sprache, die Guten raten nur das Gute und sagen nur Gutes, alles an ihnen bezeugt ihre Erhabenheit; die Bösen betrügen und alle ihre Worte tragen den Stempel der Unvollkommenheit und Unwissenheit an sich.
Die verschiedenen Grade, welche die Geister durchlaufen müssen, sind in der spiritistischen Stufenleiter angedeutet. (Das Buch der Geister, Nr. 100) Das Studium dieser Einteilung ist unerlässlich, um die Natur der Geister, die sich offenbaren, beurteilen zu können, nämlich ihre guten und bösen Eigenschaften.
50. Das System einer materiellen Seele: Dieses besteht einzig und allein in einer besonderen Ansicht über die innere Beschaffenheit der Seele. Nach dieser Meinung wären die Seele und ihre Geisterhülle (Perispirit) nicht zwei verschiedene Dinge, oder besser gesagt, die Geisthülle wäre nichts anderes als die Seele selbst, die sich nach und nach durch die verschiedenen Wandlungen reinigt, so wie sich Alkohol durch Destillieren reinigt, während die spiritistische Lehre die Geisterhülle nur als eine fluidische Hülle der Seele oder des Geistes betrachtet. Wenn der Perispirit eine wenngleich sehr ätherische Materie wäre, so wäre die Seele von materieller Natur mehr oder weniger dicht, je nach dem Grad ihrer Reinigung.
Dieses System bekämpft keinen der Grundsätze der spiritistischen Lehren, denn es ändert nichts an der Bestimmung der Seele. Die Bedingungen ihres künftigen Glückes sind immer dieselben; die Seele und der Perispirit bilden ein Ganzes genannt Geist, so wie der Keim und die Keimhülle ein Ganzes bilden und als Frucht bezeichnet werden. Die ganze Frage reduziert sich darauf, das Ganze als homogen anstatt aus zwei verschiedenen Teilen gebildet zu betrachten.
Wie man sieht, hat dies keine Folgen, und wir würden davon nicht gesprochen haben, wenn wir nicht Personen getroffen hätten, die geneigt waren, darin eine neue Lehre zu sehen. Die übrigens sehr wenig verbreitete Meinung würde unter den Spiritisten ebenso wenig eine Spaltung hervorbringen, als die zwei Ansichten der Ausströmung und Wellenbewegung des Lichtes eine solche unter den Physikern bewirkt. Die welche sich wegen einer so kindischen Frage absondern wollten, würden damit selbst beweisen, dass sie der Nebensache mehr Gewicht beimessen als der Hauptsache, und dass sie durch Geister zur Uneinigkeit getrieben werden, die nicht gut sein können; denn die guten Geister bringen nie Erbitterung und Zwietracht. Darum laden wir alle wahren Spiritisten ein, sich gegen solche Einflüsterungen zu wehren und Kleinigkeiten kein größeres Gewicht beizulegen, als sie verdienen.
Wir glauben dessen ungeachtet einige Worte darüber sagen zu müssen, worauf sich die Meinung derer stützt, welche die Seele und die Geisterhülle (Perispirit) für zwei verschiedene Dinge halten. Sie stützt sich auf die Belehrung der Geister selbst, die sich in dieser Beziehung nie widersprachen. Wir reden von den aufgeklärten Geistern, denn es gibt unter ihnen solche, die nicht mehr, ja sogar weniger wissen, als die Menschen, während die genannte Theorie eine menschliche Empfindung ist. Wir haben den Perispirit weder gefunden noch vorausgesetzt, um die Erscheinung zu erklären, sein Dasein ist von den Geistern enthüllt worden, und die Beobachtung hat es uns bestätigt (Das Buch der Geister: Nr. 93). Diese Anschauung stützt sich noch auf das Studium der Empfindungen der Geister (Das Buch der Geister: Frage 257) und besonders auf das Phänomen der wahrnehmbaren Erscheinungen, was nach der entgegengesetzten Meinung die Verdichtung und Trennung der die Seele bildenden Bestandteile, mithin ihre Zerstörung einschließen würde.
Man müsste übrigens zugeben, dass diese Materie, die unseren Sinnen wahrnehmbar werden kann, das intelligente Prinzip selbst sei, was ebenso vernunftgemäß ist, als die Seele mit dem Körper oder das Kleid mit dem Körper zu verwechseln. Was das innere Wesen der Seele betrifft, so ist uns dies unbekannt. Wenn man sagt, sie sei immateriell, so muss man es in einem relativen und nicht wörtlichen Sinne verstehen; denn die absolute Immaterialität wäre das Nichts; nun aber ist die Seele oder der Geist etwas, das will sagen, dass ihre Essenz in Bezug auf alles, was wir Materie nennen, so erhaben ist, dass sie für uns immateriell ist. (Das Buch der Geister: Nr. 32 und 82)
51. Hier die Antwort eines Geistwesens darüber:
„Das, was die einen Perispirit nennen, ist nichts anderes, als das, was die andern materielle, fluidische Geisterhülle nennen. Ich werde mich auf eine logischere Art verständlich machen und sagen, dass dieses Fluidum die Vervollkommnungsfähigkeit der Sinne, die Ausdehnung des Sehens und des Auffassungsvermögens ist; doch ich rede hier von den erhabenen Geister. Was die niederen Geister betrifft, so sind sie noch ganz mit irdischen Fluida umhüllt; diese gleichen, wie ihr seht, der Materie und daher stammen die Beschwerden des Hungers, der Kälte oder des Schmerzen, welche die höheren Geister nicht erleiden können, weil die irdischen Fluida um ihre Seele verfeinert sind. Die Seele benötigt in ihrem Fortschritt stets eine Substanz; ohne Substanz ist die Seele für Euch nichts, oder besser gesagt, sie kann von euch nicht begriffen werden. Die Geisterhülle (Perispirit) ist für uns wandelnde Geister das vermittelnde Glied, wodurch wir mit euch verkehren, sei es indirekt durch euren Körper oder durch euren Perispirit, oder sei es direkt mit eurer Seele. Daher stammen die Verschiedenartigkeit von Medien und Mitteilungen vom Jenseits.
Nun muss ich noch den wissenschaftlichen Teil, das ist das Wesen des Perispirits, behandeln. Begreift es zuvor moralisch, so bleibt uns nur, von der Natur der Fluida zu reden, was im Augenblick unerklärlich ist. Die Wissenschaft kennt sie nicht genau, aber man wird dahin gelangen, wenn die Wissenschaft mit dem Spiritismus vorwärts gehen will. Der Perispirit kann sich verändern und unendlich verwandeln. Die Seele ist der Gedanke, sie verändert sich nicht. Geht in dieser Beziehung nicht weiter, das ist ein Punkt, der nicht näher erörtert werden kann. Glaubt mir, ich suche ebenso wie ihr! Ihr sucht jetzt nach dem Perispirit, wir suchen die Seele. Wartet also.(Lamenais) Also selbst die Geister, die man für fortgeschritten halten kann, konnten bisher das Wesen der Seele nicht erforschen, wie wären wir allein dazu imstande? Das heißt also seine Zeit verlieren, den Ursprung von Dingen erforschen zu wollen, was, wie es in dem „Buch der Geister” gesagt wurde (Nr. 17 und 40), den Geheimnissen Gottes angehört.
Mit Hilfe des Spiritismus ergründen zu wollen, wofür die Menschheit noch nicht zuständig ist, das heißt von seinem wahren Ziele abweichen, das heißt wie ein Kind handeln, das etwas früher wissen will als der Greis. Der Mensch möge den Spiritismus zu seiner moralischen Verbesserung anwenden, das ist die Hauptsache; das Übrige ist eine unfruchtbare Wissbegierde und zuweilen auch Stolz, dessen Befriedigung ihn nicht um einen Schritt vorwärts bringen wird. Das einzige Mittel, ihn vorwärts zu bringen, ist, sich zu bessern. Die Geister, die das Buch diktiert haben, welches ihren Namen trägt, haben ihre Weisheit dadurch bewiesen, dass sie sich in Bezug auf den Anfang der Dinge in den Grenzen hielten, die Gott nicht erlaubt hat, zu überschreiten. Sie überließen den systematischen und anmaßenden Geistern die Verantwortung der vorgefassten und irrigen, mehr verführerischen als soliden Theorien, welche eines Tages vor der Vernunft fallen werden, wie viele andere, die dem menschlichen Gehirn entsprungenen sind. Sie haben gerade das gesagt, was notwendig war, um dem Menschen die ihn erwartende Zukunft begreifen zu lassen und ihn dadurch zum Guten zu ermuntern.