• Mechanische Medien • Intuitive Medien • Halbmechanische Medien • Inspirierte oder unbewusste Medien • Medien mit Vorahnung
178. Von allen Mitteilungsarten ist die Handschrift die einfachste, bequemste und vor allem die vollständigste Art. Dahin muss man mit allen Kräften streben, denn es gestattet, mit den Geistern einen fortlaufenden und ebenso regelmäßigen aufzubauenden Verkehr wie er unter uns besteht. Man muss sich dem umso mehr widmen, als es das Mittel ist, wodurch die Geister am besten ihre Natur und den Grad ihrer Vollkommenheit oder Niedrigkeit enthüllen. Durch die Leichtigkeit sich auszudrücken, machen sie uns ihre intimsten Gedanken bekannt und setzten uns so in die Lage, sie zu beurteilen und nach ihrem Wert zu schätzen. Die Schreibfähigkeit ist für ein Medium überdies die Gabe, welche am meisten geeignet ist, sich durch Übung zu entwickeln.
Mechanische Medien
179. Wenn man gewisse Ergebnisse betrachtet, welche bei der Bewegung eines Tisches, eines Körbchens oder eines schreibenden Brettchens zum Vorschein kommen, so kann man an den Einwirkungen nicht zweifeln, welche unmittelbar durch den Geist auf diese Gegenstände genommen wird. Das Körbchen wirft sich oft mit solcher Gewalt herum, dass es den Händen des Mediums entwischt. Manches Mal richtet es sich gegen gewisse Personen im Kreise auf, um sie zu schlagen; wieder ein anderes Mal verraten seine Bewegungen gefühlvolle Teilnahme. Dasselbe findet statt, wenn der Bleistift in der Hand des Mediums ist. Oft wird er mit Kraft weit weggeworfen oder die Hand zittert krampfhaft, wie das Körbchen, und schlägt voll Zorn auf den Tisch, selbst dann, wenn das Medium sich in der größten Ruhe befindet und sich darüber wundert, seiner selbst nicht Herr zu sein. Nebenbei gesagt deuten solche Erscheinungen immer auf das Dasein unvollkommener Geister hin. Die wahrhaft erhabenen Geister sind stets ruhig, würdevoll und wohlwollend. Wenn sie nicht gehört werden, ziehen sie sich zurück und andere nehmen ihre Stelle ein. Der Geist kann daher unmittelbar seinen Gedanken ausdrücken, sei es durch die Bewegung des Gegenstandes, wobei die Hand des Mediums nur der Stützpunkt ist, sei es durch die Einwirkung auf die Hand selbst.
Wenn der Geist direkt auf die Hand wirkt, gibt er dieser eine vom Willen des Mediums gänzlich unabhängige Bewegung. Sie schreibt ohne Unterbrechung und ohne Zutun des Mediums, solange der Geist etwas zu sagen hat und hört auf, wenn er beendet hat.
Das Charakteristische bei dieser Erscheinung ist der Umstand, dass das Medium nicht die geringste Kenntnis von dem hat, was es schreibt, die gänzliche Unkenntnis bildet in diesem Fall das, was man ein passives oder mechanisches Medium nennt. Diese Gabe ist darum wertvoll, weil sie keinen Zweifel an der Unabhängigkeit der Gedanken des Schreibenden zulässt.
Intuitive Medien
180. Die Übertragung des Gedankens findet auch durch die Vermittlung des Geistes des Mediums statt oder besser gesagt: seiner Seele; da wir mit diesem Namen den einverleibten Geist bezeichnen. Der kundgebende Geist wirkt in diesem Fall nicht auf die Hand, um sie zum Schreiben zu bringen; er hält sie nicht, er begleitet sie nicht, er wirkt auf die Seele mit welcher er sich identifiziert. Die Seele bewegt unter diesem Einfluss die Hand und die Hand den Bleistift. Bemerken wir hier eine wichtige Sache, nämlich, dass der kundgebende Geist die Seele des Mediums nicht ersetzt, denn er kann die Seele nicht verlagern, er beherrscht sie aber ohne ihr Wissen und prägt ihr seinen Willen ein. Hierbei ist die Rolle der Seele nicht absolut passiv; sie ist es, welche den Gedanken des kundgebenden Geistes empfängt und ihn überträgt. In dieser Lage weiß das Medium, was es schreibt, obwohl das nicht sein eigener Gedanke ist; es ist, was man ein intuitives Medium nennt.
Wenn das so ist, wird man sagen, beweist uns das nicht, dass es der fremde Geist ist, welcher schreibt, und nicht die Seele des Mediums. Der Unterschied ist in der Tat manches Mal sehr schwer; was aber wenig wichtig ist. Jedoch kann man den eingegebenen Gedanken daran erkennen, dass er nie vorgedacht wurde; er entsteht in dem Maße, wie man schreibt, und oft ist er einer vorherigen Idee, die man sich gebildet hatte, ganz entgegengesetzt; er kann sogar außerhalb das Bereiches der Kenntnisse und der Fähigkeiten des Mediums liegen.
Die Rolle eines mechanischen Mediums ist die einer Maschine; das intuitive Medium handelt, wie ein Dolmetscher oder Übersetzer tun würde. Dieser muss den Gedanken, um ihn übersetzen zu können, in der Tat verstehen, sich ihn gewissermaßen zu eigen machen, um ihn getreulich wiederzugeben, und doch ist dieser Gedanke nicht seiner, er geht nur durch sein Gehirn hindurch. Dies ist in der Tat die Rolle des intuitiven Mediums.
Halbmechanische Medien
181. Bei dem rein mechanischen Medium ist die Bewegung der Hand unabhängig von seinem Willen; bei dem intuitiven Medium ist die Bewegung gewollt und freiwillig. Das halbmechanische Medium nimmt an diesen Zuständen Anteil; es empfindet einen ohne das Zutun seiner Hand gegebenen Impuls, aber zugleich hat es das Bewusstsein dessen, was es schreibt, in dem Maß, wie sich die Worte bilden. Beim ersten, dem rein mechanischen, folgt der Gedanke dem Akt des Schreibens, beim zweiten, dem intuitiven Medium, geht er ihm voran, und beim dritten begleitet er ihn. Die letztgenannten Medien sind die zahlreichsten.
Inspirierte oder unfreiwillige Medien
182. Jedermann, der im normalen Zustand oder in einem Zustand der Ekstase, fremde Mitteilungen zu seinen vorgefassten Meinungen erhält, kann in die Kategorie der inspirierten Medien eingereiht werden. Es ist, wie man sieht, eine Variante der intuitiven Medialität mit dem Unterschied, dass dabei der Einfluss einer verborgenen Macht noch weniger fühlbar ist; denn bei den Inspirierten ist es viel schwieriger, den eigenen Gedanken vom eingegebenen zu unterscheiden. Was den letzteren kennzeichnet, ist die Spontanität. Die Inspiration kommt uns von den Geistern, welche uns zum Guten oder zum Bösen beeinflussen wollen, aber sie ist häufiger das Werk derer, die uns wohl wollen, und wir begehen oft das Unrecht, ihren Ratschlägen nicht zu folgen; die Inspiration passt sich bei Entschlüssen, die wir fassen müssen, allen Verhältnissen des Lebens an. In dieser Beziehung kann man sagen, dass jedermann ein Medium sei, denn es gibt niemanden, der nicht seine vertrauten Schutzgeister hätte, die sich nach allen Kräften bemühen, ihren Günstlingen nützliche Gedanken einzugeben. Wenn man von dieser Wahrheit innigst überzeugt wäre, würde man öfters zur Inspiration seines Schutzengels Zuflucht nehmen, im Momenten, wo man nicht weiß, was man reden und tun soll. Man rufe ihn nur mit Andacht und Vertrauen im Fall der Not, und man wird sehr oft erstaunt sein über die Ideen, welche uns wie durch einen Zauber zukommen, sei es, dass man sich zu etwas entschließen soll oder etwas wichtiges vor hat. Wenn keine Idee kommt, so möge man warten. Als Beweis dafür dass die Idee, welche dann kommt eine fremde ist, dient die Erwägung, dass, wenn sie die unsere wäre, man ihrer ja stets Herr gewesen wäre, und es gäbe keinen Grund, warum sie nicht nach unserem Willen offenbart hätte. Derjenige, der nicht blind ist, braucht nur die Augen aufzumachen, um zu sehen, wann er will. Ebenso hat auch derjenige, welcher Ideen hat, sie stets zu seiner Verfügung; wenn sie ihm nicht nach seinem Willen kommen, muss er sie anderswo zu schöpfen, als in seinem Innersten.
Zu dieser Kategorie kann man noch jene zählen, die ohne mit einer außergewöhnlichen Intelligenz versehen zu sein und ohne aus dem normalen Zustand zu treten, Augenblicke intellektueller Klarheit haben, welche ihnen vorübergehend eine ungewöhnliche Leichtigkeit der Konzeption und Beredsamkeit und zuweilen auch das Vorgefühl zukünftiger Geschehen verleihen. In diesen Momenten, welche man Inspiration nennt, sind die Ideen vorhanden, folgen einander und verketten sich sozusagen von selbst und durch einen unfreiwilligen, fast fieberhaften Impuls; es kommt uns vor, als ob eine höhere Intelligenz kommt, uns zu unterstützen, und als ob unser Geist von einer Last befreit ist.
183. Menschen von Genie in jeder Richtung: Künstler, Gelehrte, Literaten sind unstreitig Fortgeschrittene Geister, die von sich selbst aus befähigt sind, große Dinge zu begreifen und zu entwerfen; aber außerdem genau deshalb, weil sie für fähig gehalten werden, und Geister, welche die Erfüllung gewisser Arbeiten wünschen, ihnen die nötigen Ideen einflössen, und so sind sie sehr oft Medien, ohne es zu wissen. Sie besitzen aber eine unbestimmte Ahnung einer fremden Hilfe, denn derjenige, welcher um Inspiration bittet, nimmt eben eine Anrufung vor. Warum würde er, wenn er nicht erhört zu werden hoffte, so oft rufen: “Mein guter Geist, komm mir zu Hilfe!”
Die folgenden Antworten bestätigen diese Annahme:
1. Welches ist die erste Ursache der Inspiration?
„Ein Geist, der sich durch den Gedanken mitteilt.”
2. Hat die Inspiration nur die Enthüllung großer Dinge zum Gegenstand?
“Nein, sie hat oft zu den allergewöhnlichsten Dingen des Lebens Bezug. Zum Beispiel: du willst irgendwo hingehen, eine innere Stimme sagt dir, es nicht zu tun, weil es für dich gefährlich wäre; oder sie sagt dir, eine Sache zu tun, an welche du nicht denkst: Das ist Inspiration. Es gibt sehr wenige Personen, welche in gewissen Momenten nicht mehr oder weniger inspiriert wären.”
3. Kann z.B. ein Autor, ein Maler, ein Musiker in den Momenten der Inspiration als Medium betrachtet werden?
„Ja, denn in solchen Momenten ist ihre Seele freier und wie von der Materie befreit. Sie erlangten einen Teil der geistigen Fähigkeiten und erhalten die Mitteilungen anderer Geister die sie inspirieren viel leichter.”
184. Die Vorahnung ist eine vage Intuition künftiger Dinge. Gewisse Personen besitzen diese Anlage mehr oder weniger ausgebildet; sie können sie einer Art Hellsichtigkeit verdanken, die ihnen ermöglicht, die Folgen der gegenwärtigen Verhältnisse und die Verkettung der Ereignisse vorauszusehen. Aber oft ist es auch die Wirkung von verborgenen Mitteilungen, und vor allem in diesem Fall kann man denen, die mit dieser Fähigkeit begabt sind, den Namen “Medium mit Vorahnungen” geben, was eine Variante der inspirierten Medien ist.